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Berliner Schaubühne sagt Türkei-Gastspiel ab

Große Verunsicherung

7. November 2017. Die Berliner Schaubühne hat ein Gastspiel ihrer Produktion Richard III. in der Türkei beim Istanbul Theatre Festival abgesagt. In einer Erklärung des Theaters hieß es dazu: "Die Verhaftungen vieler Journalisten, Wissenschaftler und Menschenrechtler in den letzten Wochen und Monaten, unter denen auch ausländischen waren, vor allem aber die nicht erkennbaren Gründe hierfür, führten zu einer großen Verunsicherung im Team. Die Unmöglichkeit, den Beteiligten in der momentanen Situation eine Garantie für Ihre persönliche Sicherheit geben zu können, hat uns letztlich bewogen, nicht in die Türkei zu reisen."

Das türkische Theaterpublikum sei den Aufführungen von Thomas Ostermeier und der Schaubühne seit vielen Jahren sehr verbunden. In den vergangenen Jahren gastierte die Schaubühne mehrfach beim Theaterfestival in Istanbul u.a. mit ihren Produktionen Hamlet und ein Ein Volksfeind. Thomas Ostermeier erhielt 2012 den Ehrenpreis des Istanbul Theatre Festivals. "Für unsere Partner vom Theaterfestival und unsere Zuschauer bedauern wir sehr, dass sie unter einer Situation leiden, die sie nicht verursacht haben", heißt es in der Erklärung der Schaubühne weiter. "Wir hoffen auf entspanntere Zeiten, in denen wir wieder in die Türkei fahren können."

Bereits im Oktober hatte der Schauspieler Lars Eidinger, der in "Richard III. die Titelrolle spielt, eine Reise nach Russland abgesagt. Dort sollte Alexej Utschitels Historienfilm "Mathilda" Premiere haben, in dem Eidinger den russischen Zaren Nikolaus II. spielt. Eidinger hatte Drohungen erhalten, wie Berichten in diversen Medien zu entnehmen war, darunter Die Zeit und die Internetseite des Senders Deutschen Welle. Den Informationen dieser Medien zufolge hatte die Duma-Abgeordnete Natalja Poklonskaja eine Diffamierungskampagne gegen Eidinger initiiert, und darüber hinaus versucht, gerichtlich die Aufführung des Films zu verhindern.

(Schaubühne am Lehniner Platz / sle)

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Kommentare  
Schaubühne sagt Türkei-Gastspiel ab: andere Sorgen
Schon ärgerlich das Ganze: Man hält sich für so wichtig, dass man um sich und um sein Team Angst hat (...)
Keiner ist in der Türkei verhaftet worden, weil er eine mittelmäßige Inszenierung gezeigt hat. Mal im Ernst: Wenn man - weit weg von ernsthaften Sorgen um sein Leben - den Angsthasen gibt, dann verhöhnt man die tausende Akademiker, die sich für Frieden eingesetzt haben und das jetzt mit Arbeitslosigkeit oder Gefängnis oder Missachtung durch die „Gesellschaft“ bezahlen oder mit Exil.
Wer hätte die Inszenierung gesehen? Die Karten waren zum grössten Teil vor dem offiziellen Verkaufsbeginn „weg“ gewesen (an wen?) und kosteten TL 220 oder TL 330 (billigere gab es auch, es ist aber anzunehmen, dass die Sichtverhältnisse entsprechend sind) Zum Vergleich: Der Mindestnettolohn beträgt in der Türkei TL 1.400.
Schaubühne sagt Türkei-Gastspiel ab: Kunst wird gebraucht
schön, dass sich teodor currentzis zu wort gemeldet hat und die position eines der kunst (und NICHT! der politik) verpflichteten abgibt. he, schaubühne - wie seid ihr gerade so unterwegs? wollt ihr im reichstag in die politik einsteigen/stürmen? ... WIR brauchen aber KUNST von euch!!!

"Baden-Baden Stardirigent Teodor Currentzis will trotz zunehmender Klagen mancher Künstler über politischen Druck in Russland weiter in dem Land leben. Er liebe Russland innig, sagte der 45-Jährige vor einem Gastspiel im Festspielhaus Baden-Baden.

