Presseschau vom 14. Juli 2014 – Die Frankfurter Rundschau interviewt den scheidenden Wiesbadener Intendanten Manfred Beilharz
Ex-Intendant sucht Festivalstätte
Ex-Intendant sucht Festivalstätte
14. Juli 2014. Im Interview mit Judith von Sternburg von der Frankfurter Rundschau lässt der langjährige Intendant des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden Manfred Beilharz, der den Staffelstab soeben an seinen Nachfolger Uwe Eric Laufenberg übergeben hat, seine Karriere Revue passieren und spricht über tabulose Zeiten: Weder in Bonn (wo er elf Jahre lang Intendant war, bis er 2002 das Hessische Staatstheater übernahm) noch in Wiesbaden hätte er die Situation erlebt, dass sich Stadtrat oder Landtag mit politischen Vorgaben für das Theater beschäftigt hätten. "Ein Politiker, der das heute machen würde, würde nicht nur von den Theaterleuten, sondern auch vom Publikum und den Medien auf die Finger kriegen."
Die Provokationsgrenze sei natürlich insgesamt sehr gesunken. Zunächst hätte das einfach Vorteile. "Wenn Sie an der produzierenden Front tätig sind und sich ständig untergründig rechtfertigen müssen, ist das kein schönes Produzieren." Das Schwinden der Tabus führe aber auch dazu, dass der Gegner nicht mehr klar erkennbar sei. "Allerdings hatte der auch früher viele Köpfe, war immer eine Hydra."
Zu den Aufgaben eines Intendanten gehöre für ihn ganz klar, dass er die Finanzen verstehe, ein Budget lesen könne, so Beilharz: "Ich staune über Kollegen, die aus dem Amt fliegen, weil sie aus der Zeitung erfahren haben, dass sie Etats dramatisch überzogen haben."
Das Stadttheater als Organisationsform aufzugeben, wäre (…) das Dümmste, was man machen könnte. Gesellschaften, die dieses System nicht haben, hätten eine große Sehnsucht danach. "Was glauben Sie, was ich für ein Ansehen in der Welt habe, weil ich aus der deutschen Theaterlandschaft komme." Ein Land, das trotz allem so prosperiere, das für alles Mögliche und auch noch Unmögliche Geld gebe, "sollte nicht an einer kleinen Etatstelle etwas zu Tode sparen."
Er denke darüber nach, das 1992 von ihm und Tankred Dorst gegründete Festival Neue Stücke aus Europa (das auch Laufenberg unter veränderten Vorzeichen in Wiesbaden weiterführen will) an anderem Ort fortzusetzen. "Das Konzept hat sich noch nicht totgelaufen, denke ich." Und die europäischen Dramatiker stünden bereit. Es hätte Anfragen gegeben. Aber man bräuchte Geld und ein Theater, das das Festival beherbergen könne.
(sd)
Mehr zu Manfred Beilharz: Erster Brücke Berlin Initiativpreis an Manfred Beilharz und Tankred Dorst – Meldung vom 14. Juli 2014
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