Presseschau vom 4. August 2015 – Die Zeit berichtet über die Fluchthelfer-Kampagne des Peng Collective
Flüchtling auf dem Rücksitz
Flüchtling auf dem Rücksitz
4. August 2015. Rechtzeitig zum baldigen Urlaubsrückreiseverkehr rufen die Aktivisten des Peng Collective dazu auf, Flüchtlingen über die Grenze nach Deutschland zu helfen, berichtet die Zeit. Im Gegensatz zu den Aktionen des Zentrum für politische Schönheit bleiben die Beteiligten anonym.
"Es sieht aus wie eine Urlaubsreise. Die drei Männer in dem kleinen Cabrio fahren von Italien über den Brenner, durch Österreich, weiter nach Deutschland. (...) Auf dem Rücksitz, hinter getönten Scheiben, sitzt Oumar Sissoko*. Der Student ist vor dem Krieg aus Mali geflohen. Die beiden Männer, die vorn im Auto sitzen, kennt er über eine gemeinsame Freundin", so beginnt der Text von Frida Thurm in der Zeit über die Aktion des peng collective. Ihre Idee: Die meisten Flüchtlinge kommen in Italien an, wollen aber oft in ein anderes Land innerhalb der Schengen-Zone. "Weil Züge und Busse aus Italien nach Norden aber mittlerweile so stark von der Polizei kontrolliert werden, schaffen sie es oft nicht. Die Fluchthelfer-Aktion soll dafür sorgen, dass sie in privaten Autos mitgenommen werden und so unentdeckt bleiben."
Dass das rechtlich nicht unproblematischs sei wäre den Aktivisten bewusst, "sie haben sich von einem Juristen beraten lassen. Nach dessen Einschätzung riskierten Fluchthelfer höchstens eine Geldstrafe." Dieses Risiko nehme man in Kauf. Und wenn man als Fluchthelfer glaubhaft machen kann, dass man nicht wusste, dass der Mitfahrer illegal nach Deutschland einreise, sei die Hilfe dazu nicht strafbar.
Das Peng Collective wolle das Umfeld der Stuttgart-21-Protestler ansprechen: "Menschen im mittleren Alter, die zu zivilem Ungehorsam bereit sind, Menschen, die Autos fahren, die nicht bei Stichproben auf der Autobahn rausgepickt werden." Man habe einen prominenten Befürworter: "Burkhart Veigel half in den sechziger Jahren etwa 650 DDR-Bürgern bei der Flucht in die Bundesrepublik." "Ich sehe keinen Unterschied zwischen dem, was ich gemacht habe und dem, was ein syrischer Fluchthelfer macht", wird Veigel zitiert. "Wenn ein Mensch in Not ist, hat er ein eigenes Gesetz. Und wenn ihm kein anderer hilft, müssen wir das eben tun."
(sik)
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