Fuck off, Amerika - Frank Castorf inszenierte seinen Gegenfaust
What the fuck is Dramaturgie?
von Anne Peter
Berlin, 29. Februar 2008. "Who the fuck is Limonow?", fragte man sich insgeheim, als die Berliner Volksbühne vor zweieinhalb Wochen die recht lustige Pressemitteilung verschickte, "Volksbühnen-Autor Johann Wolfgang von Goethe" mache "nach einem Streit über notwendige Änderungen an seinen Texten" krank und habe "Berlin mit unbekanntem Ziel verlassen". "Fuck off, Goethe!" kommentierte die Volksbühne und ersetzte das geplante "FaustFaustFaust"-Musiktheater-Projekt kurzerhand durch ein neues, nur noch sporadisch musikalisch durchwirktes Projekt mit dem "überraschenden Titel" "Fuck off, Amerika".
Ebendiesen Titel trägt der Debüt-Roman eines gewissen Limonow, Eduard Limonow, der mit jener fiktiven Autobiographie in den 80er Jahren bekannt wurde, später alle möglichen politischen Extremparteiungen von ganz links bis ganz rechts austestete und derzeit Vorsitzender der Nationalbolschewistischen Partei Russlands ist. In seinem Erstling erzählt Limonow vom Emigranten-Leben des so megalomanen wie liebessehnsüchtigen Editschka, der als russischer Dichter und Dissident im New York der 70er Jahre an der Herzenskälte seiner angebeteten Helena wie dem sich als leer erweisenden Glücks- und Freiheitsversprechen des amerikanischen Systems zu zerbrechen droht.
Ein Gegenfaust am Washington Square
Im Roman taumelt der meist arbeitslose, frisch verlassene Poet – für Castorf eine Art 'Gegenfaust' – durch die Straßen des Molochs von einem Welfare-Scheck zum nächsten, kippt Unmengen Alkoholika in sich hinein und schläft den Rausch dann in seiner heruntergekommenen Absteige aus oder hängt auf irgendeiner Party, am Washington Square und diversen anderen Orten rum. Dazwischen hat er jede Menge Erektionen, abstruse Phantasien und ab und zu realen, meist schlechten Sex mit Artgenossen beiderlei Geschlechts. Das ist streckenweise sehr unterhaltsam, vor allem weil dieser unmögliche Editschka-Erzähler den zwar größenwahnsinnigen, aber ebenso selbstironischen Loser gibt.
Der genialische Schundroman bietet durchaus Stoff fürs Castorf-Theater, erzählt er doch vom Leben der Erniedrigten und Beleidigten, von Huren und Pennern, Möbelpackern und Kleinkriminellen und quillt dabei geradezu über von der Liebe für den abgewrackten Teil des Menschengeschlechts. Auf den anderen Teil ist Editschka fuchsteufelswütend und hätte am liebsten ein Gewehr, besitzt aber bloß ein Messer, das er im Stiefel mit sich herumträgt.
Flotter Dreier mit Polit-Erotik
Auf Jonathan Meeses verhältnismäßig unspektakulärer Drehbühne mit großem, weißen Multiaufklappbau (Grundriss: Eisernes Kreuz) teilt sich das auf 70er gestylte Ensemble Editschkas Geschichten über verrückte Russen oder seine hervorbrechenden politischen Radikalismen in stetigem Rollenwechsel und Figurenanrissen. Zuallererst Ex-Biberkopf Max Hopp gibt dem Ich-Erzähler ein pathetisch glühäugiges Gesicht, das zwischen gehetztem Herumgerenne und sich groß aufschwingender Pose immer wieder in Heulattacken zerfällt. Als seine vornehmlich mittels Geld erotisierte Helena spreizt Irina Kastrinidis im engen Einkaufswagen so gut es geht die Beine.
