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Max-Reinhardt-Seminar Wien: Maria Happel tritt zurück

6. Juni 2023. Die Schauspielerin Maria Happel tritt als Leiterin des Wiener Max-Reinhardt-Seminars zurück. Das meldet Der Standard.

Maria Happel reagiert damit auf einen Offenen Brief, in dem zwei Drittel der Studierenden des Instituts für Schauspiel und Schauspielregie Ende Mai Missstände genannt und Happels Rücktritt gefordert hatten. 

In dem Offenen Brief monierten die Studierenden, dass Rollenunterricht weiterhin in ungeschützten Räumen abseits der Universität für Musik und darstellende Kunst (MDW) stattfinde, etwa in Privatwohnungen von Dozierenden, obwohl die Institutsleitung hierüber in Kenntnis gesetzt worden sei. Studierende seien von der stellvertretenden Institutsleitung Annett Matzke in Einzelgesprächen zum Weinen gebracht, eine hochschwangere Mitarbeiterin vor anderen Studierenden von Maria Happel angeschrien worden. Happel sei außerdem "nahezu nie am Institut anzutreffen", zitiert Der Standard aus dem Offenen Brief.

#MeToo-Debatte in Österreich

Mehrere Institute der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien stehen seit Sommer 2022 wegen Vorwürfen von Machtmissbrauch und Belästigung in der Kritik. Ein Social-Media-Post der Regisseurin Katharina Mückstein hatte damals eine #MeToo-Debatte in Österreichs Kulturbranche ausgelöst. Seit dieser Debatte, heißt es im Offenen Brief der Schauspiel- und Regiestudierenden, habe sich am Max-Reinhardt-Seminar allerdings nichts verändert, die Institutsleitung habe "in all den Monaten keine Verantwortung und kein Bemühen um Aufklärung gezeigt", so Der Standard.

Zurückgetreten ist Happel nun der Zeitung zufolge, nachdem sie sich in einem Interview zur Täterin gemacht sah und angab, sie habe die #MeToo-Causa "diskret und vorbildlich gelöst". Daraufhin hatten die Studierenden erneut gegen die Personalie Happel protestiert.

Die Schauspielerin ist Mitglied im Ensemble des Burgtheaters. Ab 2020 amtierte sie als Leiterin des Max-Reinhardt-Seminars, seit 2022 verantwortet Maria Happel zudem als Künstlerische Leiterin die Festspiele Reichenau. Interimistisch folgt ihr nach dem Rücktritt am Max-Reinhardt-Seminar nun die Vizerektorin Gerda Müller, die seit 2015 zuständig ist für insbesondere Organisationsentwicklung sowie Gender & Diversity.

(Der Standard / eph)

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Kommentare  
Rücktritt Maria Happel: Praxisbezug
Machtmissbrauch, Nepotismus und Ignoranz? Mangelnden Praxisbezug kann man dem Reinhardt-Seminar zumindest nicht vorwerfen.
Rücktritt Maria Happel: Gender oder Generation?
Sind wir jetzt schon so weit, dass weibliche Führungspersonen ihre Macht missbrauchen? Das mit der Gleichstellung war doch nicht so gemeint...
Vielleicht doch ein Generationsproblem und kein Genderproblem.
Rücktritt Maria Happel: Verantwortung
Mich wundert warum nicht die Rolle der Rektorin, ganz besonders bei der völlig überstürzten Inthronisierung von Happel, untersucht wird?
(...) am Ende zeigt sich, dass dieses Art der universitären Selbstverwaltung nicht funktioniert. Und der schon seit Jahren andauernde Abstieg des Seminars ist für mich in dem Zusammenhang ein deutliches Zeichen.

