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Studierende der Otto Falckenberg Schule fordern Unterricht
Gleichbehandlung mit anderen Schauspielschulen
28. April 2021. Die Otto Falckenberg Schule München (OFS) ist die einzige der staatlichen deutschen Schauspielschulen, die weiterhin keinen Präsenzunterricht durchführen darf. Die Studierenden setzen sich jetzt für eine Wiederaufnahme des Unterrichts ein. Ein Teil der Studierendenschaft habe sich heute in den Unterrichtsräumen in der Münchner Stollbergstraße 7a getroffen, heißt es in einer Pressemitteilung der Studierenden, die von den Münchner Kammerspielen weitergeleitet wurde. Für diese Räume gilt aktuell ein Betretungsverbot.
Die OFS ist den Münchner Kammerspielen angegliedert. Als Ausbildungsstätte unterliegt sie aufgrund ihrer rechtlichen Organisationsform den Regelungen für Berufsschulen. Das hat zur Folge, dass sie weiterhin keinen Präsenzunterricht durchführen darf. "Nach über einem Jahr ist für dieses juristische Problem trotz zwingender sachlicher Gründe noch keine Lösung gefunden worden, weshalb wir als Studierende jetzt die Initiative ergreifen, um weitere Schäden an unserer Ausbildung einzugrenzen", heißt es in der Pressemitteilung.
Online-Unterricht biete keine Alternative
Anfang dieser Woche haben sich die Studierenden bereits in einem Offenen Brief an Ministerpräsident Markus Söder und Kultusminister Michael Piazolo gewandt und gefordert, die Otto Falckenberg Schule mit anderen Ausbildungsinstitutionen der Darstellenden Künste gleichzustellen.
Trotz der Größe der Räume habe man in den letzten vier Monaten nur drei Wochen in Präsenz arbeiten können, heißt es in dem Schreiben: "Jegliche Planbarkeit und Kontinuität von szenischen Arbeiten ist unmöglich geworden. Der alternativ angebotene Online-Unterricht bietet keine Alternative, da Schauspielkunst wesentlich im Erlernen von Techniken im Umgang mit Körpern, dem Raum und anderen Menschen besteht."
Neben dem Verlust der Ausbildungsqualität habe das Verbot von Präsenzunterrichten aber auch psychische wie soziale Folgen. "Die überwiegende Mehrheit der Studierenden ist für die Ausbildung nach München gezogen, lebt auf kleinstem Raum und
verfügt über keine sozialen Kontakte außerhalb der Schule, da die Ausbildung sehr zeitintensiv ist. Anders als andere berufliche Schulen bzw. Fachakademien haben wir außerhalb der Münchner Kammerspiele auch keine weiteren Betriebe, in denen wir arbeiten."
(www.otto-falckenberg-schule.de / sik)
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Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Reiter,
Sehr geehrter Herr Kultusminister Piazolo,
Sehr geehrter Herr Staatsminister für Wissenschaft und Kunst Sibler,
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Söder,
als Studierende der Otto Falckenberg Schule möchten wir Sie auf die Konsequenzen der seit März 2020 beschlossenen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie für unsere Ausbildungssituation hinweisen. Wir erleben die nach Schultypen unterscheidenden politischen Regelungen in der Anwendung auf die spezifische Situation unserer Schule als unverhältnismäßig und wenig sinnvoll für den tatsächlichen Regelungszweck. Während pauschalisierende Regelungen zur Handlungsfähigkeit in dramatischen Notlagen erforderlich sein mögen, so macht die Verstetigung des Ausnahmezustandes es möglich und notwendig, auf die konkreten Gegebenheiten unserer Institution einzugehen. Nur durch plausible und rational nachvollziehbare Maßnahmen kann das gemeinsame Ziel, die Eindämmung der Pandemie, erreicht werden, ohne dabei die Qualitäten unserer Ausbildung aufzugeben.
Die Otto Falckenberg Schule ist eine Fachakademie für Darstellende Kunst und gilt als eine der renommiertesten Schauspielschulen, eingebettet in die Münchner Kammerspiele, die 2019 und 2020 als ‚Theater des Jahres‘ ausgezeichnet worden sind. Dennoch werden wir wegen unseres rechtlichen Status als städtische Fachakademie gegenüber anderen Ausbildungsinstitutionen benachteiligt, die sich auf Ausnahmeregelungen für Hochschulen berufen können (vgl. § 21 S.2 12.BayIfSMV). So dürfen trotz identischer Ausbildungsstruktur andere Schauspielschulen weiter in Präsenz arbeiten, inklusive der sogar in der selben Stadt befindlichen August-Everding Akademie.
Dies ist insbesondere angesichts unserer Größe nicht nachvollziehbar: Wir sind insgesamt 37 aktive Studierende der Fachrichtungen Schauspiel und Regie, die in 16 Unterrichts- räumen auf insgesamt ca. 1040 m² unterrichtet werden. Dabei halten sich durch Wechsel- und Einzelunterrichte sowie durch Clusterbildungen zu keinem Zeitpunkt alle Studierenden auf dem Schulgelände auf. Der Unterricht wird wöchentlich disponiert, wodurch wir flexibel auf aktuelle Entwicklungen reagieren können. Umfangreiche Hygienemaßnahmen wie regelmäßige Tests, das Tragen von Masken, Abstandsregelungen, zusätzliche Reinigungen sowie die Verlagerung von Unterrichten in den Außenbereich sind seit Beginn der Pandemie umgesetzt worden. Es ist bislang zu keiner Ansteckung innerhalb der schulischen Umgebung gekommen.
Trotz unserer Größe und den umfangreichen Bemühungen haben wir in den letzten vier Monaten nur drei Wochen in Präsenz arbeiten können. Jegliche Planbarkeit und Kontinuität von szenischen Arbeiten ist unmöglich geworden. Der alternativ angebotene Online-Unterricht bietet keine Alternative, da Schauspielkunst wesentlich im Erlernen von Techniken im Umgang mit Körpern, dem Raum und anderen Menschen besteht. Neben dem Verlust der Ausbildungsqualität hat das Verbot von Präsenzunterrichten besonders dramatische psychische wie soziale Folgen für uns. Die überwiegende Mehrheit der Studierenden ist für die Ausbildung nach München gezogen, lebt auf kleinstem Raum und verfügt über keine sozialen Kontakte außerhalb der Schule, da die Ausbildung sehr zeitintensiv ist. Anders als andere berufliche Schulen bzw. Fachakademien haben wir außerhalb der Münchner Kammerspiele keine weiteren Betriebe, in denen wir arbeiten, wodurch sich keine weiteren Kontakte und damit Infektionsrisiken ergeben.
Im Sinne einer pluralistischen Demokratie fordern wir eine Ausnahmegenehmigung für den Präsenzunterricht an der Otto Falckenberg Schule sowie die Übertragung von Entscheidungskompetenzen zur Gestaltung des Unterrichts in der gegenwärtigen Situation auf den Eigenbetrieb der Münchner Kammerspiele.
Die Studierenden
München leuchtet - offensichtlich aber nur noch im Dämmerschein.
Eberhard Bothe, ehemaliger Techn.Direktor der Kammerspiele in liebevoller Erinnerung an diesen einmaligen Hort des ungebremsten Enthusiasmus