Sophie Rois lakoniert ab und zu ihren Trockenhumor hinein, darf eher wenig ausrasten und in seltenen Momenten toll singen, sich außerdem ausführlich mit Rosalind Baffoe als Schwulenpaar wälzen und sich dann mit Kastrinidis im Dreier durch politisches Schwadronieren heißreden. Und Volker Spengler ist als riesenbäuchige Tunte in hautengem Strickfummel und natürlich mit der unnachahmlichen Krakeel-Stimme ("Entschuldige mal, ich bin scharf auf dich!") ziemlich großartig. Ob der insgesamt jedoch anhaltenden Altstar-Dürre haben diesmal auch die jungen Volksbühnen-Neuzugänge Sebastian König und Christoph Letkowski reichlich Gelegenheit, positiv aufzufallen.
Juhu, der altbewährte Obstmatsch
Ein Prinzip scheint in dieser zweieinhalbstündigen, ziemlich zähen Szenenwirrnis allerdings nicht zu erkennen. Heillose Disparatheit ohne Durchblickchance. "What the fuck...?", fragt man sich immer wieder. Was verdammt noch mal will Castorf hier eigentlich? Eine durchgreifende Dramaturgenhand könnte vermutlich helfen, aus der im Roman gebrauten explosiven Mischung von Armut und Aggression einleuchtendere Funken zu schlagen. Stattdessen lässt Castorf das Potential hier oft in ungerichteter Provokation verpuffen, die kaum als solche zünden will.
So lässt er unvermittelt mit Maschinengewehrplatzpatronen in Richtung Zuschauerraum feuern (wohl weil vom späteren Limonow überliefert ist, dass er an der Seite Karadžićs von einem Hügel aus sinnlos nach Sarajewo hineinballerte). Daneben gibt es die bewährten Volksbühnen-Brüllszenen (mit eindrucksvoller Kondition: Alex Wandtke) und Obstmatsch-Orgien. Und zwischen alles sind ab und an auch noch Schumann’sche Faust-Reste geworfen. Schön und sinnfällig ist da Hopps traurig ernster Gesang auf das gefallene Helena-Gretchen, das als aufgetischte Heilig-Hure mit Obst bepackt wird.
Im Grunde hat der immer noch provokationswillige Castorf dem Provokateur Limonow aber weder etwas hinzuzufügen noch entgegenzusetzen. Was das alles nun genauer mit Amerika oder Russland oder der Emigration zu tun hat? Irgendwie "Scheiß-Emigration!". Irgendwie "Fuck off" halt, irgendwie "Fuck off, Amerika" und irgendwie "Fuck off, Kapitalismus". Ja, stimmt schon, alles ganz schön abgefuckt, irgendwie.
Fuck off, Amerika
nach Motiven von Eduard Limonow
Regie: Frank Castorf, Bühne: Jonathan Meese, Kostüme: Caroline Rössle Harper, musikalische Einstudierung: Timo Kreuser. Mit: Rosalind Baffoe, Irina Kastrinidis, Sophie Rois, Max Hopp, Sebastian König, Timo Kreuser, Christoph Letkowski, Volker Spengler, Axel Wandtke.
www.volksbuehne-berlin.de
Mehr zu Castorfs letzten Volksbühnen-Produktionen: Emil und die Detektive von Erich Kästner; Nord nach Céline.
Kritikenrundschau
Obwohl sich die Schauspieler ziemlich viel und exzessiv bewegten, "vor allem aber zwischen den Beinen lagen und Sex zu machen versuchten, um aus dem System Sex herauszukommen", bewegte sich an diesem Abend für Eberhard Rathgeb in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (2.3.2008) nicht viel: "Nein, um die ganze Wahrheit zu sagen: Es bewegte sich so gut wie gar nichts, nur die alten Raster klapperten – das war die Rasselbande von den Rändern, jenen sozialen und entsprechenden psychischen Rändern, die sich wie ein Schneckenhaus zum Castorf-System zusammenkringeln." Und zwar "zu einer im strikten Sinne Volksbühne für Intellektuelle der Mittelschicht", wie Rathgeb böse hinzufügt, "die schon bei dem beliebten Wort Überschreitung leise zu stöhnen anfangen". Trotzdem plädiert er dann auf mildernde Umstände, da man möglicherweise "eine solche theatralische Berliner Bataille & Co.-Version auch als eine Art Subventionsselbstkritik" verstehen könne: "Wie komme ich aus dem System raus, wenn ich selbst das System bin?", auf die hier jedoch lediglich mit "affirmativem Beifall" reagiert werde statt "mit kritischen und insofern erlösenden Buhrufen."