„Und ich werde dieser Kunst dienen – und nicht einem Staat oder Politikern, die es heute gibt, aber morgen schon vergessen sind. Deshalb“, so Currentzis weiter, „ist die Vorstellung, das Land zu verlassen wegen eines Menschen, der dir nicht gefällt oder dich beim Arbeiten stört, die Position eines feigen Menschen.“

Kritisiert hatte der gebürtige Grieche, der einen russischen Pass hat, zuletzt auch das Vorgehen gegen den Moskauer Regisseur Kirill Serebrennikow. Mit ihm sitze jetzt die moderne russische Kunst auf der Anklagebank, hatte Currentzis auf der Internetseite des Theaters in Perm geschrieben. „Dieser grobe Umgang und dieses parteiische Verhältnis einem Künstler gegenüber ist unzumutbar. Das diskreditiert das Rechtssystem in unserem Land“, meinte Currentzis. „Wenn das so weitergeht, werden Regisseure Angst haben, ihre Arbeit zu machen.“...
In Russland wegen der Kultur - weiter lesen auf Augsburger-Allgemeine: http://www.augsburger-allgemeine.de/kultur/In-Russland-wegen-der-Kultur-id43188531.html

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Schaubühne sagt Türkei-Gastspiel ab: wildly ironical
To Thomas Ostermeier and Schaubühne Berlin

As a Turkish theatre maker and citizen I regret to hear your decision of not attending the İstanbul Tiyatro Festivali (Istanbul Theatre Festival) with your performance of Richard the 3rd. The festival in its 21st year had to announce that the performance which was sold out had to be cancelled because of your fears of attending. I find this utterly and wildly ironical and extremely contrary to the soul of Shakespeare's Richard the Third.
Wars, fascism and terrorism is not just a local issue which hits the far away lands. Not anymore. It's a global issue. And you cannot be protected from it by hiding in your own designated so far relatively "safe" lands.
Moreover performing Richard the Third in your own "safe" realms; however tough and bold it can be, will not make theatre, life and the world any better.
Not performing Richard the Third because of fears is like the performance of the king's kingdom in your own life. It is totally in contradiction to the content and aim of the play.
As a well received and admired theatre institution and group, I and all of my colleagues expected a more courageous and empathetical decision from you which is literally performing the play where it actually should be performed.
With respect,
Yesim Ozsoy.
(Writer, director, performer and general artistic director of GalataPerform.)

