Wilhelm Tell und Trutz - In Weimar gelingt Jan Neumann der Balanceakt zwischen Klassikertreue und -erneuerung, Enrico Stolzenburg aber verfehlt Christoph Hein
Make Schwyz Great Again
von Kornelius Friz
Weimar, 1. Februar 2019. Wer in Weimar "Wilhelm Tell" inszeniert, droht zweifach zu scheitern. Zunächst darf man dem Herrn Schiller nicht zu untreu werden, was Jan Neumann seinem Tell vorsichtshalber sogleich voranstellt, indem er zwei Karikaturschweizern die Meta-Ebene sowie Äpfel aus Esspapier und Pappe umlegt. Und zugleich sollte man sich hüten, nicht nur in Weimar, den vollbesetzten Saal mit Schillers Versen in den Schlaf zu leiern, wie es den meisten im Publikum als Pennäler womöglich schon einmal passiert ist. Siehe da, Neumann wagt den Balanceakt und gewinnt.
Thüringen Megamix - Am Theaterhaus Jena lassen Wunderbaum Thüringen-Klischees antreten
Sag mal "Plattenbau"
von Kornelius Friz
Jena, 13. Dezember 2018. Die Dialektfalle umschiffen sie auf Schwäbisch. Die Zonen-Elke in den Schimmeljeans bläst ihre Vorurteile mit süddeutsch weichen Konsonanten hinaus. Und die sind auch schnell zusammengefasst: Schiller und Goethe, der Thüringer Wald, der NSU, Klöße und Bratwurst. Das Besteck, mit dem das Kollektiv Wunderbaum unter der Leitung von Walter Bart das Eigene, das Heimische zerlegt, ist nicht besonders feingliedrig. Es ist aber durchaus geeignet, um ein touristisch-klischeehaftes Abziehbild des Landes mit thüringischen Realitäten abzugleichen und dabei das Eine dem Anderen zärtlich unterzuheben.
November 1918 - André Bücker wuchtet Alfred Döblins monumentales Revolutionsepos auf die Bühne des Nationaltheaters Weimar
Aus einem bürgerkriegszerrissenen Land
von Tobias Prüwer
Weimar, 3. November 2018. Mensch und Masse: Auf diese Formel könnte man das monumentale Erzählwerk "November 1918" herunterbrechen. Am Deutschen Nationaltheater Weimar unternimmt nun André Bücker nichts Geringeres, als Alfred Döblins vierbändiges, in der Emigration entstandenes Revolutionsepos auf die Bühne zu bringen. Die Frage nach dem Verhältnis von Individuum und Masse, des Menschen in der Revolte, kleidet Bücker in ein Spektakel mit Chor und Orchester.
Jena macht es selbst - Wunderbaum eröffnet seine erste Saison am neuen Theaterhaus Jena mit Fun, Fakes und Folk
Unterm Rad
von Henryk Goldberg
Jena, 25. Oktober 2018. Sie heißt Anna, Anna Schmidt. Und sie ist der Star des Abends. Anna ist 16 Jahre alt, sie hat ein verkürztes linkes Bein und sie versteht keine Ironie. Man sieht das und man hört es auch. Sie ist der Intro-Auftritt des Abends, der wiederum Intro einer Ära sein will. Und sie vor allen ist es, die das Versprechen des Titels einlöst. Denn "Jena macht es selbst" ist ein charmanter Schwindel. Wunderbaum macht es selbst.
Regie: Suse Wächter
Regie: Alejandro Quintana
Regie: Robert Schuster
Regie: Ansgar Haag
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