Der Stoff sei gut, was Castorf daraus mache weniger, befindet Christine Wahl im Berliner Tagesspiegel (2.3.2008). Denn es bleibt ihr unklar, was hier eigentlich erzählt werden solle. Zwar ließen sich fast alle Versatzstücke aus Eduard Limonovs Buch und Biografie "irgendwie auffinden", etwa in dem "selbstmitleidig greinenden Gesicht von Max Hopp als Editschka oder in den von zwei Jungschauspielern gen Publikum abgefeuerten Maschinengewehrsalven". Volker Spengler hat "in einem reizenden Häkelüberwurf" für sie ebenso einen gewissen Wiedererkennungswert, wie Sophie Rois, die "mit ihrem wunderbaren Tremolo über Penisgrößen", Revolutions- und Terrorgeschichte sinniert. Für kurze Vitalitätsschübe an diesem Abend sorgen u.a. eine weibliche Massenkopulation und ein Kurzauftritt von Jonathan Meese, den Wahl insgesamt jedoch als "kraftlose Reanimation bewährter Castorf-Stilmittel" empfand.
Castorf mache aus Eduard Limonovs "hart aufs Wesen des Kapitalismus und die innersten Verwerfungen der globalisierten Welt zielenden Systemkritik" einen zotigen Kindergeburtstag, schreibt Wolfgang Höbel bei Spiegel Online (1.2.2008) Aber immerhin herrscht für Höbel am Rosa-Luxemburg-Platz "jenseits des Altherrenwitzes auch jede Menge echter, süßer Spaß an diesem Abend." Zum Beispiel wenn Russendisko ist: Da hört Höbel dann "die prächtig aufgelegten Schauspieler alte Popsongs intonieren. Einmal sieht er sogar Jonathan Meese selber auf die Bühne schleichen, und zwar als Früchtelieferant: "Leckerlecker Melone" und "Apfelsinen, wie saftig" hört er ihn "aus seinem Waldschratbart" flöten, was Höbel schließlich zu der Erkenntnis führt, dass hier womöglich "die nette, harmlose, total erfreuliche Botschaft" dieses Abends steckt: "In der zuletzt von künstlerischer Austrocknung bedrohten Volksbühne protzen Castorfs verbliebene Kampfgenossen jetzt wieder mit Saft und Kraft." Fazit: so penetrant gut gelaunt sei man in der Volksbühne schon lang nicht mehr gewesen.
Ähnlich hoffnungsvoll ist Petra Kohse in der Frankfurter Rundschau (3.3.2008): "Es funktioniert wieder." Denn es gebe "wieder Lebensgefühl" und "Team Spirit" in der Volksbühne, auf der lediglich Irina Kastridinis "eine Schwachstelle" bleibt: eine "laienhaften Darstellerin, zum Lookalike von Kathrin Angerer herangezüchtet, die aber deren Charisma bloß in Vulgarität übersetzt". Dagegen lobt Kohse die jungen Neuzugänge Sebastian König und Christoph Letkowski, "die beim Bühnen-Punk der Altstars oder Altstar-Doubles" durchaus mithalten könnten und ihn zugleich erdeten. Neben den typischen Elemente des "Castorftheaters, das immer aussieht wie eine Betriebsfeier kurz bevor der Alkohol alle ist", sei hier diesmal noch mehr, nämlich "Ironie mit Herz". Immer noch sei es "lustig und zeichenhaft überkomplex. Aber die Angst vor Gefühligkeit ist weg", dank "zart rauchender Vulkane", Hopps Faust-Lied und Meese, der nicht nur Obst bringt, sondern "dem Regisseur beim Applaus die Hand" küsst. "Was den Inhalt trotzdem nicht völlig erschließt, aber angenehm entspannt ist in seiner ganzen Brüchigkeit."
