Prinz Friedrich von Homburg - Andreas Kriegenburg zeigt Kleists Patrioten als weltlosen Jungen
Der Prinz ist gedanklich verreist
von Christian Rakow
Berlin, 25. September 2009. "Träum ich? Wach ich? Leb ich? Bin ich bei Sinnen?", kichert Prinz von Homburg in sich hinein. "Ich, ich, ich, ich." Als narzisstischer Knabe steht er an der Rampe, eingezwängt in die allzu enge Hülle seiner Jugend. "Helft Freunde, helft! Ich bin verrückt."
Es gab mal Zeiten, da wurde alle romantische Verschlungenheit aus Kleists "Prinz von Homburg" getilgt. Da meißelte man des Helden wunderliche Tagträume verbissen weg, auf dass das Reiterstandbild eines deutschen Patrioten erstehe: Homburg als Sieger über die Schweden, den das Kriegsgericht ereilt, weil er entgegen der Befehlsorder zu früh zum Angriff geritten. Homburg, der sich im Angesicht des Todes vom hitzigen Einzelkämpfer zum loyalen Untertan mausert. Homburg, der, von seinem Kurfürsten Friedrich begnadigt, dem bedingungslosen Vaterlandskrieg huldigt: "In Staub mit allen Feinden Brandenburgs!"
Rot geschminkter Eispalast
Bei Regisseur Andreas Kriegenburg auf der großen Bühne des Deutschen Theaters gibt es dagegen nurmehr Homburg als Träumer und mit Ole Lagerpusch eigentlich auch so etwas wie eine Traumbesetzung. Er ist ein somnambuler Jüngling, der selbst dann noch meilenweit in Gedanken verreist scheint, wenn er dem Publikum direkt auf die Köpfe blickt. Stets hängen seine Schultern im viel zu großen Offiziersmantel. Dieser Knabe rennt nicht gegen das stahlharte Gehäuse des Staatswesens an, sondern gegen den Sog seiner inneren Berauschtheit.
So weit, so gut. Doch dieser Geschichte eines Romantikers, der sich in seine eigene Unendlichkeit verliebt, scheint Kriegenburg nicht ein einziges Körnchen Lebenswahrheit zuzutrauen. Mit zentnerschwerem Formwillen presst er sie ins Abstrakte. Die Bühne, ein blutroter Reichstagssaal mit preußischem Wappen an der Wand, birgt Traumtänzer ohne Tanz, Standbilder einer erschlafften Regieabsicht. Das Rot des Raumes täuscht. Wir befinden uns in einem Eispalast. Und während der weltlose kleine Junge mit dem erkalteten Herzen klar durch Lagerpuschs Homburg besetzt ist, balgen sich die übrigen Beteiligten um die Rolle der Schneekönigin.
Stiefelschlurfen im seichten Wasser
Leidenschaftsfrei dirigiert Jörg Pose als Kurfürst seine Truppen. Wenn die Hitze der Schlacht behauptet werden soll, stürzt sich Lagerpusch in das Wasser, das den gesamten Bühnenboden bedeckt. Später tut es ihm Barbara Heynen als Homburgs Geliebte Natalie gleich, wenn sie ihren Bittgang für den Inhaftierten krönt. Die Figuren stecken unter maskenhaftem, kreideweißem Make-up, das bei dem einen (Homburg) oder der anderen (Natalie) mit zunehmender Dauer abgewaschen wird. Dass ein bewegteres Antlitz darunter hervor schiene, lässt sich nicht sagen.
Allerorten fließt der Text zügig und unakzentuiert vorüber. Wendungen und Sinnmomente werden verplätschert, während das Stiefelschlurfen seicht das Wasser wogen lässt. So laut der Hall des Saales tönt, so bleiern wechseln die Akteure ihre Posen und Haltungen. Da schließt Homburg einmal inwendig Bekanntschaft mit dem Tod und flüstert, "schade, dass das Auge modert, das diese Herrlichkeit erblicken soll." Nur um Sekunden später bruchlos eine beschwingte Jugendliebeszene mit Natalie an die Saalwand zu klatschen. Spätestens da kommen Zweifel auf, ob auf den Durchlaufproben genau hingeschaut wurde.
