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Embros-Theater Athen geräumt

Labor für ein neues Zusammenleben

18. September 2013. Am vergangenen Montag wurde in Athen das besetze und selbstorganisierte Embros-Theater in Athen geräumt. Das ehemalige Gebäude der Embros-Zeitung im Stadtteil Psyrri, das seit 2006 leer gestanden hatte, war im November 2011 von einer Gruppe Künstler rund um das federführende Mavili Kollektiv als Theater wiedereröffnet worden.

Auf der Website der Greek Independent Press www.enetenglish.gr wird berichtet, dass die Staatliche Privatisierungsorganisation als Besitzer der Immobilie das Gebäude am Montagabend versiegelt habe. Das Haus sei ohne erforderliche Feuer- und Sicherheitsvorkehrungen genutzt worden, womit Gefahren für die Besucher bestanden hätten, habe die Behörde erklärt.

Die Macher des Embros Theaters sahen sich seit Beginn der Besetzung 2011 mit den Eigentumsforderungen der Stadtverwaltung konfrontiert. Laut Greek Independent Press sei bereits zweimal die Polizei zur Räumung des Theaters erschienen. In den zwei Jahren seines Bestehens etablierte sich das Embros Theater, zu dessen Popularität auch der freie Eintritt beitrug, als Spielstätte für junges avantgardistisches Theater und als Laboratorium, in dem neue gesellschaftliche Formen des Zusammenlebens und Zusammenarbeitens ausprobiert werden sollten, wie die taz und der Deutschlandfunk im Oktober 2012 berichteten.

Von einem Besuch vor Ort sagt der Schauspieler Matthias Kelle (neu im Ensemble des Bochumer Schauspielhauses) in einer Mail an nachtkritik.de, er hätte am Embros Theater nicht nur "Atmosphäre und Möglichkeiten jenseits kapitalistischer Bedingungen kennengelernt, sondern auch erfahren, von welcher Bedeutung die Schaffung eines solchen Raums künstlerischer Widerständigkeit in den Rissen der Krise ist." Kelle war gemeinsam mit dem Berliner Kollektiv Europäische Gemeinschaft für Kulturelle Angelegenheiten (EGfKA) im März und April dieses Jahres am Embros Theater. Die EGfKA veranstaltete dort "zusammen mit Geflüchteten, Sozialarbeiter_innen, Ärzt_innen, Schauspieler_innen und Theaterwissenschaftler_innen aus Griechenland, Italien, Österreich, der Schweiz und der Elfenbeinküste" einen Workshop zu Brechts "Fatzer"-Fragment. Darauf aufbauend wurde das Stück Fatsa/Koina: Athen entwickelt, das im Juli auf den Fatzertagen in Mülheim an der Ruhr Premiere hatte.

(chr)

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