Doris Meierhenrich von der Berliner Zeitung (3.3.2008) hat sich zusätzlich die musikalischen Überbleibsel des Faust-Projektes angesehen, die nun einstündig "als schnodderiges Faust-Bashing des eingesprungenen, ratlosen Dramaturgen Maurici Ferré" auf der Hinterbühne erklängen. Das "gespenstische", für den "Kritzler" Meese untypische Bühnenbild" sei hingegen der stärkste Mitspieler in der Castorf-Inszenierung, in die der Regisseur die "Realgeschichte" Limonows von Beginn an mit hineingenommen habe, "weshalb Edis Geschichte hier auch als großer Abgesang auf alle exzentrischen Formen antibürgerlichen Protests erscheint". "Als heruntergekommener Bohèmien-Faschist" ließe Max Hopp seine Stimme überschlagen, "als sei er Martin Wuttke persönlich" und pendele "seinen Unterarm wie Goebbels aus", wodurch er Editschka "als traumreales Kunstgewächs" präsentiere, "das zum Überschreitungsmonster geworden ist".
Unglaublich angeödet gibt sich indessen Peter Laudenbach in der Süddeutschen Zeitung (3.3.2008), wo er vor allem auf die Differenz zwischen dem Real-Provokateur Limonow und den wenig gefährlichen "Radikalinski-Posen" Castorfs abhebt. "Fuck off, Amerika" sei als Parole "in Berlin-Mitte jederzeit konsensfähig" und schrumpfe die in Putin-Russland "riskante Provokation" Limonows in der Volksbühne "zum szenetypischen Unterhaltungsprogramm, das es sich in der Selbstreferenz gemütlich gemacht hat. Von der Wirkung, die Limonows Schockspiele entwickeln", sei das "unendlich weit entfernt".
Der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (3.3.2008) ist das Ganze denn auch bloß eine kurze Glosse wert. Der Regisseur blecke "lustlos die Zähne, möchte vielleicht ein wenig spielen, doch sicher niemanden mehr beißen", so baz (vermutlich Irene Bazinger). Mit "bemühter Ruppigkeit" würden Limonows Geschichten "mechanisch und trist nacherzählt". Das ist der Kritikerin definitiv nicht genug.
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Bei der dramaturgischen Umsetzung weiß man jedoch nicht was schlimmer ist, die vollständig fehlende Technik der beiden Darstellerinnen, deren erfolgloser Versuch stimmlich neben einer Sophie Rois zu bestehen gnadenlos scheitert, oder die sich ewig wiederholende Szenerie kopulierender Schauspieler, die nicht mehr einfach nur ermüdet, sondern schon zwei, drei Blicke auf die Uhr erzwingt.
Die schauspielerische Leistung war dürftig und man fragt sich ernsthaft, wieso eine Frau Kastrinidis, die weder über stimmliche, noch körperliche schauspielerische Grundlagen verfügt, beständig vom Zuschauer ertragen werden muss.
Die Quotenbesetzungen Rois und Spengler wirken deplatziert auf einer Bühne, die ihnen weder dramaturgischen Hintergrund, noch irgendeine Art von Halt gibt ihre vollen Leistungen auszuschöpfen und lassen die jüngere Generation sehr blass wirken.