So besitzt Berlin aktuell zwei Prinzen von Homburg: einen erdigen Skinhead am Maxim Gorki Theater, dem ununterbrochen Regen auf das niedere Haupt prasselt. Und einen ätherischen Zärtling am DT, dem die Nässe kalt von den Füßen her ins luftige Hirn zu kriechen scheint. Es stehen die Türen offen für einen mittleren Mann, der nicht von vornherein auf Weltfremdheit und ein möglichst desolates Schlussbild gepolt ist. Ein Mann, der weder zu martialisch für die Fragen nach Loyalität und Staatsdenken ist, noch zu spinnert für die Behauptungen des Individualismus. Ein Mann, der Tod und Leben fühlen lässt. Ins Rund mit allen Freunden Friedrich Homburgs!
Prinz Friedrich von Homburg
von Heinrich von Kleist
Regie und Bühne: Andreas Kriegenburg; Kostüme: Andrea Schraad; Dramaturgie: Juliane Koepp; Licht: Matthias Vogel.
Mit: Jörg Pose, Judith Hofmann, Barbara Heynen, Ole Lagerpusch, Bernd Stempel, Johannes Schäfer.
www.deutschestheater.de
Mehr lesen? In Düsseldorf inszenierte Andreas Kriegenburg im März 2009 Friedrich Schillers bürgerliches Trauerspiel Kabale und Liebe über die Liebe in Zeiten der Klassengesellschaft. Als neuer Hausregisseur am Berliner Deutschen Theater eröffnete er im September 2009 die Intendanz Ulrich Khuon mit Joseph Conrads Herz der Finsternis.
Kritikenrundschau
Für seine "Prinz von Homburg"-Inszenierung am Deutschen Theater Berlin habe Andreas Kriegenburg "den großen Farbtopf genommen und nicht gekleckert", schreibt Tobi Müller in der Frankfurter Rundschau (28.9.2009). "Es ist ein wahrlich wahnsinniger Raum. Er lässt nicht nach, den Motor von Kleists Triebmaschine in ein Bild zu fassen. Rot: Es geht um Liebe, aber auch um Blut und Staat. Wasser: Es geht um Tränen." Aber der Raum setze auch "den Ton für diese Inszenierung, diese Choreografie, diese Sprechoper. Es ist ein konzentrierter Ton, der zur Sprache zwingt, auch wenn in den 100 Minuten ziemlich viel Text wegfällt." Der junge Schauspieler Ole Lagerpusch sei als Typenbesetzung ideal: "weiche Gesichtszüge, schwarzer Schopf, schön und feinfühlig wie eine balladeske Kampfsau." Sein Prinz von Homburg habe "viele Töne. Die leisen gelingen ihm am besten".
"Ob's Herzblut ist, durch das die sechs Darsteller waten, oder ein Luftschutzkeller, in dem keine Sohle trocken bleibt, alles wirkt hier von Anfang an wie ein surrealer Fieberwahn, der nicht nur den schlafwandelnden Prinzen, sondern den gesamten Hofstaat und die Heeresführung verfolgt", meint Irene Bazinger in der Frankfurter Allgemeinen (28.9.2009). Wobei der "technisch ausgezeichnete Ole Lagerpusch als Heulboje von einem Homburg in immer neuen Modulationen" greine und schniefe und lamentiere. Andreas Kriegenburg und das "harmonisch zurückhaltende Ensemble" zeigten den "Prinz Friedrich von Homburg" "als somnambule Hydrotherapie, aus deren Wasserkurfürstentum mitunter ein Spritzer ins Publikum fliegt, mehr nicht. Die Inszenierung macht uns nicht nass und wäscht uns nicht den Pelz, doch was sie eigentlich soll, erscheint überaus verschwommen."
