Presseschau vom 17. Juni 2013 – Die Süddeutsche Zeitung bilanziert die Ära Armin Petras am Berliner Maxim Gorki Theater
Mischung aus Angstfreiheit und Neugier
Mischung aus Angstfreiheit und Neugier
Berlin, 17. Juni 2013. "Manchmal zählt die Haltung mehr als das einzelne Produkt", so bilanziert Peter Laudenbach in der Süddeutschen Zeitung (17.6.2013) die Ära Armin Petras am Maxim Gorki Theater, in der galt: "lieber fünf schnell produzierte Inszenierungen zu viel, als eine zu wenig". Die "Mischung aus Angstfreiheit, Neugier, Offenheit und der Hang, das Publikum mit einer gewissen Durchlauferhitzer-Überproduktion zu verblüffen", habe den besonderen Charme und das Erfolgsgeheimnis von Petras Theater" ausgemacht.
Petras' Programm sei "wagemutiger" gewesen als das seines erfolgreichen Vor-Vorgängers Bernd Wilms. Es war "in der Auseinandersetzung mit Stoffen und Autoren nicht von Mode- oder Erfolgskalkülen geleitet, sondern offenkundig von Inhalten – angenehm souverän und frei von den üblichen Berliner Aufregungen der Selbstvermarktung." Unter den Klassikerinszenierungen hebt der SZ-Kritiker den "Werther" von Jan Bosse aus der ersten Spielzeit und die jüngst herausgekommenen "Räuber" von Antú Romero Nunes hervor.
Laudenbach erinnert an die "kluge Ensemblepolitik" und an die Entdeckung von jungen Regisseuren wie David Marton oder eben Antú Romero Nunes. Und er würdigt die in diversen Kooperationen realisierten "Tiefen-Bohrungen in der Stadtgeschichte" Berlins und schildert die "nicht ganz unopportunistische Masche, Bestseller und Deutschunterrichtsklassiker von Fallada bis Dürrenmatt zwecks Steigerung der Besucherquote auf die Bühne zu bringen", als "notwendige Überlebensstrategie". Anders als bei Petras' Amtsantritt kämen nach dieser Intendanz "derzeit nicht einmal Berliner Politiker auf die Idee, zu fragen, ob man dieses kleine Staatstheater denn noch brauche."
(chr)
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Es wäre nett, wenn Sie Ihre etwas kurzgehaltene Verwunderung über die angebliche Geschichtsklitterung von Herrn Laudenbach und die Bemerkung "Lächerlich!" etwas näher erläutern könnten. In meiner Erinnerung war der Werther tatsächlich sehr bemerkenswert, was auch die tt-Jury damals erkannt haben muss. Marton und Nunez inszenieren mittlerweile an großen Häusern. Das allein sagt natürlich noch nichts über ihre Qualität aus. Aber Sie müssten dann schon konkret erklären, was genau an Laudenbachs Aussagen so lächerlich ist. Auch das Verhältnis der "etlichen unterirdischen Inszenierungen" zum wohl völlig unwesentlichen Rest der Gorki-Inszenierungen in immerhin 7 Jahren würde mich interessieren.