Medienschau: Süddeutsche Zeitung – Ostermeier & Kosky zu Berlins Spardiktat

"Dann können wir nicht mehr produzieren"

"Dann können wir nicht mehr produzieren"

27. September 2024. Über die angedrohten Einsparungen im Berliner Kulturhaushalt sprechen die Theaterleiter Thomas Ostermeier (Schaubühne) und Barrie Kosky (zuletzt Komische Oper) mit der Süddeutschen Zeitung.

Beide geben dem SZ-Interviewer Peter Laudenbach (€) ihre Geschocktheit über das Vorgehen der Berliner Politik zu Protokoll. Thomas Ostermeier verweist darauf, dass 90 Prozent des Etats Fixkosten für Festangestellte und den Betrieb des Hauses seien. "Mit den restlichen zehn Prozent werden Bühnenbilder gebaut, Regisseurinnen, Regisseure und Gäste für neue Produktionen engagiert. Nimmt man uns diese zehn Prozent, können die Berliner Theater und Opern nicht mehr produzieren, und zwar ab dem 1. Januar 2025." Der Theaterbetrieb operiere mit langfristigen Vereinbarungen, die Komische Oper plane bereits für 2027, habe die Verträge für die kommenden beiden Spielzeiten längst abgeschlossen, ergänzt Barrie Kosky.

"Der Kulturetat macht gerade 2,5 Prozent des Berliner Haushalts aus. Wie soll es den Landeshaushalt sanieren, zehn Prozent von 2,5 Prozent zu sparen?", sagt Thomas Ostermeier und verweist auch auf die "heikle" Situation der Schaubühne: "Wir sind ein Privattheater, das Zuschüsse erhält. Bühnen, die Eigenbetriebe des Landes Berlin sind, also etwa das Deutsche Theater, die Volksbühne, die drei Opern, können notfalls Schulden machen und sie in den Folgejahren tilgen. Die Schaubühne wäre bei nicht durch Einnahmen gedeckten Ausgaben am Ende des Jahres gezwungen, Konkurs anzumelden, wenn die Theaterleitung nicht wegen Insolvenzverschleppung mit einem halben Fuß im Knast landen will."

Barrie Kosky kritisiert das abrupte Vorgehen der aktuellen Politik: Früher "gab es immer sehr offene Gespräche mit der Kulturpolitik. Wenn Gespräche über Einsparungen und Kürzungen notwendig waren, wurde das immer sehr langfristig gedacht."

(sueddeutsche.de / chr)

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