Kriegenburg sei "ein Theaterkünstler der Extreme", konstatiert Rüdiger Schaper im Tagesspiegel (27.9.2009): "Mittlere Lagen gibt es bei ihm nicht. Entweder er überzeugt, er überwältigt, oder er schmiert fürchterlich ab." Was daran liege, dass er sich jeweils einen festen Rahmen schaffe, "eine alles bestimmende Bildidee, eine Bildfessel, die alle Fantasie erstickt oder Energien freisetzt." Sein "Homburg" nun bewege sich "auf engstem Raum, der szenische Radius wird brutal eingeschränkt. Doch diesmal geht die knappe Kalkulation auf. In nicht einmal zwei Stunden mutiert der verliebte Träumer, der Prinz von Homburg, zu einem furchterregenden Kampfroboter." Zwar gebe es auch diesmal "diese fette Kriegenburg'sche Symbolik, diese Tanztheater-Marotten", und es fehle nicht viel, "und Kriegenburgs breite Handschrift hätte wieder alles verdorben." Dann aber "kommen starke sprachliche Auftritte, hell und grell blitzt Kleists Wortgewalt auf".
Wenn Kriegenburg Kleists Schauspiel rot einfärbe, dann scheine es, "als solle ein anthropologischer, quasireligiöser Befund geliefert werden: Alles Lieben, Bekriegen und Träumen ist aus einem Sud gekocht – dem Blut", schreibt Dirk Pilz in der Berliner Zeitung
(28.9.2009). "Ist es aber so, bleibt dem Einzelnen allenfalls die Märtyrerrolle." Kriegenburg erweise sich damit "als der Apostel eines allumfassenden Nihilismus, der den Konflikt zwischen Ich und Welt, Gesetz und Gefühl für längst entschieden hält." Und so "laufen seine Figuren dauernd ins Leere, das allerdings sehr virtuos. (...) Was immer die Figuren tun und sprechen, sie waten ort- und ziellos durch das Kriegenburgsche Nihilisten-Blut." Das habe jedoch fatale Folgen: Der Abend sei "nichts als eine ästhetizistisch aufgeblasene Kunsthandwerksübung, die sich genüsslich an ihren Einfällen und Effekten weidet." Zu sehen, wie das Stück "in dieser Zeit derart haltungslos und ohne jeden Niederschlag von Geschichts- und Gegenwartsbewusstsein" lediglich ausgestopft werde, lässt den Kritiker zuletzt "wirklich erschrecken".
So wie Ole Lagerpusch den Homburg spiele, "bleibt er in sich versunken, rein auf sich bezogen – ein jugendlicher Egomane, der das 'ich' laut ausruft oder auch mal stammelnd hintereinanderreiht", schreibt Anne Peter in der tageszeitung (28.9.2009): "Einer, der kaum je seine Gesprächspartner anschaut und in dessen selbstberauschte Traumwelten keiner durchdringt." Ansonsten stünden die Schauspieler vorzugsweise stocksteif herum und "klappern die Kleist-Verse eher hölzern herunter. Ihre Gesichter sind mit weißer Farbe zu unrührbaren Mienen gekalkt, verstaubte Puppen einer überkommenen Tradition. Kriegenburg verschiebt sie wie Spielfiguren auf einem unsichtbaren Schachbrett." Die hohle Generalästhetisierung dränge schließlich auch "den eigentlich formidablen Verwandlungs- und Verausgabungsperformer Lagerpusch zu Manierismen. Virtuos wechselt er die Gesichter des prinzlichen Irrwitzes, aber meist bleiben es aufgesetzte Grimassen." Überhaupt bleibe vieles in Kriegenburgs Inszenierung "äußerlich, ausgedacht, gekünstelt". Und letztlich sei es "erschreckend, wie schön der Fatalismus hier anzuschauen ist."
Wofür das Rot des "Homburg"-Bühnenbildes stehe, fragt sich Eberhard Spreng auf Deutschlandfunk (26.9.2009): "Auch nachdem man sich ein paar Mal die Augen gerieben hat, um dem Ansturm der einen Farbe stand zu halten, bleibt die Frage unbeantwortet. Es ist wohl doch nur eine etwas kunstwollende Idee des Bühnenbildners und Regisseurs Kriegenburg, der schon betörende Symbolwelten entworfen hat, aber manchmal eben übers Kunstgewerbliche nicht hinaus kommt." Vor einer Woche sei das Deutsche Theater "mit zwei Versuchen, das Fremdsein in der Welt zeitgenössisch zu fassen mehr oder weniger gescheitert". Nun komme es "mit Kleist zu seinem traditionellen Kerngeschäft, der Neuausdeutung klassischer, zumal deutscher Dramatik. Aber wiederum bleibt das noble Haus merkwürdig unberedt und dreht weltvergessen ästhetische Pirouetten."
