meldung
Online-Petition für bessere Bezahlung von Bühnenkünstlern
Bezahlt wie An- und Ungelernte
19. November 2015. Das Ensemble-Netzwerk, ein Bündnis junger Bühnenangehöriger, das für gerechte Arbeitsbedingungen am Theater kämpft, fordert in einer Online-Petition den Deutschen Bühnenverein zur besseren Bezahlung künstlerischer Bühnenangehöriger auf.
Die aktuelle Mindestgage an Theatern liege gemäß NV-Bühne (dem Normalvertrag für künstlerisches Personal) bei monatlich 1.765 Euro brutto und damit auf dem Niveau des gesetzlichen Mindestlohns. Die nach Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes bzw. nach TV-L (Tarifvertrag der Länder) angestellten Theatermitarbeiter seien demgegenüber in der Entgeltgruppe "E9" eingestuft, womit ihr Bruttogehalt im ersten Anstellungsjahr bei ca. 2. 500 Euro liege. Der Mindestlohn nach NV-Bühne entspräche in seiner Höhe der Entgeltgruppe "E2" des öffentlichen Dienstes, der untersten Entgeltgruppe für "An- und Ungelernte".
Die Forderung des Ensemble-Netzwerks nach einer gerechteren "Bezahlung aller Kolleg*innen am Theater" würde "eine substanzielle Steigerung der Mindestgage im NV-Bühne" bedeuten, "um die Tarifgerechtigkeit gegenüber den anderen Kolleg*innen aus Verwaltung und Technik zu unterstützen", heißt es im Petitionsbrief. Die Onlinepetition auf change.org, die im Vorfeld der siebenten Verhandlungsrunde zwischen der GDBA (Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger) und dem Deutschen Bühnenverein platziert wurde, hat binnen vier Tagen 2.767 Unterschriften gesammelt (Stand 19.11.2015, 16:03 Uhr).
(chr)
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noch eine Unterschrift.
verwaltenden Politiker nicht nachkommen werden. Verbesserungen in der
Bezahlung müssten die zuständigen Gewerkschaften erkämpfen bzw. in
Verhandlungen erreichen, da nur sie die so genannte Tarifmächtigkeit
besitzen. Aber die Gewerkschaften sind, bis auf die DOV, schwach, leider.
Die Stücke in denen ich spiele sind auch MEINE STüCKE. ICH TRAGE DIE VERANTWORTUNG dafür genau so.... oder doch nicht?? Und da sind wir bei einer wichtigen Frage. Wie wichtig ist uns das REGIETHEATER und was bedeutet es für die Schauspieler?!
ES LIEGT DOCH AUF DER HAND: Schauspieler = billig, weil gefühlt kein Künstler.
Und vergesst mal die 5% an STARS die an den Häusern sind. So wie die behandelt werden sollten alle Schauspieler an ihren Häusern behandelt werden. Und daran sieht man Theater = Geschäft. Wir sind subventioniert und es geht trotzdem um Auslastungszahlen. Theater denken in erster Linie nur über betriebswirtschaftliche Aspekte ihrer Arbeit nach, statt die Freiheit zu genießen in diesem Land tatsächlich Druckfrei Kunst zu machen. Und wenn man jetzt sagt: Momentmal stimmt ja gar nicht, der Druck kommt. und zwar von der Politik, dann sage ich allen Theatermenschen:: WENN IHR NICHT AUFSTEHT FÜR EURE RECHTE UND EUCH GEGEN DIESE POLITIK WEHRT UND STATTDESSEN LIEBER IN DER THEATER HEUTE LEST WIE TOLL DIE ANDEREN SIND DANN WIRD EUCH DIESES SYSTEM WEITER JEDEN TAG IN DIE FRESSE HAUEN.
Außerdem ist es sehr unrealistisch bei der derzeitigen Finanzsituation der meisten Theater eine Anhebung aller Gehälter auf NV-Solo zu fordern, (Mit der Anhebung der Mindestgage ist es wohl nicht getan, außer diese erreiche dann ein Niveau welches die meisten Schauspieler nach einigen Jahren haben), ohne die Diskussion über das Gehaltsniveau der TvÖD-Mitarbeiter zu beginnen. Wenn der Etat begrenzt ist, der Intendant die betonierten Gehälter der Technik, Verwaltung, etc. durch die enorme Macht der Gewerkschaft zahlen muss, kann er nur noch an der Kunst kürzen. Klingt traurig, ist aber so.
