35 Jahre am DT Berlin

10. Oktober 2017. Die Schauspielerin Lissy Tempelhof ist in der Nacht zum 10. Oktober 2017 im Alter von 88 Jahren in Berlin verstorben – das meldet das Deutsche Theater Berlin unter Berufung auf Tempelhofs Agentur.

AK Portrait der Schauspielerin Lissy TempelhofDie Film-, Fernseh- und Theaterschauspielerin besuchte nach einem Engagement am Landestheater Anklam ab 1950 die Staatliche Schauspielschule Berlin (heute Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch"). Nach Engagements am Theater Senftenberg, Theater der Freundschaft (heute Theater an der Parkaue), Staatstheater Dresden und Maxim-Gorki-Theater Berlin gehörte Lissy Tempelhof ab 1963 für 35 Jahre dem Ensemble des Deutschen Theaters Berlin an, wo sie u.a. mit den Regisseuren Wolfgang Heinz, Adolf Dresen und Benno Besson zusammenarbeitete und zu einer der prägenden Schauspielerinnen wurde. Zu ihren Rollen gehörten Grusche in "Der kaukasische Kreidekreis" (1958), Jokaste in "König Ödipus", die Titelrolle der Johanna Dark in "Die heilige Johanna der Schlachthöfe" (1961) und Sophie in "Clavigo".

Als Filmschauspielerin wurde sie bekannt mit dem DEFA-Film "Die besten Jahre" (1965, Regie: Günther Rücker), in dem sie als Junglehrerin 1945 einen heimkehrenden Soldaten aufnimmt, der sie später wieder vergisst.

Für ihr künstlerisches Schaffen wurde Lissy Tempelhof mehrfach ausgezeichnet (u. a. Kunstpreis der DDR, 1963).

(Deutsches Theater Berlin / wikipedia / sd)

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Lissy Tempelhof: Die Dresdner Johanna Dark
Man muss unbedingt ausführlicher darauf hinweisen, dass Lissy Tempelhof die Johanna Dark in der DDR-Erstaufführung von Bertolt Brechts für die DDR gar nicht so unproblematischem Stück DIE HEILIGE JOHANNA DER SCHLACHTHÖFE am Dresdner Staatsschauspiel war. (Das Berliner Ensemble hatte das Stück damals - 1961 - nicht im Repertoire.) Eine Aufführung, die sich tief in das Dresdner Theatergedächtnis eingeprägt hat und dort wohl vorerst auch nicht mehr überschrieben werden wird. Sie hat Dresden dann bald verlassen, in den Ensembles der Ostberliner Theater waren nach dem Mauerbau Lücken zu schließen. Für Jahrzehnte blieb sie unter den vielen starken Schauspielerinnen ihrer Generation im Osten Deutschlands eine prägnante Persönlichkeit mit filigranem Charisma, eine versierte Darstellerin, die in ihren Rollen gleichermaßen Distanz und Verbundenheit deutlich machen konnte. Sie stand damit - sicher kaum bewusst - in einer großen Tradition! Von den Leuten wurde sie gemocht und geschätzt. Als in den Neunzigern in Dresden im Kleinen Haus des Staatsschaupiels eine neue Produktion von Brechts HEILIGER JOHANNA zur Premiere kam saß Lissy Tempelhof im Zuschauerraum. Ein Kreis hatte sich geschlossen, nicht nur für sie, auch für viele der anwesenden Zuschauer. Lissy Tempelhof gehört zu den "stillen Stars" die Theatergeschichte geschrieben haben.
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