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art but fair schreibt Offenen Brief an Markus Lanz und das ZDF

Moritz Bleibtreus Bärendienst

20. Januar 2014. Die Initiative art but fair hat sich heute mit einem Offenen Brief an Markus Lanz und das ZDF gewandt. In dem Brief geht es um Lanz' Talksendung "Markus Lanz" vom 16. Januar, die u.a. das Thema eines zunehmenden Prekariats innerhalb des deutschen Schauspielberufes behandelte und in der auch der Schauspieler Moritz Bleibtreu zu Gast war. Johannes Maria Schatz, Erster Vorsitzender von art but fair und Unterzeichner des Briefes, moniert darin, dass Bleibtreu unwidersprochen Falschaussagen verbreitet habe, die "vor allem den deutschen Theater-Schauspielern einen Bärendienst erwiesen" hätten.

Im Einzelnen hießt es in dem Brief:

"1. Behauptet wurde durch Herrn Bleibtreu, dass es an deutschen Theatern ein Anfängergehalt von 3.000 Euro gäbe. Er bemühte dabei das Beispiel von Castrop-Rauxel. Am Westfälischen Landestheater gilt dort – wie an allen anderen deutschen Bühnen, die dem Deutschen Bühnenverein angeschlossen sind – der tarifliche Normalvertrag Bühne.
Fakt ist vielmehr, dass der Mindestlohn bei 1.650 EUR brutto liegt. Inzwischen hat Herr Bleibtreu auf seiner Facebookseite zugegeben, dass er angeblich Euro mit der alten D-Mark verwechselt habe, und sich entschuldigt. Aber selbst zu D-Mark-Zeiten lag freilich das Gehalt nicht bei 3.000 DM, sondern bei etwa der Hälfte.

2. Der noch viel fatalere Eindruck entstand aber durch seine Einlassung (ebenfalls unwidersprochen), dass es jungen Schauspielern ja lediglich um die schnelle Berühmtheit gehe und deswegen niemand mehr eine mehrjährige Ausbildung absolvieren und an den kleinen öffentlich-geförderten Bühnen (er sprach fälschlicher Weise von 'subventioniert') wie Recklinghausen etc. spielen wollte. Das ist ebenfalls beides schlicht falsch. Fakt ist vielmehr, dass sich eben jene kleinen Bühnen zahlreich und seit Jahren in einem für alle Beteiligten kräfteraubenden Überlebenskampf befinden, weil sie seitens der öffentlichen Hand immer weniger Fördermittel zur Verfügung gestellt bekommen. Immer mehr Bühnen müssen darum einzelne Sparten streichen oder gänzlich schließen. Zudem absolvieren sehr wohl zahlreiche junge Menschen die vielen staatlichen und privaten Schauspielschulen, leider mehr als der Markt eigentlich benötigt. Das ist Teil der Misere, die zu unverschämten Dumping-Gagen führt."

Schatz und art but fair fordern das ZDF daher auf, in einer der kommenden Sendungen von "Markus Lanz" diese Aussagen richtig zu stellen. Zwei Tage zuvor hatte art but fair bereits in der gleichen Angelegenheit einen Offenen Brief an Moritz Bleibtreu veröffentlicht. Die Initiative art but fair besteht seit etwa einem Jahr und setzt sich für gerechtere Arbeitsbedingungen und angemessene Gagen in der Darstellenden Kunst und der Musik ein.

Mittlerweile gibt es eine Online-Petition, mit der die Absetzung von Markus Lanz gefordert wird. Sie bezieht sich auf dieselbe Sendung wie die, in der Bleibtreu auftrat, nimmt allerdings seinen Umgang mit Sarah Wagenknecht zum Anlass.

(wb / artbutfair.org)

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Kommentare  
Offener Brief von art but fair: Mindestgagen
"Aber selbst zu D-Mark-Zeiten lag freilich das Gehalt nicht bei 3.000 DM, sondern bei etwa der Hälfte." Nicht wirklich: Die letzte Mindestgage in DM lag bei 2.600 (=1.330 Euro). Mit Einführung des Euro 2002 wurde die Mindestgage auf 1.550 Euro angehoben. Diese Erhöhung war überfällig und das sie 12 Jahre später gerade mal 100 Euro höher ist, ist das eigentliche Trauerspiel.
Offener Brief von art but fair: große Klappe
nun ja, der Bleibtreu Moritz ist halt ein wenig ein uninformiert.....musste ja nie für wenig Geld viel arbeiten....schon gar nicht am Theater...da war ihm movie and tv schon attraktiver.....so ist er halt, der Sohn der wunderbaren Mütter...große Klappe...viel ungenauer Text....
aber was erwartet man bei Lanz zu später Stunde...mehr als dünnes Gequake? Never.
Offener Brief von art but fair: Gewerkschaft tut not
Es gibt im deutsprachigen Theater weder Solidarität noch Bewußtsein dafür, was eine schlagkräftige Gewerkschaft für Schauspieler oder andere Bühnenberufe bedeuten könnte. Deshalb verwundert es auch nicht, dass Moritz Bleibtreu so einen Stuss verzapfen kann. Er weiß davon nichts und es interessiert ihn offensichtlich nicht, wieviel ein Anfänger in Castrop-Rauxel verdient, weil er keinen bewußten Umgang mit seinem Berufsstand kennt. Da gibt es andere Länder mit anderen Traditione und Erfolgen. Mit Abstrichen kann man zum Beispiel sagen: Amerika du hast es besser. Auch wenn die nicht so ein edles Theatersystem pflegen wie wir, so gibt es eine Gewerkschaft, die auch mal etwas erreicht.
Offener Brief von art but fair: Statement eines ehemaligen Intendanten
Es gibt sie wieder die Schauspielergewerkschaft: Mit dem Generationswechsel an der Spitze der GDBA ist die Schauspielergewerkschaft aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht. Man kann dem neuen - so aktiven - Vorsitzenden Jörg Löwer nur ein "weiter so" wünschen und die Kollegen auffordern nicht nur über Moritz Bleibtreu - zu Recht - zu schimpfen sondern aktiv in der GDBA mitzuarbeiten. Ich schreibe das als ehemaliger Intendant, denn die Theater brauchen einen starken Tarifpartner um gemeinsam für den Erhalt unserer einmaligen Theaterlandschaft zu kämpfen

Gerhard Hess
Offener Brief von art but fair: Petition
Die Sendung "Markus Lanz" vom 16.01.2014 zeigte zum wiederholten Male, dass Herr Lanz weder fähig noch willens ist, seinen Gästen gleichberechtigt Wohlwollen, Rederecht und Anstand entgegenzubringen. Ein Moderator, der offenbar große Probleme damit hat, dem politischen Spektrum links von der Mitte mit einem Mindestmaß an Höflichkeit zu begegnen, passt nicht in ein Öffentlich Rechtliches Format. Der im explizitem Falle miserable Stil im Umgang mit Sahra Wagenknecht spiegelt in drastischem Maße wider, dass politische Neutralität für Lanz ein Fremdwort ist.
Der Bildungsauftrag sowie die Wahrung der politischen und wirtschaftlichen Unabhängigkeit. wird durch die von Lanz demonstrierte tendenzielle Diskussionskultur grob vernachlässigt

https://www.openpetition.de/petition/online/raus-mit-markus-lanz-aus-meiner-rundfunkgebuehr
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