Man ist erleichtert, daß der Spuk über Erniedrigte und Beleidigte Schauspieler nach zweieinhalb Stunden vorbei ist und fragt sich verwirrt was in dieser Zeit eigentlich passiert ist. Castorf schafft es, daß es einem trotzdem vorkommt als hätte man vier Stunden seiner Lebenszeit verschwendet und man geht mit dem einzigen Lichtblick an diesem Abend aus dem Haus- es hat sich diesmal wenigstens niemand ausziehen müssen.
Wahrhaben wollen das aber nicht die getreusten Fans, die auch gestern wieder die Premiere bevölkerten und jede hundertfach gesehene antibürgerliche Tabuüberschreitung, und sei sie noch so routiniert und schal, wie Eingeweihte teils schon im Voraus bekicherten. Öder geht's nimmer. Erst wenn diese Fans das "Castorf raus"-Transparent entrollen, wird der Herr Intendant vielleicht (im Jahre 2020?) die Segel streichen. Dann aber sind wir - Kastrinidis sei Dank! - schon längst in der Kreisklasse B angelangt.
warum spielst du denn die frauen hier gegeneinander aus? es ist doch wohl eher so, dass die kerle nicht mit der rois mithalten können. und stimmlich schon gar nicht.
Die Kritik von Frau Peter hat mir insoweit sehr gut gefallen, als dass sie treffend das große Fragezeichen dieser Inszenierung beschrieben hat. Im übrigen fand ich die Worte ein wenig zahm.
Im Gegenteil zu lahira (Ziff. 1) empfinde ich es für ein "Flaggschiff" nicht ausreichend, Videosequenzen zurückzudrängen und ein paar melancholische, musikalische Momente darzubieten. Ich hätte höhere Maßstäbe an ein "Flaggschiff" angelegt.
Vor Entsetzen erstarrt war ich von dem Publikum: da kommt der Hauptdarsteller in der ersten Szene, in den ersten zehn Sekunden auf die Bühne, setzt sich, fängt an zu weinen, ... und das Publikum lacht. Da bekleidet sich der Hauptdarsteller mit einem pinkfarbenen Slip ... und die Zuschauer lachen. Da wechselt der Spengler ganz normal ins Französische ... und die Menschen lachen. Und ich nur so: Ej, Hallo!?!
Braucht die Volksbühne schon solch verzweifelte Unterstützung?
Ich schließe mich dem Urteil eines vor mir sitzenden, Erkenntnis bringenden Rezensenten an. Dieser flüsterte seiner fotogenen Nachbarin zu: "Das Beste war Meese".
ich kann nichts besser als richtig lesen. ich vermute deshalb, wegen Ihrem wink, Sie können sich selbst nicht richtig lesen.
Qualität verändert ihre "Bilder"- Dieser "Phase" der Qualität fehlt einzig und allein die gewohnte "Kraft".
Vielleicht ist es aber auch das Fehlen des adäquaten Spielraums, der besser die Höhen und Tiefen der Inszenierungen Frank Castorfs intellektuell auslotet. Ein Bert Neumann bietet da erheblich mehr Anregungen als ein Jonathan Meese.
@ Juliane: was war an dieser Aufführung bitteschön nicht spießig? Es war doch alles wie immer. Mit berechnender Einfalt wird genölt, Obstsaft verspuckt, gevögelt, Bier vergossen, Pet Shop Boys gegrölt. Alles beim Alten. Kein Input. Oder geht es den "Jungen" heute etwa nur ums "cool" sein, um "Fun"? Ein bisschen hingerotzter Trash und schon ist die Zielgruppe begeistert? Das würde das Phänomen Bohlen erklären. Dankbar bin ich Dir allerdings für die geniale Wortschöpfung für die höchstens mittelprächtigen Darstellerleistungen: ..."menschlich"...
@ Connie: Freut mich für Dich, dass es Dir gefallen hat, habe nur nicht so ganz aus dem Text entnehmen können, warum Deine Bewertung so super ausfiel. Hast die Mail wahrscheinlich zu früh abgeschickt und reichst den zweiten Teil noch nach, hm?
