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Reinhold Otto Mayer Preis mit NT Mannheim vergeben

Pablo Lawall, Ivana Sokola und Jona Spreter © Nina Brinkmann

8. Mai 2023. Der Reinhold Otto Mayer Preis geht in diesem Jahr an das Autor*innen-Duo Ivana Sokola und Jona Spreter sowie den Regisseur Pablo Lawall für ihr gemeinsames Konzept (Text und Regie) "Der Grund. Eine Verschwindung". Das meldet das Nationaltheater Mannheim, wo das Vorhaben als Uraufführung realisiert wird. Das Preisgeld von 50.000 Euro wird indirekt über einen Werk- und einen Inszenierungsauftrag vergeben, beide im Gegenwert von je 20.000 Euro. Weitere 10.000 Euro werden als Zuschuss zu den Produktionskosten gewährt.

Die Stuttgarter Reinhold Otto Mayer Stiftung vergibt den Preis alle zwei Jahre mit dem Ziel, neue deutschsprachige Werke in den Bereichen Musiktheater oder Schauspiel zu fördern und zu initiieren. Für jede Preisvergabe kooperiert die Stiftung mit einem neuen Partner, mit dem sie die Ausschreibung und Preisverleihung gestaltet und das Preisträgerstück zur Uraufführung bringt.

Auf die Ende 2022 veröffentlichte Ausschreibung konnten sich Teams, bestehend aus Autor*innen und Regisseur*innen, die in der Vergangenheit bereits erfolgreich zusammengearbeitet haben und diese Zusammenarbeit fortsetzen wollen, mit einem Konzept für ein neues deutschsprachiges Theaterstück und dessen Inszenierung bewerben.

Das Gewinnerstück "Der Grund. Eine Verschwindung" soll von den Einheimischen eines Dorfes im Gebirge erzählen, das irgendwann im vergangenen Jahrhundert für den Bau eines Wasserkraftwerks geflutet wurde. Statt sich entschädigen zu lassen und wegzuziehen, entschieden sich einige der Dorfbewohner*innen, auf dem Grund des Stausees weiterzuleben. Hier hausen sie nun seit vielen Jahrzehnten, gefangen in einer ewigen Gegenwart, und nur manchmal dringen ihre Gesänge wie Luftblasen an die Oberfläche des Sees.

Sokola//Spreter sind ein Autor*innen-Duo aus Berlin. Ivana Sokola (*1995) und Jona Spreter (*1994) studierten Szenisches Schreiben an der Universität der Künste. Mit "Tierversuch" gewannen sie 2020 den Publikumspreis des Hans-Gratzer Stipendiums am Schauspielhaus Wien. Im Rahmen des Förderpreises für deutschsprachige Dramatik waren sie 2021 zu einer zweimonatigen Residenz an die Münchner Kammerspiele eingeladen. In der Spielzeit 2022/23 sind Sokola//Spreter Hausautor*innen am Theater Münster. Für ihr Stück "Kill Baby" erhielt Ivana Sokola den Kleist-Förderpreis für junge Dramatikerinnen und Dramatiker. Ihr Nachfolgestück "Pirsch" wurde mit dem Autor*innenpreis des Heidelberger Stückemarkts 2022 ausgezeichnet.

Pablo Lawall (*1993) arbeitete als Theatermusiker unter anderem am Schauspiel Dortmund und dem Staatstheater Mainz und beendet derzeit sein Regiestudium an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin. 2019 gab er mit "I Hate Being Bipolar, It's Awesome" sein Regiedebüt. In der Folge inszenierte er "Tierversuch" und "Farn Farn Away" von Sokola//Spreter an der HfS Ernst Busch. Mit "Polar" gewann das Trio 2022 gemeinsam den Nachwuchswettbewerb am Theater Drachengasse in Wien. In der laufenden Spielzeit bringt Pablo Lawall "Der Mensch erscheint im Holozän" von Max Frisch am Musiktheater im Revier Gelsenkirchen auf die Bühne. In der Spielzeit 2023/24 inszeniert er "Split" von Sokola//Spreter am Theater Münster.

Die ausgewählte Konzeption überzeugte die Jury, bestehend aus der Regisseurin Claudia Bauer, dem Autor Albert Ostermaier, dem Schauspieler Max Simonischek, der Theaterkritikerin Katrin Ullmann, der Geschäftsführerin der Reinhold Otto Mayer Stiftung Dr. Uta Daur sowie Schauspielintendant Christian Holtzhauer und der Geschäftsführenden Dramaturgin Schauspiel Lena Wontorra vom Nationaltheater Mannheim, "durch ihr originelles Sujet, die knappe, poetische und zugleich humorvolle Sprache des Autor*innen-Duos Sokola//Spreter sowie eine bereits in diesem frühen Stadium des künstlerischen Prozesses deutlich erkennbare enge Zusammenarbeit zwischen Autor*innen und Regie", so die Pressemitteilung. 

Zu den Finalist*innen der diesjährigen Ausschreibung, auf die sich insgesamt 76 Teams bewarben, gehörten neben Sokola//Spreter//Lawall auch die Teams Jan Gehler und Thomas Freyer mit dem Konzept für "der Riese", Sebastian Schug und Anja Hilling mit "The Body Electric" sowie Ron Zimmering und Mario Wurmitzer mit "Bitte Warten. Dramatische Umverteilung von Wartezeit und Lethargie".

Die Preisverleihung findet am 15. Oktober 2023 in Mannheim statt. Die Uraufführung ist für September 2024 im Studio Werkhaus des Nationaltheaters Mannheim geplant.

(NT Mannheim / sd)

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