Peter Laudenbach in der Süddeutschen Zeitung (30.9.2009) will es scheinen als verwechsle Homburg: "die Welt mit der Welt in seinem Kopf." Man kenne das ja aus der Gehirnforschung. Was Laudenbach unter Zuhilfenahme der grünen Gläser des Heinrich von Kleist ausbreitet, ist zwar seit Kant recht bekannt geworden, aber das tut nichts. Die Pointe, findet Hirnforscher Laudenbach, liege darin, dass "nicht immer trennscharf zu unterscheiden" sei, "auf welcher Seite ein Wahnsystem herrscht: In der wohlgeordneten Außenwelt oder in den Bewusstseinsabweichungen der Kleist-Figuren". In Kriegenburgs rotem Kasten, schreibt Laudenbach, da er nun doch auf die Inszenierung zu sprechen kommt, scheine "niemand auf dem Boden der Tatsachen zu stehen". Im Spiegelbild des Wasser, "das den gesamten Boden bedeckt", würden sich "die klaren Grenzen zwischen fest umrissener Realität und ihrer irreal verzerrten Verdoppelung" auflösen. Der Prinz sei in dieser "roten Hölle ein somnambul Entrückter", der sich darin gefalle, "dick aufgetragen Exaltationen, Entrücktheiten, Narzissmen" vorzuführen: "lauter Wirkungen ohne innere Ursache." Der Hofstaat bestehe aus "Märchen-Erscheinungen", die pure "Bildelemente" blieben in Kriegenburgs "Designertheater, das sich wenig für die Figuren, für ihre Brüche, für ihre - altmodisches Wort - Seelen interessiert."
Ganz anders Matthias Heine in der Tageszeitung Die Welt (30.9.2009): Zwar sei der von Ole Lagerpusch gespielte Homburg gewiss kein Heerführer, "dieser "langhaarige zarte Junge" würde "sogar vom Schaukelpferd fallen". Aber ein Haudegen sei er ja auch bei Kleist nicht, eher ein "unzuverlässiger Schwarmgeist". Kriegenburg lese das Stück "als geheime Autobiografie Kleists". Doch Kriegenburg wolle das Stück keineswegs "wieder mal entlarven und denunzieren". Er nehme vielmehr den Konflikt "trotz aller rabiaten Striche" ernst. So sei auch der Große Kurfürst "keine Charaktermaske militärischer Bürokratie", sondern einer, der "die Prinzipien so hoch hält, wie Kleist es getan hat". Es habe etwas "von famosem Kitsch, wie Kriegenburg und sein Titeldarsteller ins überschwängliche Getümmel dieses Stücks stürmen." Und trotz des überwältigenden Bühnenbildes gelänge es den Schauspielern, gegen "plakative Interpretationen", die "die Szenografie" nahe lege, die Oberhand zu behalten. Ole Lagerpusch vermöge "die Ängste des Prinzen (….) ebenso über die Rampe zu bringen wie die Euphorie (…) und den Halbwahnsinn. Angesichts seines Spiels habe "manche Träne ein Auge im Publikum" gewässert. Mit Lagerpusch habe das "ohnehin prunkvolle Ensemble" des Deutschen Theaters einen weiteren "jungen Edelstein" gewonnen.
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mit dickliches kind meinte ich, meinen eindruck von diesem prinzen zu beschreiben, der wie ein kleines kind am anfang (auch mit absicht der regie) von seiner reuterei schwärmt wie von einem kindergeburtstag, wo man mit spielzeugautos hantiert..das war alles so geplant von der reige und vom schauspieler, aber mir hat diese interpretation nich tgefallen, weil sie die geschichte in meinen augen verrät und verharmlost...eine innere sehnscht eines menschen, einen inneren traum--der bei kleist immer sehr wichtig ist und war, ja, eine spirituelle suche verkleinert auf einen kindergeburtstag..das ist mir aufgestoßen...