Thomas Ostermeier ve Schaubühne Berlin'e,
Türkiyeli bir tiyatrocu ve vatandaş olarak Istanbul Tiyatro Festivaline katılmama kararınızı üzülerek karşılıyorum. 21. senesinde olan festival, kapalı gişe olan oyununuzu Türkiye'ye gelmekle ilgili korkularınızdan dolayı iptal etmek durumunda kaldı. Bunu inanılmaz vahşice ironik ve oynadığınız Shakespeare'in Üçüncü Richard oyununun ruhuna aykırı buluyorum.
Savaşlar, faşizm ve terörizm artık sadece uzak ülkeleri vuran lokal bir mesele değildir. Global bir meseledir. Ve kendi şimdilik görece "güvenli" topraklarınızda saklanarak bunlardan korunamazsınız.
Dahası Üçüncü Richard'ı kendi "güvenli" alanlarınızda oynamaya devam etmek her ne kadar cesur ve sert oyunlar yapsanız da ne tiyatroyu, ne hayatı ne de dünyayı daha iyi bir yer haline getirir.
Üçüncü Richard'ı korkulardan dolayı oynamamak, kralın krallığının kendi hayatınızdaki performansı gibidir. Oyunun hedef ve içeriğiyle tamamen çelişir.
Bizler, Türkiye'de sevilen ve beğenilen bir tiyatro kurum ve insanları olarak, sizlerden daha cesur ve empati içeren bir karar beklerdik. O da oyunu tam da oynanması gereken yerde oynamak olurdu.
Saygılarımla
Yeşim Özsoy
Schaubühne sagt Türkei-Gastspiel ab: Verlust der Glaubwürdigkeit
Unfassbar und ärgerlich finde ich die Absage der Schaubühne, die sich doch stets politisch gibt!!! Ja, der Wohlstand stark subventionierter Staatskünstler, da ist das eigene soo große ICH doch so viel wichtiger, als Haltung und Courage zu zeigen!! Und ich schließe mich der obigen Meinung an: welch eine starke gewaltige Ohrfeige für all jene in der Türkei, die ihren Beruf verloren haben, Familien zerrissen und Existenten zerstört wurden!! Gerade jetzt sollte und muss man an der Seite derer stehen, die gerade auf Künstler etc setzen und hoffen, die sie unterstützen und nicht alleine lassen. Und: Ostermeier und die Schaubühne verlieren für mich total die Glaubwürdigkeit und ernst kann ich sie leider in Zukunft nicht mehr nehmen. Schade.
Schaubühne sagt Türkei-Gastspiel ab: theatrales Außenministerium
Soweit ich der Zusammenfassung der Mitteilung (siehe oben) entnehme, ist die Entscheidung zur Absage des Festival-Gastspiels gefallen, weil es in einem Team mit für heutige Verhältnisse großer Besetzung Ängste gab, die einmal nicht abgebaut werden konnten.
Es handelt sich bei dem Team hauptsächlich um Schauspieler und Schauspielerinnen. In den meisten Fällen mit jahrelangen gesammelten Gastspielerfahrungen, auch in Ländern, in die sich andere Theater nicht getraut haben in angespannter politischer Situation. Soweit ich das beobachtet habe, ist es Thomas Ostermeier immer gelungen, die Ängste zu zerstreuen; blieb er an der Seite seines Ensembles, als es z.B. galt für emanzipierte Schauspielerinnen im Iran wegen politischer Rücksichten und künstlerisch im betreffenden Stück unmotiviert mit Kopftuch aufzutreten. Es sind unter seiner Leitung Widerstände und politische Vorbehalte kollektiv überwunden worden, als es galt nach China zu fahren. Das Ensemble hat sein Spiel mit „Kindertotenlieder“ offiziell in Russland der lokalen Gay Community gewidmet –mit entsprechenden Folgen, es ist für die Arbeit FEAR von Falk Richter verklagt worden von einer aufstrebenden rechten Partei. Das Team war mit der „Volksfeind“-Inszenierung in Indien und hat sich durch alle dort herrschenden politischen Strömungen von Norden nach Süden reisend den Diskussionen und auch den Vorwürfen des jeweiligen Publikums gestellt. Ich will das gar nicht alles aufzählen, denn ich sehe das Theater nur von Ferne wie andere Theater auch – Aber aus meiner Sicht, hat die Schaubühne unter der Künstlerischen Leitung von Thomas Ostermeier eine Art zuverlässiges deutsches theatrales Kultur-Außenministerium betrieben unter einem großen persönlichen Einsatz aller Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Zuletzt bekam zum Beispiel Lars Eidinger, der schließlich Richard III. spielt, als Privatmensch öffentliche, ihm und damit auch seiner Familie und seinen Mitspielern gegenüber feindlich gesonnene Angriffe zu spüren... Ich finde es anmaßend, ein Theater, das mit F.I.N.D. selbst in großer Bandbreite seit Jahren ein Festival Internationaler neuer Dramatik ausrichtet und oft solidarischer, mutiger Gastgeber war für im jeweils eigenen Land gefährdete Spielformen, Themen, Theatermenschen, jetzt für diese Entscheidung zu kritisieren.
Es sind Künstler- und Künstlerinnen, die ein beträchtliches weltpolitisches Bewusstsein ausgebildet haben in langjähriger, enger Zusammenarbeit, reisend durch die Welt. Und wenn da nur einer eine Angst hat, die er im Moment nicht überwinden kann, ist das schon Grund genug abzusagen.
Wer nur deshalb plötzlich einen anderen, wahrhaftigeren Geist in Shakespeares Richard III. walten sieht, als er nunmehr in der Inszenierung von Thomas Ostermeier sehen kann, kann selbst diesen anderen Geist mit mutigeren Leuten inszenieren.
Nichts wird ihn hindern, wenn er es wirklich will.
Theater ist Theater, Schauspiel ist Schauspiel, und ein Schauspielensemble ist keine Armee mit Verpflichtung, international kulturpolitische Schnelle Solidar-Eingreiftruppe zu sein gegen jedes eigene Gefühl.

