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Hamburger Ex-Intendant Friedrich Schirmer ans Landestheater Esslingen
"Sich noch einmal neu erfinden"
Esslingen, 2. Oktober 2012. Friedrich Schirmer, 2005 bis 2010 Intendant des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg, soll ab 2014 die Württembergische Landesbühne Esslingen leiten. Bereits in den Jahren 1985 bis 1989 stand Schirmer dem durch Stadt- und Mehrzweckhallen in ganz Baden-Württemberg tourenden Reisetheater vor.
Wie unter anderem die Stuttgarter Zeitung meldet, werde Esslinges Oberbürgermeister Jürgen Zieger in Absprache mit Staatssekretär Jürgen Walter dem Theatervorstand in der nächsten Sitzung einen entsprechenden Vorschlag unterbreiten. Schirmer würde dann auf Manuel Soubeyrand folgen, der 2014 nach zehnjähriger Intendanz das Haus verlassen wird.
Vom großen Tanker ins kleine Lokal
Schirmer, dem auch schon das Staatsschauspiel Stuttgart unterstand, machte Schlagzeilen als er im September 2010 völlig überraschend die Intendanz des Hamburger Schauspielhauses hinschmiss. Als Grund nannte er immer größere Sparzwänge, die seinem Haus auferlegt wurden. Im Gespräch mit dem Spiegel (10/2010) sprach er außerdem von enormen psychischen Belastungen. Nach einer längeren Interimszeit wird in Hamburg erst im kommenden Jahr seine Nachfolgerin Karin Beier ans Werk gehen.
Schirmer erklärte seine Entscheidung in einem Interview mit den Stuttgarter Nachrichten: "Ich habe mich in Esslingen umgesehen, einfach um zu spüren, wie sich die Stadt verändert hat. Wie ist das, wenn ich in diesem sehr schönen Theater sitze?" Seine Antwort sei: "Es ist eine Freude. Sich noch einmal neu erfinden zu können – das ist ein großes Lebensgeschenk." Außerdem wolle Schirmer "keinen großen Tanker mehr. Und es ist doch so: Man kann auch in einem kleinen Lokal ein wunderbares Essen zubereiten."
Nichts Performatives
Auch wenn es noch zu früh für inhaltliche Aussagen sei, so entlockt doch die Stuttgarter Zeitung Schirmer erste Worte zur Ausrichtung: Er wolle in Esslingen kein "Recherchetheater, postmodern, performativ"; vielmehr könne Schirmer sich auch vorstellen, Stücke auf den Spielplan zu setzen, "die junge Dramaturgen gar nicht mehr kennen".
Nachtrag am 29. Oktober 2012: Bestätigung
Wie die Stuttgarter Zeitung (26.10.2012) mitteilt, ist die Berufung Friedrich Schirmers in die Intendanz der Württembergischen Landesbühne (WLB) in Esslingen am 25. Oktober 2012 offiziell bestätigt worden. Schirmer werde das Amt für sechs Jahre bis Ende der Spielzeit 2019/2020, in der die WLB ihr hundertjähriges Bestehen feiert, übernehmen.
(mw / Stuttgarter Nachrichten / Stuttgarter Zeitung / chr)
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Ziehen lassen und neu erfinden. Davon lebt Theater im besten Fall.
http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.intendantenwahl-zum-jubilaeum-ein-wanderbuehnenfestival.dce87fa0-8b77-4c6f-8ddd-d76c4e21987b.html
(Sehr geehrter Bogus, vielen Dank für den Hinweis! Wir haben die Bestätigung im Artikel nachgetragen. Mit besten Grüßen aus der Redaktion, Christian Rakow)
Wäre dabei (in Hamburg) großes oder zumindest aktives Theater herausgekommen, meinethalben! Oder auch die große Geste der schönen alten Theater-Zeit, die Schirmer auch im Interview mit den Stuttgarter Nachrichten beschwört... doch, nein, von alledem konnte in Hamburg vor wie nach seiner Flucht nicht die Rede sein. Es war eine traurige Zeit.
Für alle Theaterinteressierten unter 50 könnte es ein großer Schreck sein, daß dieser (...) Mann im besten Rentenalter nochmal ein ganzes Theater bekommt. Sein Seitenhieb auf "junge Dramaturgen" ist ein traurige, wirkungsloser Abwehrreflex. Mein Gott, er hat doch nun wirklich alles gehabt, hat gut verdient und ist abgesichert ... daß die Alten wohl niemals versöhnlich werden... Trist, einfach nur trist!
Dennoch wünsche ich dem Theater in Esslingen viel Erfolg und den dortigen KollegInnen Gelassenheit, Teamgeist und viel Selbstsicherheit.
Denken Sie wirklich, daß es tatsächlich Ausschreibungen für diese Posten gibt?
Mal ehrlich: wenn solche Posten offiziell als vakant veröffentlich werden, dann ist meist doch schon im Vorfeld entschieden, wer das dann werden soll. Und diese Dinge werden in Gremien, Versammlungen, vielleicht auch unter Freunden entschieden, besprochen, diskutiert etc etc etc
Aber: Schirmers Gang in die oft belächelte Provinz aus der Sicht von Großstädtern wird spannend und birgt viele Überraschungen.