Presseschau vom 8. März 2012 – Das Neue Deutschland zum 90. Geburtstag des Dramatikers Heinar Kipphardt
Ein querköpfiger Materialist
Ein querköpfiger Materialist
8. März 2012. Heute wäre der Dramatiker Heinar Kipphardt neunzig Jahre alt geworden, der 1982 viel zu früh gestorben ist. Seitdem sind Kipphardt und sein Werk ein wenig in Vergessenheit geraten, das doch einmal viel gespielt auf deutschen Bühnen war, erst im Osten und später im Westen, wo Kipphardts dokumentarisches Stück "In der Sache J. Robert Oppenheimer" ihm kurzzeitig Weltruhm einbrachte. Zum 90. Geburtstag schreibt im Neuen Deutschland Hans-Dieter Schütt einen Text zur Erinnerung an den Mann, der von 1950-1959 Chefdramaturg an Wolfgang Langhoffs Deutschen Theater in Berlin gewesen ist.
Schütt weist auch noch einmal darauf hin, dass Kipphardt zu den Protagonisten des Dokumentartheaters in Deutschland zählt, in dem für Schütt zu wechselnden Zeiten auf jeweils unterschiedliche Weise immer wieder das heftige Bedürfnis nach Wirklichkeit und deren struktureller Erhellung zum Ausdruck kommt. "Von Piscators 'Masse Mensch' bis zu den sozio-psychologischen Fallstudien von 'Rimini Protokoll' zieht sich über Peter Weiss, Armand Gatti, Rolf Hochhuth und andere Dokumentaristen der Szene eine lange, mal prägende, mal nur schwach leuchtende Konzeptlinie wider eine bürgerlich eingeschliffene Dramatik. Die von Läuterung spricht, aber nur verbrämende Psychologisierung grundsätzlicher sozialer, politischer Prozesse betreibt."
"Der Realismus des Protokolls, die Wahrheitskraft des Unmittelbaren, die ungekünstelte Wiedergabe gesellschaftlicher Zündstoffe", für Heinar Kipphardt, "den querköpfigen Materialisten", sei solches Theater die beste Methode gewesen, Verhältnisse durchschaubar zu machen und Energie anzustoßen, sie zu verändern. "Kipphardt wusste sehr wohl, dass der Satz 'Die Welt ist veränderbar' zur Religion werden konnte. Aber, sagt sein Werk: Die Welt ist veränderbar!"
(sle)
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(Werter Jodok,
leider können wir das als Redaktion nicht leisten. Aber vielleicht finden sich ja ein paar Kipphardt-Fans, die ihre Recherche-Ergebnisse in diesem Thread zusammentragen?
Beste Grüße
Georg Kasch für die Redaktion)