Presseschau vom 5./6. März 2018 – Luk Perceval stellt dem Stadttheater deutschen Modells in Kleiner Zeitung/Der Standard ein schlechtes Zeugnis aus
Nur dann
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5. März 2018. "Die Verwandlung des Ensembletheaters in ein Unterhaltungstheater ist nichts anderes als ein sanfter Tod", lässt sich der Regisseur Luk Perceval im Vorfeld seines Burgtheater-Debüts in der österreichischen Kleinen Zeitung zitieren. Es gebe kaum noch Regisseure, die wirklich an einem Ensemble interessiert seien. "Auch am Burgtheater gibt's eine starke hierarchische Kultur, ich erfahre hier keine Zusammenarbeit auf Augenhöhe", so Perceval. (Das Ensemble des Burgtheaters warf kürzlich seinem ehemaligen Intendanten Matthias Hartmann in einem Offenen Brief Machtmissbrauch vor.) Perceval weiter: Die Angst um die eigene soziale Sicherheit werde größer. "Das ist einer der Gründe, warum ich nicht mehr an große Strukturen glaube, sie gehen kaputt an ihrer eigenen Angstkultur."
Am NT Gent unter Milo Raus Intendanz wolle er ab 2019 versuchen, seine Visionen für ein Theater der Zukunft zu realisieren. "Mit einer internationalen Truppe möchte ich sehr gerne eine Theatersprache erfinden, die jeder versteht. Dass wir einander nicht verstehen, ist nämlich eine Wirklichkeit, mit der wir in Europa überall konfrontiert werden."
Außerdem wolle er digitale und soziale Medien einsetzen. "Das Mittel dieser Zeit ist die Selbstdarstellung. Ist Instagram, Facebook und Twitter", so Perceval. Die meisten Theater benutzten diese Medien nur, um zu informieren und ließen Möglichkeiten brachliegen: "Warum bietet man keinen Raum, um gemeinsam Stücke zu schreiben? Warum macht man die Bühnenproben nicht öffentlich? Warum sind die Theater nicht so wie in New York mittags offen für jeden, der vor dem Eisernen sein Talent zeigen will?" Das Theater verpasse es, eine Gemeinschaft von Menschen die sich "gemeint" fühlen, zu schaffen.
"Wir müssen ausziehen, um uns von den Leuten was sagen zu lassen, was uns vielleicht inspirieren könnte, statt immer von der Bühne aus den Zuschauern das Leben zu erklären. Nur dann wird Theater eine Zukunft haben."
6. März 2018. In Deutschland werden greise Schauspieler immer häufiger wegsaniert, weil sie zu teuer kommen. Man nimmt die Schulabgänger, weil sie billiger sind." - derstandard.at/2000075507444/Luk-Perceval-Ich-sehne-mich-nach-dem-Marlboro-MannIn einem weiteren Interview mit Ronald Pohl von Der Standard sagt Perceval außerdem: "In Deutschland werden greise Schauspieler immer häufiger wegsaniert, weil sie zu teuer kommen. Man nimmt die Schulabgänger, weil sie billiger sind."
Und zum Offenen Brief des Burgtheater-Ensembles gegen Machtmissbrauch: "Positiv am Brief ist, dass das Ensemble sich gegenüber dem neuen Intendanten positioniert. Der kann nicht denken, er bekäme es mit einer anonymen Masse zu tun, die sich in alles fügt.“ Fragwürdig komme ihm aber vor, dass man am Theater sehr gern von einer "Opferrolle" spreche. "Ich arbeite nunmehr seit 33 Jahren am Theater, ich kenne jede Mäkelei, wenn es heißt: Wir sind die Sklaven, die da oben in der Intendanz sind die Sklaventreiber!" Jeder besitze egozentrische Interessen am Theater. "Jeder kann auch jederzeit aussteigen und sagen: Ich mache da nicht mit!"
(sd)
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... mir würde es oft auch ausreichen, wenn man an deutschen Theatern den Autoren zuhören und vertrauen würde. Dekonstruktion, Mätzchen und Ironie sind meist weder formal noch sprachlich ein künstlerischer Höhepunkt auf den Theaterbühnen.