Halle: Intendant Matthias Brenner droht Rückzug an
Mehr Freiheit, weniger Angst
Halle, 28. März 2019. Der für gestern erwartete Stadtratsbeschluss zur Veränderung des Geschäftsvertrags des Neuen Theater Halle ist nicht zustande gekommenn. Stattdessen steht der Rückzug des Intendanten Matthias Brenner im Raum, berichtet der MDR.
Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand hatte gestern im Stadtrat einen internen Brief Brenners öffentlich gemacht. Darin bekundet Brenner, er wolle unter den gegenwärtigen Bedingungen seinen Vertrag nicht verlängern und gegebenenfalls sogar vorzeitig aussteigen. Er erwarte eine Positionierung des Aufsichtsrats bis zum 12. April 2019, dem Tag, an dem seine Inszenierung von "The Kings Speech" Premiere hat. Im Interview mit dem MDR sagte Brenner, dass er nicht drohe, sondern ein Angebot mache, "nochmal zwei, drei Wochen nachzudenken, miteinander ins Gespräch zu gehen, um bestimmte Dinge in die richtigen Bahnen zu lenken". Er sei Künstler und lasse sein Ensemble nicht hängen, die Stimmung am Theater sei jedoch vergiftet.
Signal vom Aufsichtsrat gewünscht
Brenner wirft in dem Interview dem Geschäftsführer der TOOH Stefan Rosinski Mobbing vor und kritisiert das Gefühl der Angst, das sich am Theater Halle breit gemacht habe. "Man müsse Angst haben, seine Meinung zu sagen und Fehler zu machen." Er sei aufgrund von Statements bei Facebook und gegenüber Medien abgemahnt worden, Kollegen werde teilweise das Gehalt einbehalten. "Ich brauche vom Aufsichtsrat ein Signal, dass sie sich diesen Dingen annehmen, dass wir darüber ins Gespräch kommen. Das ist derzeit nicht der Fall. Wir werden nicht gehört."
Im Stadtrat wurde am Mittwoch eine Änderung des Gesellschaftervertrages diskutiert, aber nicht beschlossen, wonach den künstlerischen Leitern mehr Freiheiten eingeräumt werden sollen. Die künstlerischen Leiter der TOOH sollen unter anderem frei über ihre jeweiligen Budgets im Rahmen des Finanzplanes bestimmen können. Derzeit hat der Geschäftsführer die Möglichkeit, in die künstlerische Spielzeitplanung einzugreifen.
Brenner hatte bereits Dezember 2018 gemeinsam mit Florian Lutz die Verlängerung seines Vertrags von der Personalie des Geschäftsführers Rosinski abhängig gemacht.
(MDR Kultur / sik)
Mehr dazu:
Opernintendant in Halle nicht verlängert - Meldung vom 22. Februar 2019
Zur Nichtverlängerung von Opernintendant Florian Lutz in Halle, mit Blick auf die Opernpremiere "Ariadne auf Naxos" - Kommentar vom 23. Februar 2019
Wie viel Experiment verträgt das Stadttheater? - Theaterpodcast #13
Wir halten Sie auf dem Laufenden
Wir sichten täglich, was in Zeitungen, Onlinemedien, Pressemitteilungen und auf Social Media zum Theater erscheint, wählen aus, recherchieren nach und fassen zusammen. Unterstützen Sie unsere Arbeit mit Ihrem finanziellen Beitrag.
mehr meldungen
meldungen >
- 05. Mai 2024 Heidelberger Stückemarkt: Autor*innenpreise 2024 vergeben
- 04. Mai 2024 Deutsche Filmpreise für "Sterben" und Corinna Harfouch
- 04. Mai 2024 Russland: Theaterkünstlerinnen weiter in Untersuchungshaft
- 03. Mai 2024 12. Festival Politik im Freien Theater läuft 2025 in Leipzig
- 03. Mai 2024 Kleist-Preis 2024 für Sasha Marianna Salzmann
- 03. Mai 2024 Wiener Theatermacher Karl Schuster gestorben
- 03. Mai 2024 Musterklage gegen Salzburger Festspiele abgewiesen
- 30. April 2024 Ehrung für Ulrich Matthes
nachtkritikcharts
dertheaterpodcast
nachtkritikvorschau
neueste kommentare >