Der Theaterpodcast (10) – Susanne Burkhardt und Elena Philipp schauen zurück auf die Theaterdebatten 2018, sprechen über Pro Quote Bühne und das Tanztheater Wuppertal
Wachgerüttelt, durchgeschüttelt
21. Dezember 2018. Was bleibt, im Rückblick auf die Debatten des Theaterjahres 2018? #MeToo, ganz klar. Über Gleichstellung in den Leitungsetagen der Theater sprechen Susanne Burkhardt und Elena Philipp mit France-Elena Damian vom Verein Pro Quote Bühne. Um neue Informationen zu den Querelen am Wuppertaler Tanztheater hat das Theaterpodcast-Duo die Redakteurin der Wuppertaler Rundschau, Nicole Bolz, gebeten. Außerdem diskutieren Burkhardt, Damian und Philipp, ob Theater mit rechten Ideologen reden sollten.
Im Streit ums Landestheater Linz schiebt die Stadt die Verantwortung ab. Eine Bestandsaufnahme
Unkultur leisten
von Andrea Heinz
19. Dezember 2018. So schnell kann es gehen. Anfang November machte die Meldung die Runde, die Stadt Linz wolle den Theatervertrag mit dem Land Oberösterreich einseitig aufkündigen und damit de facto die Förderung des Landestheater Linz einstellen. Am 6. Dezember wurde der Austritt bei einer Gemeinderatssitzung mit den Stimmen von SPÖ und FPÖ beschlossen, ÖVP, Grüne, Neos und KPÖ stimmten dagegen. Auch die mehr als 21.000 Stimmen, die vom Linzer Landestheater gegen die Kündigung gesammelt wurden, konnten daran nichts ändern. Die Aufregung ist nun groß. Landestheater-Intendant Hermann Schneider ließ gleich nach dem Gemeinderatsbeschluss verlauten, er sei "von diesem Moment an nicht mehr geschäftsfähig im Hinblick auf die Spielzeit 2019/20". Zwar gab tags darauf Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) im ORF bekannt, das Land werde die fehlenden Subventionen der Stadt übernehmen, was aber prompt Befürchtungen in der Freien Szene weckte, sie müssten am Ende für diese Geldumschichtung bezahlen.
Interne Machtkämpfe – Warum Intendanz und kaufmännische Geschäftsführung immer wieder aneinandergeraten
Im Minenfeld
von Falk Schreiber
Hamburg, Dezember 2018. Künstler können nicht mit Geld umgehen. Und Wirtschaftsmenschen haben keine Ahnung von Kunst. Was natürlich ein Klischee ist, das bei Licht betrachtet sofort Gegenbeispiele provoziert. Andererseits fällt immer wieder auf, wie kaufmännische und künstlerische Leitung an Theatern einander nicht grün sind. Bis hin zu öffentlichen Zerwürfnissen, die im Extremfall die Existenz des jeweiligen Theaterbetriebs gefährden können.
Die Rückkehr zum Flächentarif an Sachsens Theatern und Orchestern birgt bislang kaum bedachte Probleme
Abschied von der Komfortzone Haustarif
von Michael Bartsch
Dresden, 10. Dezember 2018. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer ist immer für Überraschungen gut, womit er sich aber in der eigenen CDU nicht nur Freunde schafft. Zum Auftakt des Sächsischen Theatertreffens im Mai begrüßte er die Akteure von Staatsschauspiel Dresden, fünf Kulturraumtheatern und zwei Großstadtbühnen nicht nur formelhaft. Er forderte zugleich eine "ordentliche Bezahlung der Kulturschaffenden" und sprang damit an die Spitze einer Bewegung, die seit rund zwei Jahrzehnten zur Rückkehr in den Flächentarif bei Theatern und Orchestern drängt. Die "Haustariffalle" ist nicht allein ein sächsisches Problem, hat aber hier zu Einkommensverzichten von teilweise mehr als 30 Prozent geführt. Nur so ließ sich das Überleben von Kultureinrichtungen ohne weiteren Stellenabbau und Spartenschließungen sichern.
