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Schauspieler Michael Gwisdek ist tot
Volksbühne, DT Berlin und Filmwelt
23. September 2020. Der Schauspieler Michael Gwisdek ist im Alter von 78 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit verstorben, meldet die Süddeutsche Zeitung unter Berufung auf Gwisdeks Agentur. Er war bis zuletzt ein prägendes Gesicht des deutschen Films und Fernsehens.
Für seinen Auftritt in Roland Gräfs "Der Tangospieler" (nach dem Roman von Christoph Hein) erhielt er 1991 den Deutschen Filmpreis in Gold, für seine Rolle in Andreas Dresens Episodenfilm "Nachtgestalten" den "Silbernen Bären" der Berlinale 1999, jeweils als bester Hauptdarsteller.
Michael Gwisdek, geboren 1942 in Berlin-Weißensee, war in jungen Jahren in diversen Bereichen in Dienstleistung und Produktion tätig (u. a. als Verlader in einer Spezialbrigade im Transformatorenwerk Oberspree) und studierte nebenher im Fernstudium Regie an der Theaterhochschule Leipzig. Von 1965 bis 1968 studierte er Schauspiel an der Staatlichen Schauspielschule Berlin. Es folgte ein sechsjähriges Engagement am Städtischen Theater Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz).
Bei Benno Besson, Jürgen Gosch und Heiner Müller
1973 holte Regisseur Benno Besson Gwisdek an die Volksbühne Berlin, wo er zehn Jahre engagiert war. Er spielte u.a. den Leonce in Jürgen Goschs Büchner-Inszenierung "Leonce und Lena", für die Gosch in der DDR anschließend mit Arbeitsverbot belegt wurde.
Bei Heiner Müller trat er 1980 in der Uraufführung von "Der Bau" auf und spielte ebenfalls in Müllers "Macbeth"-Adaption 1982. Von 1983 bis 1991 war Gwisdek am Deutschen Theater Berlin engagiert und trat hier u. a. in Heiner Müllers legendärer Inszenierung von "Der Lohndrücker" als Parteisekretär Schorn auf (1988).
Nach der Wende
Sein Film-Debüt als Darsteller gab Gwisdek 1968 in der Anna-Seghers-Verfilmung "Die Toten bleiben" und war hernach regelmäßig in DEFA-Produktionen zu sehen. 1988 führte er erstmals selbst Regie für den DEFA- Historienfilm "Treffen in Travers", der ihm eine Einladung zum Filmfestival in Cannes und beim 6. Nationalen Spielfilmfestival der DDR den Preis für den besten Film einbrachte. Nach der Wende setzte er seine Filmkariere fort und spielte u. a. in seiner dritten Regiearbeit "Das Mambospiel" 1998 an der Seite seiner damaligen Ehefrau Corinna Harfouch.
Zu Gwisdeks vielen Auszeichnungen zählen die Deutschen Filmpreise für die beste Nebenrolle in "Das Wunder von Berlin" (2008) und "Oh Boy" (2013). Gwisdeks Söhne Hannes (Komponist) und Robert (Schauspieler) sind ebenfalls im Theater tätig.
(sueddeutsche.de / de.wikipedia.org / chr)
"Er brachte das Kunststück fertig, sich in beiden Systemen sowohl beliebt als auch unbeliebt zu machen. Man liebte ihn trotzdem weiter. Man konnte ihm nichts übel nehmen", schreibt Leander Haußmann auf Spiegel online über Michael Gwisdek.
"Der Menschen meint, Herr seiner Welt zu sein, und in Wirklichkeit fällt er doch immer wieder hin oder bleibt in der Drehtür hängen. Und so etwas konnte Michael Gwisdek wie kein Zweiter spielen. Und das ist etwas, da kann man als Regisseur einem Schauspieler auch nur sehr schwer bei helfen, weil man das nicht erklären kann", sagt Andreas Dresen auf Deutschlandfunk Kultur – für seine Rolle in Dresens "Nachtgestalten" gewann Michael Gwisdek 1999 einen Silbernen Bären als Bester Darsteller der Berlinale.
Wie Gwisdek in einer Zusammenarbeit mit Benno Besson dessen "Demütigungsritual" für seine Schauspieler*innen umdrehte, lässt Matthias Dell ihn auf Zeit online selbst berichten.
"Du hast es genossen, mit einer Idee und deinem trainierten Körper Leute zu erschrecken, aus dem Augenwinkel zu beobachten, wie sie reagieren", schreibt Regine Sylvester in der Berliner Zeitung, und: "Keiner konnte Filme so nacherzählen und Schauspieler so neidlos vergöttern wie du."
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