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Ruhrtriennale 2020 abgesagt

Noch ein Dominostein, der kippt

22. April 2020. Einstimmig hat der Aufsichtsrat der Kultur Ruhr heute in einer außerordentlichen Sitzung die Absage der diesjährigen Ruhrtriennale beschlossen. Das gaben das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen und die Kultur Ruhr GmbH in einer Presseaussendung bekannt.

Priorität hätten die Gesundheit des Publikums, der Künstler*innen und Mitarbeiter*innen. Aufgrund der Corona-Pandemie sei eine Absage der Ruhrtriennale 2020 "leider unumgänglich", so Kultur- und Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen in ihrer Funktion als Aufsichtsratsvorsitzende der Kultur Ruhr GmbH. In den kommenden Wochen wären die Planungen für das Programm mit 700 Künstler*innen aus rund 40 Ländern in die finale Phase gegangen. Doch Probe- und Reiseaktivitäten zur Vorbereitung der Produktionen seien aufgrund der derzeit geltenden Bestimmungen zum internationalen Reiseverkehr schon jetzt stark eingeschränkt gewesen. Eine Entscheidung über die Absage der Ruhrtriennale sei daher zum jetzigen Zeitpunkt notwendig geworden.

Als "verfrüht" bezeichnet die Absage hingegen die Intendantin der Ruhrtriennale, Stefanie Carp, in einer Stellungnahme. Das Festival arbeite seit Wochen an einem Spielplan, "der alle Hygienemaßnahmen berücksichtigt hätte". Mit den Covid-19-bedingten Einschränkungen seien bzw. wären die Künstler*innen kreativ und flexibel umgegangen, so Carp. "Ich hätte mir mehr von dieser Flexibilität und Vorstellungskraft auch von meinem Aufsichtsrat und den Gesellschaftern gewünscht." Da die Theater im September offenbar wieder öffnen dürften, werde sie versuchen, für einige Projekte der Ruhrtriennale neue Aufführungsorte in Nordrhein-Westfalen zu finden.

Stattgefunden hätte die diesjährige Ruhrtriennale vom 14. August bis 20. September 2020. Bund und Länder hatten sich jedoch vergangene Woche darauf verständigt, Großveranstaltungen bis einschließlich 31. August 2020 zu verbieten.

(Ruhrtriennale / eph)

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Kommentare  
Absage Ruhrtriennale: voreilig
"Ich hätte mir mehr von dieser Flexibilität und Vorstellungskraft auch von meinem Aufsichtsrat und den Gesellschaftern gewünscht." Dem was Stefanie Carp schreibt, ist nur zuzustimmen. Eine Entscheidung im Mai/Juni hätte gereicht.
Ruhrtriennale: Carps Intendanz
Mich würde interessieren, was das für die Zukunft der Intendanz Carp bedeutet. Ist sie damit vorzeitig beendet? Reduziert sie sich auf die mickrige Hoffnung ein paar der Produktionen im Herbst andernorts zeigen zu können? Oder wird die Ruhrtriennale 2020 um ein Jahr verschoben und Barbara Frey beginnt später?
Ruhrtriennale: prototypisch schade
Stefanie Carp hat in der Vergangenheit schon so oft bewiesen, dass sie sehr flexibel und intelligent und sensibel mit speziellen Situationen umgehen kann - und sogar beim krachenden Scheitern und begangenen Fehlern immer Grösse und Emphatie zeigte. Gerade sie und ihr Team hätte aus dieser grossen Not sicher etwas initieren können, das den Menschen Hoffnung schenkt, aber auch zum Denken anregt. Ich finde das mit diesen "Absagen" problematisch. Es ist doch heute möglich, mit Stadtformaten, Mapping.Projektionen, Balkonen, Hochhäusern, Streams - ein Gemisch aus Teilhabe und Ko-Präsenz herzustellen, ohne Bühnen, mit neuen Ideen. Man muss ihr leider Recht geben. Nach und nach kommen die Künstler*innen auf Ideen, wie der Stadtraum theatralisiert werden kann, ohne dass die Menschen sich dabei gefährden müssen. Ich finde diese Absage höchst bedauerlich und man würde sich wünschen, dass die Künstler*innen aus diesem Notzettel-Ausfüll-Modus herauskommen dürfen. Das man sich das wünscht hat null und nix mit trolliger Opposition gegen den Lockdown zu tun, sondern mit Aufrechterhaltung des theatralen Denkens. Das ist auch möglich, trotz den Einschränkungen.
Ruhrtriennale: Virus
Das Virus, das dort für das Aus sorgte, heißt wahrscheinlich nicht Corona. Der Spiegel beschreibt ja ganz gut in seiner neuen Ausgabe, daß Corona der Landesregierung ganz gelegen kam, eine überforderte und wiederholt unglücklich agierende Intendantin geräuschlos zu entfernen - ohne daß jemand sein Gesicht verliert.
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