(d.o. - writer, non-director, non-performer, general ....what?)
Schaubühne sagt Türkei-Gastspiel ab: Danke
@D. Rust: danke für ihren differenzierten Beitrag zur Sache. Ihre Aufzählung gibt der Diskussion eine andere Wendung, und führt dazu, dass der Spiegel, in den hineinzugucken sich doch immer mal lohnt, in eine andere Richtung gedreht ist. Nämlich in die derer, die sich über die Entscheidung der Schaubühne echauffieren, nicht eine Sekunde tiefer über deren Gründe nachdenken, und das alles von einer recht bequemen Situation aus.
Man kann ja zur Schaubühne stehen, wie man will, aber ausgerechnet diesem Haus, mit all den zitierten Aktivitäten, Feigheit und Selbsbezüglichkeit vorzuwerfen, kommt so doch als Bumerang zurück. Ich sehe das so: Wenn ein solchens Haus mit seiner Reiseroutine, auch in komplizierte Länder, sich entschließt diemal nicht zu fahren, dann ist das ein Paukenschlag, der etwas darüber erzählt, wie sehr sich die Situation geändert hat, und dass man eben nicht mehr davon ausgeht, es "nur" mit Diskussionen, Anfeindungen und evt. Spielverboten zu tun zu haben, sondern dass es nun auch um sowas wie Verhaftungen und körperlich Unvérsehrtheit geht. Es ist nicht egoistisch sich unter diesen Umständen schützen zu wollen. Es ist allerdings eine Zumutung, andere aus der Comfort-Zone heraus (hier nehme ich Yesim Oszoy allerdings aus) in eine solche Situation hineinreden zu wollen. Dass sich Frau Oszoy tatkräftige Solidarität wünscht, kann ich allerdings verstehen. Die Handlungen suf der Bühne mit den Handlungen im Leben komplett gleichzusetzen, greift dennoch auch hier zu kurz. In Anlehnung an eine andere Diskussion auf nk: und blutet nicht auch der Schauspieler, wenn er gestochen wird? (Sh. Kaufmann v. Venedig/der Fremde, Münster)
Schaubühne sagt Türkei-Gastspiel ab: Öffentlichkeit
#6 angemerkt: Ja, verstehe ich auch, wenn sich eine Theaterleiterin länderübergreifende Solidarität wünscht. Speziell offenbar die bedingungslose Solidarität der Schaubühne. Und das hätte sie auch persönlich in die Schaubühne und an ihren Künstlerischen Leiter schicken können. Als Krtitik und Wunsch die/der auf gleichberechtigter administrativer Ebene mitgeteilt wird. Warum dafür extra diese nk-Öffentlichkeit ohne Not? Ich nehme doch stark an, dass auch die Gastgeber der Schaubühne in Istanbul zuerst von der Entscheidung erfahren haben und nicht erst als Partner übergangen über die offizielle Pressemitteilung?
Schaubühne sagt Türkei-Gastspiel ab: Open Letter
To Thomas Ostermeier and Schaubühne Berlin

Frankly, we found the text you shared is not sincere, quite generic and sadly, far far away from Mr. Ostermeier’s poetic works. In this context, nothing but more and more questions appear in minds.

Following is an excerption from Mr. Joseph Pearson’s interview (Jan 2015) with Mr. Ostermeier: »Underlying everything is the pleasure of having a character onstage who does all the things that are forbidden in a civilized world«, he says, »Of course, civilization is an incredible achievement; otherwise we couldn’t get along with each other. We know that we cannot kill, that we cannot rape, that we cannot take what belongs to others. The problem is that this civilisation is a curse, because we have forces that drive us, and these impulses are there; we have the Freudian drive to die (Todestrieb), to make love, for sex, we even have a certain drive to violence. We also have a drive to humanism, for instance to sharing. But I think what makes us suffer in this civilized world is that, to survive as a society, we have to ignore some of these forces which are inside us. Theatre is a beautiful tool to send somebody on stage, who is Richard, and to make him do all those things for us that we ourselves would sometimes like to do«. »You have to face the fact – and this is a stupid sentence – that evil exists. The question is: »Would Richard exist if the world around him weren’t ready for him?«. »Let’s not ignore it, because if we ignore it, it risks going into a corner where all of a sudden, like a monster, it comes back much bigger than if we truthfully deal with it. For this reason, I want to celebrate evil on stage«.

The reason and the aim why you chose to play Richard 3, is not coherent with the preferences where you wanna stage it. Why would you choose to play Richard 3, if you aim to play it only in the countries where democracy works very well and corruption is low or not existing? Doesn’t your purpose to portray the ‘the evil’ as to warn the audience? Should we believe that as a theatre company you have no intention to criticise corruption in regimens and you just aim to satisfy your first world audience? In this case and as being humble audiences without any art education, your play becomes only a masterpiece of artistic abilities which is a theatrical masturbation and nothing more.

It is also interesting that you mentioned the honorary award of the 18th Istanbul Theatre Festival 2012. It is not reasonable why you accepted it then. Did you not aware of the oppression of journalists, scientists and human rights activists back then (or you just simply chose to ignore them)? You said ‘these arrests seem arbitrary and unpredictable, and led to a feeling of uncertainty within the team’ and we are not sure if this explanation is naive or absurd since repression towards press is not a secret here hidden from the world as we are sure that as being world-citizen intellectuals you are/were quite aware of it.

