Offener Brief des Jungen Schauspielhauses Hamburg
Lieber streitend vergehen!
Hamburg, 24. September 2010. Liebe Bürgerinnen und Bürger der Stadt, liebe Eltern, liebe Lehrer, liebes Publikum, liebe Freunde des Schauspielhauses und des Jungen Schauspielhauses!
Was passiert da gerade mit unserer Stadt? Wie wird da mit unseren Steuergeldern umgegangen? Welche Entscheidungen werden im Senat gerade getroffen? Eine Stadt, die Kulturhauptstadt sein will, wendet sich ab vom größten deutschen Sprechtheater. Eine Stadt, die kulturelle Leuchttürme setzen will, wendet sich ab vom traditionsreichen Deutschen Schauspielhaus. Lessing, der Verfasser der Hamburgischen Dramaturgie, der Vertreter humanistischer Werte und Bildungsideale, der hier in Hamburg gewirkt hat, würde sich im Grab umdrehen. Eine Stadt, die sich als Modellregion für Kinder- und Jugendkultur bezeichnet, wendet sich ab vom Jungen Schauspielhaus, wendet sich ab vom Theater für junges Publikum, wendet sich ab von kultureller Bildung, wendet sich ab von ihrer politischen Aufgabe, die kulturelle Armut von Kindern und Jugendlichen in Hamburg zu bekämpfen.
Liebe Bürgerinnen und Bürger der Stadt, liebe kritische Journalisten, liebe Kulturschaffende, liebe Lehrer, liebes Publikum, liebe Freunde des Schauspielhauses und des Jungen Schauspielhauses! Solidarisiert Euch mit uns, kämpft für Bildung und Kultur! Unser Hamlet am Jungen Schauspielhaus, unser wunderbarer Boy-Gobert-Preisträger Thorsten Hierse fragt mit Shakespeares Worten: "Ein Mensch sein oder nicht. Das ist die Frage. Zeugt es von größerer Würde auszuhalten, womit das launische Geschick uns foltert oder das Meer der Plagen zu bekämpfen und streitend zu vergehen." Wir werden für die Werte, die das Theater verkörpert und die wir hier mit jeder Vorstellung mit Kindern und Jugendlichen (er)leben, streiten. Kultur und Bildung sind kein Luxus. Sie sind lebensnotwendig. Wir erzählen am Jungen Schauspielhaus unsere und Eure Geschichten. Und unser Publikum ist Generationen und Schichten und Nationen übergreifend. Und Herr Senator Frigge, wir hier am Jungen Schauspielhaus brauchen, anders als "König der Löwen", Subventionen und private Stifter, um ein Theater von hoher Qualität und Bedeutung zeigen zu können - für viele Kinder sogar immer wieder kostenlos. Für dieses Ziel und dieses Publikum kämpfen wir!
"Lieber streitend vergehen!"
Klaus Schumacher und die Mitarbeiter des Jungen Schauspielhauses
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