Habe Homburg nicht gesehen und deshalb in dieser Diskussion eigentlich nichts zu suchen,habe aber andere Inszenierungen von Kriegenburg in Hamburg gesehen und konnte ihren ersten Beitrag gleich als mir-aus-dem-Herzen-gesprochen einordnen,nicht weil ich es richtig finde junge Schauspieler persönlich anzugreifen(die sollte man tatsächlich immer verschonen),sondern weil sich jemand nicht mit diesem allgemeinen Pille-Palle-wir-machen-verrücktes-Theater-Geist zufrieden gibt.(Es wurde hier kürzlich der Begriff des "Hopsertums" (Wahlverwandschaften/Berlin) ins Spiel gebracht auch das hat mich sehr erleichtert,mit meinem Blick auf die Theaterlandschaft nicht alleine dazustehen) Ihren Beitrag erläuternd haben Sie von der Kleist'schen "Inneren Sehnsucht bzw dem inneren Traum eines Menschen" gesprochen - Wie sehr würde ich mir wünschen das viel mehr,auch gerade jüngere Regisseure, den Mut und den aufrichtigen Wunsch hätten diesen "inneren Sehnsüchten der Menschen, auf der Bühne Gestalt zu geben! Denn Quatsch-machen ist zwar schön,macht die Seele und das Herz aber irgendwann nicht mehr satt.
wo war diese inszenierung politisch?? der kurfürst stocherte hilflos im wasser herum, es gab nichts gefährliches, das von ihm ausging...das gefühl der figuren war eben nicht instrumentalisiert, sondern als (und sogar unecht gespielte) ausrede gebraucht, um dem eigentlichen kontext des stückes auszuweichen..es gab nichts, das eine kritische haltung der regie dokumentierte...keine abgründe, nur so ein als ob getue in nett aussehendem lounge rahmen. sollte das rot etwa blut darstellen? es wirkte einfach nur nachtclubmäßig, aber harmlos-bürgerlich, eben satt. --es war nicht eine abstrakte kritik - aber wenn der stil und die ästhetik das einzigie bleiben, die im kopf und herz des zuschauers hängenbleiben, dann stimmt etwas nicht., dann hat es sich, meiner meinung nach, die regie zu leicht gemacht. und mich für dumm verkauft, die die verpackung einer zu teuren nachtcreme..sorry...ich kann die bewundern, aber gegen falten hilft die garantiert nicht...und gegen kopfschmerzen schon gar nicht...
das traurige an kriegenburgs inszenierung und ole lagerbuschs homburg ist, daß es eben nur ZEICHEN sind, diese ZEICHEN sind aber genauso inhaltsleer wie die ZEICHEN des gefühls im stand unserer momentanen gesellschaft...es wird etwas als sinnlich VERKAUFT, wir sollen in eine rote umgebung, um uns ROT und sinnlich und gefühlvoll zu FÜHLEN - sind aber nicht mehr fähig, selbst etwas zu spüren..und diese inszenierung kritisiert das nicht, sondern bedient sich genau diesem mechnaismus, um anzukommen..die schauspieler fühlen ichts, obwohl sie gefühlig tun (homburg am anfang und in der liebesszene), aber ich bekomme nichts mit als zuschauer außer einem verklärten augenaufschlag, einem weichlichen lächeln genauso falsch wie in der werbung..aber: das war nicht die absicht der regie, die mir gefühle verkaufen will...das macht mich traurig und aggressiv..aber nicht nachdenklich...
und zeichen zu interpretieren wie in signas germania song ist hier nicht angebracht, weil dies hier im gegensatz dazu garantiert KEINE performance ist, sondern ein theaterabend sein will und soll!!!
Ich finde auch, der Hinweis auf den Raum führt in die Irre, denn er klammert ein wichtiges Element der Theaterarbeit (im Unterschied zur Bildenden Kunst) aus: Die Dauer. Ja, als der Vorhang hochging war ich beeindruckt vom BühnenBild. Allerdings: Danach kam zwei Stunden nichts mehr, keine Variation, keine Vertiefung. Und darüber hinaus hat - zumindest für mich - die Behandlung der Sprache als weitere wichtige Ebene völlig versagt: Eintöniges Textaufsagen, das nur zwei Varianten kennt: Gequetschtes Aufsagen und lautes Brüllen. Genau da hätte eine Sinnlichkeit (abseits des Raumes) aber doch ein- und ansetzen müssen.