Aber alles der Reihe nach: Abschreckendes Beispiel an Schauspielschulen wegen Brüllorgien? Sollte man nicht als Schauspieler, vor allem als junger, gut brüllen können, schreien, krächzen, japsen, wiehern, kotzen, jammern und dabei auch noch bluten, und zwar aus dem Herzen. Sollte man an einem Theater nicht die Möglichkeit haben die Wut, die Verzweiflung, und den Schmerz der in einem steckt, zu äußern, anstatt in unserem heutigen Theatersystem zu funktionieren?
Schauspieler sind keine Bänker, sondern Künstler, ABER IMMERNOCH.
Aber weiter im Text. Selbstdarstellung? Nur bedingt richtig. Wenn das Ego des einzelnen gemeint ist: dann FALSCH, damit gehe ich nicht konform. Falls aber der Gedanke einer Kunst, der Gedanke eines Hauses gemeint ist, der Wille etwas zu bewegen, zu provozieren, sodass Zuschauer/Politiker/Presse/Kinder (siehe Diskussion über Emil) etc. sich reiben (wie sie es hier, und auch allgemein in Berlin und Deutschland über die Volksbühne tun) dann GOLDRICHTIG. Und da ist die Volksbühne mit wenigen Ausnahmen, NACH WIE VOR, leider eine Ausnahme im deutschsprachigen Raum. Denn durch Reibung entsteht bekanntermaßen Energie. Dazu muss man aber auch gewillt sein zu verstehen, ansonsten ist sowieso alles nur "unverständliche und erniedrigende sexuelle Andeutung".
Bayern München. Der Vergleich ist zugegebener weise gefährlich. Aber ganz ehrlich: ich spiele lieber bei St. Pauli, und hab ne Meinung, als bei Bayern (mit GAAAAANZ viel Technik, maria wow, wow, wow) und bediene das System DFB-Mafia. Wobei ich noch anführen möchte, dass ich das schreibe obwohl St. Pauli nicht mein Verein ist als alter Frankfurter, und ich die Volksbühne auch nicht in der "Drittklassigkeit" sehe.
"Das beste war Meese"? Dann kann ich nur empfehlen sich mit Herrn Meese's Kunst mehr zu beschäftigen. Denn es gibt viele Parallelen zwischen ihm und der Volksbühne. Sonst würde er an diesem Hause nicht arbeiten, und es unterstützen.
"entweder wirklich Punk oder Friedhof" ----- mhhhhh, sehr schwer, denn heutzutage ist nix mehr wirklich PUNK und nichts mehr wirklich FRIEDHOF, wenn Du weißt was ich meine. Aber vor der MASSE "Theaterlandschaft Deutschland", rennt das Haus am Rosa-Luxemburg-Platz allemal immer noch davon, und zum Glück auch noch bis 2013 so wie es aussieht...
So und zum Abschluss noch einen kleinen Satz zum "alles wie immer-Gejammer". Wer auf eine Neuerfindung der Mittel hofft und wartet, wird sowieso enttäuscht (siehe SZ-Kritik von heute von Herrn Laudenbach). Darum geht es nicht.
Cool sein? Fun? Ach Du je... Dafür ist der Gedanke zu groß...
Zielgruppe...? Volksbühne = AboTheater...?????
NO COMMENT...
Doch es gibt kein nur gut oder böse. Wir sind doch nicht im märchen.
Gesagt wurde viel zur inszenierung, bewertet auch. Aus meiner sicht ist es bestimmt nicht die beste, aber sie ist gut. Es war eine lust, im rang zu sitzen und zu spüren, wie der spaß der schausielerInnen überspringt. Wer kritisiert hier die kastrinidis? Das geschah an der stelle doch schon mit peschel. Mensch leute, habt doch mal ein bisschen achtung vor der leistung der anderen. Wir, die wir hier schreiben sind doch nichts weiter als kleine kümmerliche konsumenten!!!
