#Twitterschau - Dramen, Tiere, Sensationen
Diese 7 Katzen gehören auf die Bühne
von Michael Wolf
13. März 2017. Tiere sind auf dem Vormarsch in der Theaterlandschaft. Von vertraglich verankerten Probenzeiten unbetroffen, bieten vor allem Hunde klammen Theatern immer öfter willkommenen Ersatz für menschliche Schauspieler. Warum aber streunt nicht viel häufiger der natürliche Hausfeind des Hundes über die Bühnen – die Katze? Einzig in Musical-Tempeln darf sie ihr Können beweisen. Der Zugang zu den Fleischtöpfen öffentlich geförderter Häuser bleibt ihr bislang verwehrt. Dabei bietet die Katze, im Gegensatz zum der Dressur zugeneigten Hund, das Moment der Unberechenbarkeit. Sie ist, wie die Theaterwissenschaft sagen würde, ein "Ereignis". Bello bleibt dramatisch, während Felix längst in Performance macht. Als Wappentier des World Wide Web versöhnt die Katze zudem die Bühnenkünste mit neuesten Medien und – das sei nicht vergessen – macht stets eine knuffige Figur. Wir fordern mehr #catcontent und haben schon mal die Kritiken geschrieben.
1. Sophokles' "König Ödipus"
nachtkritik.de: "Bestürzt erkennt Ödipus endlich: Ich habe Vater getötet, Mutter geheiratet. Wir erleben nicht weniger als die Geburtsstunde der Schuld."
2. Johann Wolfgang Goethes "Faust"
nachtkritik.de: "Als Mephisto endlich seine wahre Gestalt offenbart, geht ein erstauntes Raunen durchs Publikum. Was niemand ahnte, steht mit leuchtenden Augen an der Rampe. Das also war des Pudels Kern!"
3. Friedrich Schillers "Räuber"
nachtkritik.de: "Vereinzelte Allergiker versuchen ihn niesend zu erweichen, doch vergebens: Räuber-Hauptmann Karl schnurrt: 'Ich bin mein Himmel und meine Hölle', und tigert unaufhörlich an die Rampe. Er geht uns an, er will uns ans Leder, lauernd, zu allem bereit, unfassbar und nicht zu stoppen – Freibeuter der Dramengeschichte."
4. William Shakespeares "Romeo und Julia"
nachtkritik.de: "Die Inszenierung stellt das Drama vom Kopf auf die Pfoten! Romeo weiß von vornherein, dass diese Liebe nicht sein darf. So tauschen Ursache und Wirkung herzzerreißend ihre Plätze. Zote und Tod in Duell weichen sanfter Zurückweisung. Wer hier nicht mitfühlt, hat ein dickes Fell."
5. Molières "Der Geizige"
nachtkritik.de: "Nicht neu ist diese Interpretation, doch selten ging sie so gut auf: Harpagon drängt sich selbst in die Ecke, unfähig zum Teilen und damit ausweglos allein.
6. Henrik Ibsens "Nora"
nachtkritik.de: "Was ist nur aus Nora geworden, der treusorgenden Ehefrau, dem fröhlichen 'Zeisig', wie ihn ihr Mann nennt? Ibsens Stück wurde schon mit vielen Alternativen versehen, aber so eine hat die Welt noch nicht gesehen. Die First Lady des dramatischen Feminismus wählt nicht die Flucht vor dem Patriarchat. Sie verlässt ihren Ehemann nicht am Weihnachtsabend; sie sucht ihn heim und zerlegt das Puppenhaus in einer Orgie ungestümer Rachsucht."
7. Friedrich Schillers "Wilhelm Tell"
nachtkritik.de: "Wilhelm Tell – ein Held, ein Kämpfer für Freiheit und Gerechtigkeit? Weit gefehlt. Die Inszenierung zeigt ihn als gewissenlosen Attentäter, der den hilflosen Vogt eiskalt aus dem Hinterhalt attackiert."
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