Deshalb ist es eigentlich doch eh ein anderes Problem. Die politischen Verhältnisse die dafür sorgen, dass die Theater unterfinanziert sind, müssen geändert werden. Dazu muss weiter gedacht werden als bis zum nächsten Monatsgehalt. Dafür muss man sich in den Parteien, bei den Wahlen, in Öffentlichen Kundgebungen (meinetwegen auch Petitionen) gegen DIESEN Missstand wenden. Innerhalb des Theaters bei gleichem Gesamtetat ist da wenig Spielraum. Außer man greift (wie oben beschrieben) in die Gehälter die nach TvÖD organisiert sind, ein. Wenn es politisch nicht möglich wird, dass die Theater besser finanziert werden, die "Künstler" aber besser bezahlt werden sollen (WOFÜR ICH JA GANZ KLAR BIN!! ES IST ABSURD!), wird an dieser Diskussion und diesem Konflikt aber kein Weg vorbei gehen. Das bezieht sich dann sowohl auf die Höhe der Gehälter aber auch auf die Gesamtanzahl der fest Beschäftigten in Verwaltung und Technik.
All das gilt aber nur für die Landes- Stadt-, und Staatstheater. Ein ganz anderes Thema ist die freie Szene. Wo es logischerweise gar keinen Mindestlohn gibt (welcher ja auch umumsetzbar und hinderlich wäre).
Die Abgrenzung, bzw. die Vertiefung des Grabens zwischen öffentlichen und freien Theatern, wäre damit übrigens eine weitere (ungewollte?!) Folge der Erhöhung des Mindestlohns. Dies wäre der so viel beschworenen Kooperation und dem Grenzen zwischen den Systemen überwinden, hinderlich.
Aber das ist eine andere Diskussion.
@6 Du arbeitest nicht am Theater, oder? Deine Auffassung von der Position des Schauspielers im von dir so unpräzis wie meist verwendeten Zusammenhang des Begriffs "Regietheater", ist etwas befremdlich...um nicht zu sagen Öl ins Feuer der Leute die das deutschsprachige Theater in seiner jetzigen Form nicht mehr wollen.
Sorry. Beitrag ist lang geraten. Aber war mir wichtig.
Solange wir KÜNSTLER immer wieder die Rolle der Abhängigkeit annehmen, kann und wird sich nie etwas ändern. Wir müssen verstehen, dass A L L E OHNE UNS keinen Job hätten. Wen soll der Regisseur inszenieren, die Schneiderei einkleiden, der Beleuchter beleuchten, die Buchhaltung abrechnen, wenn wir nicht da sind?? Wir aber haben immer und überall die Möglichkeit unser Talent zu benutzen und einzusetzen, unabhängig von allem drumherum! Schaut mal auf die GDBA Seite und werde doch Mitglied! Vielleicht können wir noch mehr Mitglieder werden und damit auch der GDBA vermitteln, dass noch mehr getan werden muss. Oder dass auch wir mal streiken können!!
Die Petition ist ja ein netter Versuch eine Öffentlichkeit für das Thema zu organisieren, aber auch das klappt nicht (weniger als 5.000 Unterstützer bis jetzt).
@8 Es gibt keine (mittelfristig umsetzbare) Möglichkeit, die Gehälter im TVöD zu kürzen. Es gilt Vertrauensschutz! Und das ist auch gut so, denn 1. sind das genau die Kolleginnen und Kollegen, die den Hauptteil der Last in Theatern mit Haustarifvertrag tragen müssen. Und außerdem muss es ein solidarisches Handeln aller Beschäftigten in den Theatern geben, sonst macht das doch alles gar keinen Sinn.
Die einzige Lösung zu einer gerechten Bezahlung der Künstler liegt in einer Aufstockung der Zuschüsse.
Das deutsche Stadttheater hat nicht mehr viel zu sagen, ist aus Betriebssicht gesehen fast überall marode und durchsetzt mit verkrusteten Strukturen. Und keener wagt sich dieses Modell anzugreifen, denn es sei ja so gut für die Kunst und einzigartig in der Welt. Vielleicht sollten Theaterleute mal begreifen, dass sich die Welt da draußen verändert hat, und keiner, außer den Produzierenden dieses System noch nötig haben. Veränderungen bringen Verluste mit sich, und der ein oder andere Intendant müsste auf seine Karriere und sein verhältnismäßig korrektes Gehalt verzichten, es braucht aber Erneuerungen um die nächsten Jahrzehnte weitermachen zu können. Anders werden nur noch mehr Theater geschlossen werden, und die Frage nach einem besseren Mindestlohn wird obsolet.