Ich freue mich schon auf Mauser/ Massnahme und hoffe, Castorf setzt dem nun gesehenen noch eins drauf.
Übrigens, wer vergleicht schon fußball mit THEATER? Ihr müsst euch schon entscheiden! Wenn ihr den fußball des theaters erleben wollt, geht ins boulevard oder schaut euch die musicalproduktionen an.
Vielleicht sollte ich das zurücknehmen, da es viele fußballinteressierten Theatermenschen gibt, zu denen ich nicht gehöre. Aber diejenigen würden nicht einen Vergleich zwischen einem trainer und einem Intendanten wagen. Schon der Verdienst in € auf der Etage dürfte sich rasant unterscheiden. Wie erst ist es bei den SPIELERN. Haben wir etwas mehr Achtung vor ihnen und ihren Leistungen.
Übrigens alle Schauspieler des Abends waren aus meiner sicht aaaaaaaaa....klasse!
was hier über Dritte behauptet wird, muss sich entweder eindeutig im Bereich der persönlichen Meinungsäußerung bewegen (und da filtern wir rein Beleidigendes heraus) oder nachprüfbar wahr sein.
Viele Grüße,
Petra Kohse
Übrigens drei Tage nach einer Premiere, 26 Einträge, kontroverse Diskussionen. Man danke Castorf für dieses große Interesse. Kaum ein anderes deutsches Theater schafft das. Was will man mehr von einem Flagschiff?
HIER ist das keine kunst, das macht jeder, das erfordert weder mut noch grösse: DAS soll er mal in amerika versuchen, mal sehn, ob ..... was mich wundert, ist zudem, daß niemand hier überhaupt, soweit ich sah, den ORIGINALTITEL dieses buches kennt, der weit weniger reißerisch nämlich IT´S ME - EDDIE heißt! tja, DAS wäre ECHTER künstlerischer mut gewesen, das stück ITS ME, EDDIE zu nennen, aber wer von den berlin mitte schicki kultur deppen mit ihren parkas und angeklebten koteletten würde DENN DANN KOMMEN DORTHIN INS STÜCK??! EBEN!
also geilt man das volk billig mit FUCK OFF AMERIKA auf, findet sich ganz aufregend revoluzzerisch und begreift gar nicht, daß allen ginsberg all das schon in den 50er jahren (und besser) sagte und daß das wahre thema unserer zeit nicht FUCK OFF AMERIKA ist, sondern COME BACK AMERICA! WE WANT YOU BACK! DUDE, WHERE IS OUR COUNTRY? STOLEN FROM US BY THE GLOBALISTS, THE GARTERS, THE BILDERBERGERS AND THE BOHEMIAN GROVE VISITORS (für die siebenschlauen: schaut mal unter alex jones - bohemian grove in youtube: DAS ist das wahre problem)
aber ein bißchen billige volksbelustigung mit schlagwörtern war ja schon immer ein gutes geschäft - nur leider GROSSARTIGE KUNST kann man so nicht schaffen - im gegenteil, man VERBAUT gerade den echten stimmen die sicht. insofern ist herr castorf einfach nur ein reaktionär, EBEN GENAU WIE JENER EDUARD LIMONOV, der jetzt in russland die unappetitlichste bande von rechtsradikalen, ewig gestrigen, bolschwisten (so nennen sie sich SELBST!!) und vor allem SKINHEADS um sich schart - und So JEMANDEM mitten in berlin jetzt forum und publicity zu geben ist sowohl dumm als auch instinktlos und abstossend:
im grunde eine abstossende ohrfeige ins gesicht all der russen, die am eigenen leibe die entsetzlichen auswüchse der kommunistischen terror diktatur erleiden mussten - aber das ist ja wieder etwas, was unseren gewächshaus wunderknaben niemals betroffen hat. castof, zeit, daß du endlich mal wirkliches leben dir um deine abstehenden pennäler ohren wehen läßt!