Ich muss doch - wenn ich einen Theaterabend über zwei Stunden tragen möchte - der Sinnlichkeit des Raumes (über die man streiten kann) auch eine Sinnlichkeit der Sprachbehandlung und des Spiels hinzugeben. Das hat für mich beim hochgelobten "Prozess" in seiner Eintönigkeit der Sprache schon nicht funktioniert und funktioniert beim "Homburg" vielleicht noch weniger.
Jürgen Straßer
das hat mit pollesch nichts zu tun.. pollesch ist ehrlich---nicht immer, aber immer wieder, manchmal hae ich auchihn bequem erlebt, im denken und fühlen, aber er kommt aus einer ganz anderen kategorie/richtung von theater als kriegenburg.#
zeichen im theater sind tatsächlich etwas GANZ ANDERES als zeichen in der kunst, bzw. performance. auch das sprengte jetzt den rahmen, versuchte ich das weiter zu erklären.
Wenn ich jetzt Ihre Ausführung nicht ganz falsch verstanden habe, würde diese Erkenntnis stark für "Lieblingsschauspieler" sprechen. Nämlich jene Personen, die mir - der ja in diesem Moment zum Zusehen "verdammt" ist - in der Bewegung in seinen Handlungen, Reaktionen auf eine Situation, Empfindungen etc. am stärksten ähnelt?
Noch stärker würde das dann auf Regisseure zutreffen, denen die ganze Bewegung der Situation obliegt?
P.S.: Diese Anmerkung/Frage steht vor allem im Zusammenhang mit der Kritik an einer Posterin, die sich bei "Bärfuss" für eine Besetzung mit Ulrich Matthes ausgesprochen. (Lieblingsschauspeiler..nein...pfui...wie unterklassig)
wirkt ein bisschen schäbig oder?
(werter idiot, wir bitten höflich, unter der rubrik "letzte premieren" zu schauen, da ist nämlich die von ihnen vermisste produktion zu finden, die am tag nach ihrer premiere bei der ruhrtriennale besprochen wurde. die red.)
@Martin Günter : leider komme ich nicht dahinter, was genau Sie meinen. Das Stück, sicher, aber was heißt das?
@ Susanne Peschina. Lieblingsschauspieler habe ich natürlich auch, aber ich würde nicht so weit gehen zu sagen : der Schauspieler heiligt die Aufführung - obwohl… nein, doch!
wie kommt es, dass es keine rezension zu romeo &julia in wiesbaden gab? ich glaube da fahren sie fast nie hin, kann das sein? wenn ja, wieso nicht? immerhin ein staatstheater, oder hab ich was übersehen?
mfg
Anmerkung der Redaktion:
Was meinen Sie damit? Die entsprechende Kritikenrundschau finden Sie am angestammten Platz sowe im Anhang an die Kritik.
(Kritikenrundschauen gibt es nur für Aufführungen, die von nachtkritik.de besprochen wurden. Die Red.)
Antwort der Redaktion:
Schauen Sie doch bitte einmal im Archiv in der Liste der Städte unter Wiesbaden!
Antwort der Redaktion:
Den Text-Hinweis leiten wir ans Theater weiter.
Eine Kritik gibt es leider nicht, weil "Prinz von Homburg" in der Inszenierung von Armin Petras als Koproduktion des Schauspiels Frankfurt mit dem Maxim Gorki Theater Berlin in Frankfurt schon Ende 2006 herauskam (in Berlin dann im Januar 2007), nachtkritik.de aber erst im Mai 2007 startete.
liebe/r rauda, unsere produktionstrailer, alle zu sehen auf unserer website, werden von der firma SUPERSCHOOL hergestellt.
lieber johann, böhse onkelz stimmt. der song heißt "bin ich nur glücklich, wenn es schmerzt".
viele grüße aus dem maxim gorki theater
claudia nola