It is understandable that sometimes those who do not know about Turkey prefer not to visit the country because of their lack of knowledge, being misinformed or simply because of their ignorance. Don’t you think it is your conscious ignorance knowing the facts of our country, confirming the performances and then cancelling them? Since you were here, since you saw and know us and still you choose to treat us like this, how could you warn others not to ignore the things they don’t even know?

Moreover, have your staff got enlightened about the political facts and had these concerns suddenly, only ten-twelve days prior your performances in Istanbul? If the answer is yes, we kindly recommend you to not to go Barcelona, New York or Washington D.C. (especially around Charlottesville) or elsewhere as you might have heard that the safety is ‘arbitrary and unpredictable, and led to a feeling of uncertainty within the team’. If your aim is to stage your plays only in stable and -so called- secure countries, it would be nice to declare this statement on your website and newsletters.

In the meantime, please rest assured that a foreign theatre company is always much more secure and welcomed here in Istanbul (as you have seen and experienced before). Although Turkey has mostly unjustified and unfortunate arrests, it has not been seen that guests of a theatre company have been arrested or abused.

At the end, in a commercial world, you have all rights and freedom to choose where to stage your performances or how to secure your commercial assets as a private and independent theatre company. However, even it is a naive thinking, we believe that theatre (companies, directors, players and so on) has (and always has had) a responsibility and even obligation towards humanity. It is a protest and rebellious form of art. If artists cannot work with this responsibility, there are hundreds of safer professions around.

We hope you can find your ‘drive to humanism, for instance to sharing’, again...

Thank you and best regards,

Merve Özcan, Mina Ertem, Dogan Takavut
Schaubühne sagt Türkei-Gastspiel ab: Institution und Individuum
Ein Intendant, der nur wegen eines einzigen Schauspielers/einer einzigen Schauspielerin, eines einzigen Mitarbeiters/einer einzigen Mitarbeiterin, die Sorge hat, nicht in die Türkei fährt, hat meinen vollen Respekt. Er stellt sich schützend vor seine Crew.
Dass die Meldung einer Institution nie verrät, ob es alle waren oder auch nur ein einziger Mensch Grund für die Nicht-Reise ist, ist berechtigter Schutz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Theaters.
Alle, die anklagen, warum kommt ihr nicht, ihr seid so wichtig, suchen nach der Institution, fordern das Gewicht der Institution. Aber hinter dieser Institution stehen Menschen. Ohne sie gibt es Die Schaubühne nicht. Und jeder dieser Menschen hat das Recht zu entscheiden, nein, er möchte nicht in ein Land fahren, zu dem das Auswärtige Amt zwar keine offizielle Reisewarnung ausgibt, aber dennoch eine den Bildschirm sprengende Liste an Hinweisen und Warnungen.
Und zu behaupten, die Situation in der Türkei wäre vor zwölf Jahren schon die gleiche gewesen, ist einfach falsch.
Und wenn es nicht nur um Schaubühne-Angucken, sondern ein politisches Gewicht der Institution geht, dann sollte der Ausfall einer Aufführung doch fast mehr Gewicht haben, als wenn sie gespielt hätten.

A theatre director who decides not to travel to Turkey only because of one worried actor or member of his theatre earns my full respect. he protects his employees. The official announcement never reveals whether only member of the company is the reason for the cancellation or many and this is a protection for the company members.
Everybody accusing the Schaubuhne and asking why do you not come, is asking for the Schaubuhne as an insitution, with the power of an institution. But there are people behind this institution. Without these people the Schaubuhne would not exist. And anybody has the right to decline to travel into a country about which our Department for Foreign Affairs does not issue an official travel warning but nonetheless publishes lists of hints, descriptions and warnings.
To declare now the situation in Turkey would have been the same 12 years ago is utterly false.
And if this is not only about watching a nice theatre performance by the Schaubuhne, but is about the power of an institution then maybe the cancellation is the more powerful than the performance they could have played.
Schaubühne sagt Türkei-Gastspiel ab: sensibel im Vorfeld
zu #8: Haben die Unterzeichner eigentlich auch gleich ein Kreuz mit der Post geschickt? Oder wenigstens so eine Art Pranger für - plötzlich, über die Nacht - ehrlos unberechtigte Ehrungen entgegen geommenen habende, verantwortungslose Künstler, die auf ihrer Website und in ihren Newslettern nicht ein für alle Male geklärt haben, dass sie nur dorthin fahren, wo es sicher für sie ist in einer unsicheren Welt??...

