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Jugendstil-Theater in Wien soll kein Supermarkt werden
Against Gentrification
Wien, 25./30. Januar 2012. In Wien fordern Bürger einen sofortigen Stopp des Umbaus des 1910 errichteten Theaters am Mittersteig zu einem Supermarkt.
Beim Theater am Mittersteig im Wiener Bezirk Wieden handelt es sich um ein "historisches Juwel des Wiener Sezessionismus mit Ornamenten aus der Zeit des Jugendstils und einer Nutzfläche von 1600m²", wie die IG Mala Strana, "ein loser Verbund von engagierten Menschen zur Erhaltung des Mittersteig Theaters" mitteilt.
Der Eigentümer des Theaters, eine Wiener Immobiliengesellschaft, habe das Gebäude "unlängst an einen Handelskonzern vermietet", der am 23. Januar mit "Umbaubauarbeiten zu einem Supermarkt" begonnen habe.
Die Stadt Wien, vertreten durch Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny, habe sich bisher geweigert, "ca. 20 eingereichte Nutzungskonzepte" für das Gebäude zu berücksichtigen und widersetze sich damit "dem ausdrücklichen Wunsch von Anrainern sowie unzähligen kulturellen Einrichtungen das Theater zumindest im weitesten Sinne wieder seiner ursprünglichen Widmung als Veranstaltungsort zurückzuführen." Auch die Forderung, das Theater am Mittersteig dem österreichischen Bundesdenkmalschutzgesetz zu unterstellen, sei bisher unberücksichtigt geblieben.
Das 1910 durch den Architekten Ferdinand Böhm im Keller eines fünfstöckigen Miethauses erbaute Theater war Ende der zwanziger Jahre an die Stadt verpfändet und als Kino weiterbetrieben worden. Während und nach Ende des 2. Weltkrieges wurde das Theater als Bordell für alliierte Soldaten genützt und später als Fitness-Studio und Trainingsraum des österreichischen Boxstars Hans Orsolic. Auch der Austropop-Matador Reinhard Fendrich spielte hier sein erstes Konzert. Nur 1993 war das 600-Plätze-Theater noch einmal für einen längeren Zeitraum für Theateraufführungen genutzt worden.
Im September soll in Wien das "internationale Protestfestival DAS THEATER IST KEIN SUPERMARKT" stattfinden. Vom 15. - 16.09.2012 ist eine Kunstaktion geplant, um "dem Protest von Kunst- und Kulturschaffenden gegenüber der fortschreitenden Versupermarktung der Kunst Gehör zu verschaffen". Initiatorin des Festivals ist die Schriftstellerin und Theaterregisseurin Astrid Kohlmeier, die an der Teilnahme Interessierte bittet, ihre KONZEPTE ab sofort via E-Mail an
(IG Mala Strana/ jnm/ sd)
siehe auch:
+ Zur Geschichte des Theaters am Mittersteig, Falter 3/2010
+ Fotos des Theaterraumes im Wiedenblog
+ zu den Projektplänen der Technischen Universität Wien
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