"SOKO Chemnitz" - Legt das Zentrum für politische Schönheit den Finger in die Wunde oder spaltet es die Gesellschaft? Ein Kommentar
Die Jäger jagen?
von Sophie Diesselhorst und Esther Slevogt
5. Dezember 2018. Von der AfD lernen heißt siegen lernen? Vor ein paar Wochen ging zuerst in Hamburg ein Denunziationsportal online, eine sogenannte Beschwerdeplattform, auf der Eltern und Schüler Lehrer*innen melden können, die ihre Anbefohlenen "ideologisch einseitig beeinflussen", wie es die Initiator*innen von der AfD, der Partei Alternative für Deutschland, beschönigend ausdrücken. Auf diesem Portal können Lehrer*innen öffentlich an den Pranger gestellt werden, die ihre Schüler*innen beispielsweise darüber aufklären, dass die AfD eine rechtsextreme Partei ist, in deren Reihen sich auch bekennende Nazis befinden. "Neutrale Schule" heißt die Unternehmung, die die demokratische Neutralitätspflicht des staatlichen Bildungswesens im Munde führt, um ab sofort jene einzuschüchtern, die die Demokratie vor ihren Feinden warnen möchten. Die Freischaltung der Plattform blieb nicht ohne Protest. Aber richtig laut wurde es in der Sache nicht. Lehrer*innen, einst Säulen der bürgerlichen Gesellschaft, haben keine Lobby, und werden ohnehin gerne von überehrgeizigen Helikoptereltern als Zielscheibe ihres Zornes benutzt.
Berliner Theatertreffen – Der Hamburger Dramaturg Christian Tschirner fordert, das "Best of"-Festival in die Provinz zu verlegen
Raus aus Berlin!
von Christian Tschirner
Hamburg, 22. November 2018. Bevor es an dieser Stelle bald wieder darum gehen wird, wer fährt und wer nicht, wer zu Recht und wer zu Unrecht und wer schon längst mal hätte fahren müssen, hier ein Vorschlag am Rande: Theatertreffen raus aus Berlin!
Cripping up – Was problematisch daran ist, wenn Schauspieler ohne Behinderung Rollen mit Behinderung spielen
Bloß nicht auffallen!
von Georg Kasch
Berlin, 21. November 2018. Wer hat Angst vor "Cripping up"? Offensichtlich niemand. "Cripping up", auch "Disability Drag" genannt, kommt aus dem Englischen und bezeichnet die Tatsache, dass nicht-behinderte Schauspieler*innen Menschen mit Behinderung spielen beziehungsweise sich entsprechend verkleiden und damit meist besonders viel Applaus, Anerkennung, Preise einheimsen, weil es offenbar als gänzlich extremer, exzentrischer Rollenwechsel angesehen wird. Laut einer Studie von 2012 spielten 16 Prozent aller Oscar-Gewinner Rollen mit einer Behinderung oder psychischen Krankheit. "Cripping up“ ist gewissermaßen das Pendant zum "Blackfacing" und rückt so in den Fokus der Repräsentationsdebatten, die das Theater seit nunmehr sieben Jahren umtreiben.
Good Sherry beim Festival "Save your Soul" in den Berliner Sophiensaelen – Ein Beitrag zu sprachlicher Gewalt, wieder einmal
Therapie wider Willen
von Katharina Alsen
20. November 2018. Es kommt nicht so oft vor, dass Künstler*innen von Veranstalter*innen das Mikrophon abgedreht wird. Aber wenn, dann muss man aufmerken. Weil eine fundamentale Grenze erreicht wurde, weil eine Performance offenbar an den Grundfesten dessen rüttelte, was unsere Kultur ästhetisch und ethisch vertretbar findet. So geschehen beim eben zu Ende gegangenen Festival Save Your Soul an den Berliner Sophiensælen.
Der Theaterpodcast (9) – Susanne Burkhardt und Elena Philipp über zehn Jahre postmigrantisches Theater und jüdische Rückkehrer nach dem Zweiten Weltkrieg, in Erinnerung an Dirk Pilz
Überwältigende Übergänge
9. November 2018. Ist das "postmigrantische Theater" eine Erfolgsgeschichte? Und wie erlebten jüdische Bühnenkünstler*innen Deutschland nach ihrer Rückkehr aus dem Exil? Im Theaterpodcast #9 schauen Susanne Burkhardt und Elena Philipp auf einschneidende Übergänge und erinnern an den verstorbenen Theaterkritiker und Mitgründer von nachtkritik.de, Dirk Pilz.
Tanz und Sprechtheater – Ein Gespräch über die Verflechtung der Künste
Betriebsunfall einer Beziehung
von Astrid Kaminski und Elena Philipp
11. Oktober 2018. Vor einem Jahr haben Astrid Kaminski und Elena Philipp aus Tanzsicht auf die Dercon-Volksbühne geblickt. Nun trafen sie sich zur neuerlichen Begutachtung der Lage – um einerseits konkret zu schauen, wie es an der Volksbühne weitergeht mit dem Tanz, aber auch, um über die Konvergenz der Kunstformen (Sprech-)Theater und Tanz nachzudenken.