Wenn man allein diesen Offenen Brief liest, kann man die Schaubühne nur bestärken in ihrer Entscheidung und dem Team gratulieren, so sensibel im Vorfeld von Gastspielreisen Stimmungen wahrzunehmen. Über Ländergrenzen hinweg. Eine Theater-Freundschaft die so endigt, war denn wohl auch nie eine gewesen? Wenn ja, was war es dann? Wenn nein, wie soll darauf die Schaubühne und ihr Ensemble sinnvoll reagieren?
Außer durch Ignoranz? Was meinen denn unsere anderen wichtigen Theater und Intendanzen dazu? Was meint der Bühnenverein? Was das Goethe-Institut? Was Milo Rau? Oder ist das ein Kunst-Brief, der dann selbstverständlich jede Freiheit hat, für seinen Inhalt und seine Form auf ungeteilten Beifall zu hoffen?
Schaubühne sagt Türkei-Gastspiel ab: unendliche Abwägungen
ist die welt gespalten? die kunstwelt? europa? amerika?

auch dieser beitrag - die entscheidung der schaubühne und die dazu geäußerten kontroversen kommentare passen in das gleiche schema von unendlich vielen abwägungen und erklärungen von pro und kontra ... in der beurteilung von geschaffenen tatsachen bzw. der medialen verstärkung und fokussierung auf einzelne von ihnen

wir leben schon ewig mit unterschiedlichen meinungen, wie mit unterschiedlichen menschen und werden dies auch weiterhin ... abgenommen hat dafür die gelassenheit - mir scheint auch das wissen - um diese selbstverständlichkeit ... und verstärkt hat sich die rechthaberei bis hin zur schnellen abwertung anders denkender ... daraus ist nur ein aggressiver gesellschaftlicher grundtenor abzulesen >>> und die dringende frage, woher dieser kommt = die ursachenforschung findet keinen platz und raum und somit ist jeder damit ganz ALLEIN gelassen und nutzt die meinungsäußerung dafür als notwendiges ventil

wie schon geschrieben: nur EIN beispiel von unzähligen >>> es werden unzählige weitere folgen >>> bis die ursachen dahinter erkannt werden und die personifizierung und atomisierung von "unendlichen einzelbeispielen" = die PERSÖNLICHE SCHULDzuweisung ist eine populistische mode seit "christi gedenken" und verdirbt die freie entfaltung mit perfiden methoden bis hin zur freiwillig-angstbesetzten selbstbeschränkung.

^^es lebe der goldene käfig zur predigt von moral-unser^^

danke für die beiträge der kommentatoren aus der türkei
Schaubühne sagt Türkei-Gastspiel ab: Blockade der Denkstruktur
vielleicht denken viel zu wenig "rein-deutsch-stämmige" bürger - ganz im gegensatz zu den türkisch-stämmigen - das in DEUTSCHLAND acht ihrer landsleute ermordet wurden und nach nunmehr sechs jahren polizeiermittlung, gerichtsverhandlung und untersuchungsausschüssen - ganz abgesehen von den unerträglichen beschuldigungen an die betroffenen angehörigen selbst >>> wie verzerrt dies alles in migranten-seelen wirkt ... und wie groß bei ihnen die hoffnung auf die KUNST war/ist ... und wie schmerzlich, nun auch diese noch verlieren zu können und pure heuchelei hinter allem deutschen zu vermuten ... wenn die kunst sich ihrer selbst nicht mehr bewußt ist - ihrer wirkung nicht vertraut und AUCH noch der politik folgt, sollte sie sich doch einfach in kulturpolitik umbenennen und ihre stücke mit dem kulturministerium gemeinsam planen und besprechen ...

milo rau hat ja gezeigt, wie dies geht und lederer und dercon stehen näher zusammen als beide wohl selbst denken (lederer sprach mit augstein bei radio1 vor zwei tagen darüber: blabla INTERNATIONAL als ideologisches schlagwort, so als wäre jede eigenverantwortung damit GANZ KLAR zu ignorieren und sogar zu verteufeln, denn sie könnte ja nur "national" sein >>> und dieser begriff wurde ganz allein den "nazis" geschenkt >>> ^^ es lebe der internationale terrorismus, der internationale finanz- und waffentransfer ...^^ soviel blockade der denkstruktur wird politisch korrekt genannt ... eigentlich für denkende nicht auszuhalten ...
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