Presseschau vom 7. August 2011 – Matthias von Hartz auf Deutschlandradio zur Stadttheaterdebatte
Vom Stadttheater zum Künstlerhaus
Vom Stadttheater zum Künstlerhaus
7. August 2011. "Gemeinsam die Fantasie zu erwerben, dass Theater auch anders produziert werden kann, als das normalerweise im Moment im deutschen Stadttheater stattfindet", dazu fordert Matthias von Hartz heute Kulturpolitiker und Theatermacher auf, in einem siebeneinhalbminütigen Gespräch auf Deutschlandradio Kultur (7.8.2008, 10:08 Uhr). Umfassende Strukturreformen sollten die gegenwärtige Strategie ablösen, im bestehenden System so weit Einsparungen vorzunehmen, bis Häuser letztlich geschlossen würden. Von Hartz pointiert dabei Ideen, die er auf nachtkritik.de bereits ausführlich in einem Essay zur Zukunft des Stadttheaters dargelegt hat.
Mit Blick auf die Beneluxstaaten kritisiert von Hartz das gegenwärtige deutsche Stadttheatersystem: "Wir fördern Häuser und andere Leute fördern Künstler." Gerade im Vergleich mit Holland falle auf, dass im deutschen Theater zu viel Geld in den Betriebsapparat fließe. Im Holland gelte stattdessen: "Es geht um die Bedürfnisse der Künstler und nicht darum, die Institutionen mit einer großen Menge von Mitarbeitern am Überleben zu halten." Am Beispiel des Toneelhuis Antwerpen, das Guy Cassiers zu einem "House of Artists" entwickelt habe, erläutert von Hartz, wie dort Künstler das Gesicht eines städtischen Theaters prägen und sich gleichzeitig international leichter vernetzen.
Der überkommene Apparat des deutschen Stadttheaterbetriebs habe sich demgegenüber "an bestimmte ästhetische und politische Realitäten nur begrenzt angepasst." Nach wie vor sei es hier ein Tabu zu hinterfragen, ob die beiden Grundfeiler des deutschen Stadttheatersystems, das Ensembleprinzip und der Repertoirebetrieb, in verschiedenen Regionen gleichermaßen sinnvoll sind.
Lesen Sie zum Thema den Essay von Matthias von Hartz Dem Stadttheater ist noch zu helfen auf nachtkritik.de sowie die Erwiderung von Ulf Schmidt Die Funktion des Stadttheaters. Dort wird die Debatte um die Zukunft des Stadttheaters auch im User-Forum geführt.
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vielleicht sollte Matthias v. Hartz mal die "Potentialanalyse der freien Tanz- und Theaterszene Hamburgs" genau lesen, bevor er die gleichen abgedroschenen thesen immer wieder wiederholt. hier ein paar auszüge:
(...) Da Hamburger Gruppen derzeit, verglichen mit z. B. Berliner Kompanien (siehe Good-Practice-Beispiel), keine substantielle Basisförderung erhalten, sehen sie sich gezwungen, einen Großteil ihrer Zeit selbst mit nichtkünstlerischen Tätigkeiten wie Buchhaltung, Mittel- und Auftragsakquisition, Tourplanung oder Öffentlichkeitsarbeit zu verbringen. Dies beeinträchtigt die Qualität der künstlerischen Arbeit.(...)
(...)In den geführten Gesprächen und Interviews wurde deutlich, dass sich viele Theater-/Tanzschaffende mehr Unterstützung und damit Entlastung vor allem in Antrags- und Abrechnungsfragen, aber auch bei der Akquise von Drittmitteln wünschen, um sich stärker auf die eigentliche künstlerische Tätigkeit konzentrieren zu können. (...)
(...) Ein ‚neuer‘ Technikpool sollte nicht nur für alle Akteure der Szene zugänglich sein, sondern auch von fachkundigem Personal ganzjährig betreut und gewartet werden. Das technische Equipment sollte dabei fortlaufend den Bedürfnissen der Theater- und Tanzschaffenden entsprechend erweitert werden. (...)
der apparat stadttheater ist eben deshalb so kostenintensiv, weil er personalintensiv ist und sich die künstler nicht um technik, ö-arbeit, buchhaltung etc. kümmern müssen. die meisten künstlergruppen wären wohl froh, wenn sie einen apparat hätten, der ihnen den rücken freihält, um kunst zu schaffen.