Ich gebe Ihnen in vielem Recht, aber zum ersten:
Wir wollen eine gerechte Gesellschaft, dann bitte auch im Theater. Die Petition (immerhin über 4000!) zeigt doch, dass es ein gewichtiges Thema ist.
Wenn die Gewerkschaften sich nicht für ihre Mitglieder einsetzen, dann müssen das die Künstler selbst tun. Die hohen Gehälter der Theaterbeamten in Verwaltung, Technik und Orchester dürfen doch kein Argument gegen sondern für eine Anpassung der Künstler sein,
@9 Ich stimme natürlich zu. So wie die Tarifstrukturen JETZT sind, kommt man an die Gehälter nicht ran. (Das meinte ich mit zementiert ;-)) Ich wollte lediglich darauf hinweisen, dass das bei gleichbleibender (oder sinkender!) Forderung die einzige Möglichkeit, das Stadttheatersystem zu erhalten und vielleicht sogar die Gehälter der Künstler zu steigern. Womit übrigens Regiesseure, Bühnen und Kostümbildner auch mit gemeint sein sollten, die den geringsten Schutz geniessen, sondern nur nach "Marktwert" bezahlt werden. Komplett ohne Soziale Absicherung.
Sie fragen, woher das Geld kommen soll. Nur mal Zahlen aus Mecklenburg-Vorpommern: 35,8 Millionen erhalten die Theater vom Land. Das sind
2,3% des Etats vom zuständigen Ministerium und gar nur 0,48% vom
Gesamthaushalt des Landes. Anderswo sieht es ähnlich aus. Da ist durchaus finanzieller Spielraum vorhanden. Ich will gar nicht erst damit anfangen, was einzelne Banken in der von ihnen verschuldeten Krise bekamen. Geld ist genug vorhanden, es ist leider nur sehr ungerecht verteilt, was nicht nur für die Kultur gilt.
Wenn die Etats höher wären, würde der ein oder andere Intendant ja auch mehr zahlen. Aber ist denn der Bühnenverein für die Etats da die richtige Adresse? Der verhandelt doch im Interesse der Theater mit den Gewerkschaften, oder? Nicht im Sinne der Theater mit der Politik um die Fördersummen zu erhöhen?
Der Bühnenverein ist hier der richtige Ansprechpartner. Er ist Arbeitgeberverband und vertritt sowohl Länder und Kommunen, als auch die Intendanten. Ein Diener zu vieler Herren. Oder Vice versa.
Aber er ist der Adressat für diese Petition. Er verhandelt die Mindestgagen, nach denen sich die Intendanten richten müssen.
Sonst wären die Gagen für Künstler noch niedriger.
Ein Intendant hat die Freiheit, den Stellenplan so zu ändern, dass er den Solisten mehr zahlen kann. Alle verstecken sich hinter dem Argument, keinen größeren Etat zu haben. Das ist Unsinn.
Man lese dazu einfach einmal die dürren Worte der GDBA zur Petition:
http://www.buehnengenossenschaft.de/petition-des-ensemble-netzwerkes
Solange sich die GDBA in allen Verhandlungen als Retterin des Theatersystems versteht und nicht als Interessenvertreterin der Theaterschaffenden, wird sie für letztere nichts erreichen können.
Denn mit dem Totschlag-Argument "dann müssen wir eben Leute entlassen" oder "dann machen wir eben das Theater dicht" kann man von Arbeit- oder Zuwendungsgeberseite jede Forderung nach eine höheren Vergütung im Keim ersticken.
waren sie denn aktiv, zahlendes Mitglied und konnten sich nicht durchsetzen? Vielleicht könnte man ja, wenn etwas frisches Blut in die Gewerkschaft kommt etwas ändern.
Wo niemand kämpft, werden die Städte sich immer mehr aus der Finanzierung zurück ziehen.
Und diese Petition kommt genau zur richtigen Zeit.
Und der Bühnenverein vertritt nicht das Land oder die Kommunen. Das machen dann doch die gewählten Politiker. :-)