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2010 Schluss für Stephan Märki in Weimar
Nationaltheater gerettet, nutzt alles nichts
Weimar, 1. Oktober 2008. Wie der Theaterkanal meldet, hat der Aufsichtsrat des Nationaltheaters Weimar beschlossen, den Vertrag des Intendanten Stephan Märki nicht über das Jahr 2010 hinaus zu verlängern. Märki ist seit dem Jahr 2000 in Weimar und hatte gegen die drohende Fusion der Theater von Erfurt und Weimar ein Modell erarbeitet, das bei drastisch gesunkenen Zuschüssen das Haus am Leben hielt und am Ende zum Staatstheater avancieren ließ: das "Weimarer Modell", das die Mitarbeiter aus der starren Tarifstruktur des öffentlichen Dienst herausnahm.
Jetzt, schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung in ihrer Ausgabe vom 2. Oktober 2008, "dankt es die Stadt dem Intendanten Stephan Märki dadurch, dass sie seinen Vertrag nicht verlängert. Wobei ironischerweise ein Teil der Aufsichtsräte das Vetorecht nutzten, das erst auf Betreiben von Märki in den Theatervertrag aufgenommen wurde." Märki, so die FAZ weiter, habe damit die Stadt vor ungewollten Entscheidungen des Freistaates schützen wollen. Wobei in der aktuellen Auseinandersetzung Thüringens Kultusminister Bernward Müller (CDU) gerne an Märki festgehalten hätte.
Doch wie es den Anschein hat, gab es zwischen Stephan Märki und dem Weimarer Oberbürgermeister Stefan Wolf Differenzen über die inhaltliche Ausrichtung des Nationaltheaters. Wolf sprach von einem gestörten Vertrauensverhältnis zu Märki, "eine Diskussion über die Lösung wirtschaftlicher und struktureller Probleme des Theaters sei nur denkbar, wenn der Intendant auch dazu bereit sei und nicht jedes Gespräch sofort an die Öffentlichkeit dringe", zitiert die Süddeutsche Zeitung vom 1. Oktober 2008 in indirekter Rede. Weimars Oberbürgermeister wolle "das Theater für die Zukunft fitmachen", merkt die FAZ an. In dieses Fitness-Programm passe ein Intendant nicht, der sich weigert, so Märki, "mit der Politik zu kungeln". Die Oppositionsparteien im Erfurter Landtag kritisierten die Entscheidung. Die Linke sprach von "einem abgekarteten Spiel", die SPD von einer "krassen Fehlentscheidung", die Grünen sehen gar "einen Putsch".
Zum Hintergrund der Auseinandersetzung schreibt die Süddeutsche Zeitung: Die Entscheidung überrasche um so mehr, als es Stephan Märki in den vergangenen Jahren gelungen war, aus "der hochkomplizierten und sachlich in vielerlei Hinsicht unangemessenen Situation des Weimarer Nationaltheaters einen funktionierenden, ästhetisch oft interessanten und auch vom Publikum angenommenen Spielbetrieb zu machen". Kompliziert sei die Situation vor allem, weil das Theater mit seinen über tausend Plätzen für eine Kleinstadt viel zu groß sei, "weil es lokal arbeiten muss, aber aufgrund der internationalen kulturellen Bedeutung der Stadt hohe künstlerische Ansprüche zu erfüllen" habe.
Als Nachfolger kommen laut Medienberichten die Schauspieler Thomas Thieme, Dominique Horwitz sowie Kunstfest-Intendantin Nike Wagner in Frage. Bei der nächsten Aufsichtsratssitzung Ende Oktober soll eine Entscheidung getroffen werden.
(jnm)
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