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Ex-Volksbühnenintendant Fritz Rödel ist tot

Rückendeckung für Heiner Müller

Berlin, 10. November 2010. Der langjährige Intendant der Berliner Volksbühne, Fritz Rödel, ist tot. Wie die Pressestelle der Volksbühne bestätigte, wird er heute in Berlin beigesetzt.

Rödel, Jahrgang 1930, studierte 1953 bis 1957 Germanistik und promovierte 1970 mit einer Arbeit zur DDR-Theatergeschichte. Als Dramaturg und Chefdramaturg arbeitete er am Berliner Maxim Gorki Theater und an der Volksbühne. Von 1978 bis 1990 übernahm er als Nachfolger des Schweizers Benno Bessons deren Intendanz.

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Ostberliner Intendanten im Gespräch 1983, von links: Rolf Rohmer (Deutsches Theater), Wolfgang Heinz (Theaterverband), Fritz Rödel (Volksbühne), Günter Rimkus (Stellv. Intendant Staatsoper), Manfred Wekwerth (Akademie der Künste), Wolfgang Struck (Friedrichstadtpalast).
Foto: adn/ Bernd Settnik

An die Erfolge der Jahre unter dem Brecht-Schüler Besson konnte er nicht anknüpfen, wie Robin Detje in seiner Frank Castorf-Biographie schreibt. Die Ära Rödel an der Volksbühne gilt allgemein als Zeit der Stagnation. Wie sein Vorgänger allerdings arbeitete Rödel daran, Heiner Müller als Dramatiker durchzusetzen. So inszenierte Fritz Marquardt 1980 an der Volksbühne das eigentlich verbotene Müller-Stück "Der Bau". Müller schrieb dazu: "Von Marquardt haben sie Streichungen verlangt, zum Beispiel der Satz des Arbeiters Barka zum Bezirksfunktionär, der nach dem 13. August auf die Baustelle kommt. 'Hätt ich gewußt, daß ich mein eignes Gefängnis bau hier, jede Wand hätt ich mit Dynamit geladen.' Marquardt hat sich geweigert, das zu streichen." Ohne Rödels Rückendeckung wäre das kaum möglich gewesen. Außerdem holte er Müller auch als Regisseur ans Haus, wo der unter anderem 1981 seine Neufassung von Shakespeares "Macbeth" inszenierte, eine Aufführung, die heftige Auseinandersetzungen auslöste.

(Volksbühne / geka)

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