(Hier wurde ein Halbsatz aufgrund einer von uns nicht überprüfbaren Tatsachenbehauptung herausgenommen. Danke für Ihr Verständnis, d. Red.)
Rücktritt Maria Happel: Arme Studierende
Machtmissbrauch ist geschlechtsunabhängig. Eher eine Frage charakterlicher und / oder moralischer Deformation.
Die Studentenschaft tut mir aufrichtig leid. Was für Künstlerpersönlichkeiten sollen denn dabei rauskommen, wenn die schon in der Ausbildung standardmäßig gedemütigt werden? Gibt nix tragischeres als gebrochene Schauspieler.
Rücktritt Maria Happel: Gehirnwäsche
Ich lese hier, was passiert ist und stelle verwundert lächelnd fest, daß ich aus einer ganz anderen Welt komme: An der Berliner Hochschule Ernst Busch kann passieren, was will, da regt sich nichts. Jedenfalls in der Puppenspielabteilung. Auch nach 50 Jahren werden Puppenspieler offensichtlich immer noch als ... (lasse ich aus, würde sowieso gelöscht) angesehen, wenn sie keine Professur haben. Und bei Studenten sehe ich Anzeichen für Gehirnwäsche, die nehmen nicht wahr, für was sie instrumentalisiert werden und schicken eher den in die Wüste, der es wagt, die Hochschule zu kritisieren.
Gez. Ein Absolvent u. langjähriger Lehrbeauftragter, jetzt Rentner
Rücktritt Maria Happel: Berufung Rektorin
Anbei der Link zur erstmaligen Berufung der Rektorin,
https://www.derstandard.at/story/2000015594431/musikuni-wien-designierte-rektorin-rapp-tritt-amt-nicht-an
Ein Fall für Thomas Bernhard?
Rücktritt Maria Happel: Altersunabhängig
@hobbydramaturg Welche Generation ist denn gefeit davor, Macht zu mißbrauchen? Und wieso? Das Phänomen ist leider auch altersunabhängig.
Dass mit zunehmendem Alter die Wahrscheinlichkeit steigt, eine Machtposition zu erhalten, verzerrt da wahrscheinlich die Wahrnehmung…
Rücktritt Maria Happel: Schlimme Intrigen
Schlimm, wie hier eine Persönlichkeit kaputt intrigiert wird; wie bei Klaus Dörr an der Volksbühne und bei Peter Spuhler in Karlsruhe ... jakobinische Zeiten. Nochmal: schlimm.
Rücktritt Maria Happel: Nähe der Herren
Aber Herr Laages, Sie machen es doch noch schlimmer, indem sie Frau Happel in die Nähe der beiden Herren rücken. Um wen ging es Ihnen denn?
Rücktritt Maria Happel: Informationen
Sehr verehrter Herr Laages , ich schätze über die Massen Ihre feuilletonistischen Artikel in Print- und Rundfunkmedien. Aber dieser Kommentar - so er wirklich von Ihnen stammen sollte , ist totaler - mit Verlaub - Stuss. Wenn Sie sich tiefer mit dem Fall beschäftigen möchten , bin ich Ihnen gerne mit Informationen behilflich . Beste Grüße.
Rücktritt Maria Happel: Ansinnen?
Was ist Ihr Ansinnen, Herr Laages? Es lässt sich erahnen, aber die verkürzte Darstellung ist in so einer Sache weder angemessen noch hilfreich und die Wahl der Begriffe fragwürdig. Gibt es bei Spuhler, Dörr und Happel jeweils nichts zu kritisieren und wer es dennoch tut, intrigiert? Sollen diese Fälle tatsächlich in einem Atemzug behandelt werden?
Rücktritt Maria Happel: Antwort
@Filmregie: Ich meine mit "Generation" nur bedingt das Alter. Aber mir scheint, dass Machtmissbräuche eher in höherem Alter, in einer anders geprägten Generation vorkommen - da aber auch bei den - wenigen - Frauen. Die Verzerrung liegt in meinen Augen eher beim Geschlecht. Denn in einer "neuen" Generation, in der Frauen zahlreicher mitmischen, ist diesbezüglich mehr Awareness - auch bei den Männern.
Deshalb geht es, wie ich glaube, auch nicht so sehr um das tatsächliche Alter, sondern um die Entwicklung eines Bewusstseins - das, nebenbei gesagt, auch Schattenseiten hat...
Rücktritt Maria Happel: Transformation
Meine Einschätzung ist, dass im MRS nicht so sehr ein Problem der Persönlichkeiten sondern ein systemisches der Dynamiken und Strukturen wirkt - schon seit langer Zeit. Unantastbar wird dieses Problem durch ein Narrativ des "Renommees" und der "Elite" gemacht. Und doch kann man natürlich von einer professionellen Leitungsebene erwarten, dass sie die eigene Organisationskultur reflektiert und Heilungskräfte zu aktivieren vermag. Das ist jedoch ein durchaus ressourcenintensiver Lern- /Transformationsprozess, der nicht so nebenbei mal in ein bis zwei Jahren durchlebt werden kann. Zu meiner Zeit am MRS hatte ich das vermisst: Zum Curriculum gehörende "Soft Skill"-Kurse, strukturierte Intervisionen, Onboarding-prozesse für Studenten, die nicht mystisch mit Pathos aufgeladen werden.
Eine Ausbildung an dieser Schule kostet sehr viel Geld. Da muss dieses anders allokiert werden. Und (vermeintliche) Ängste und Eitelkeiten überwunden werden. Ich wünsche dieser Institution und ihren Betroffenen vom Herzen, dass sie eben diesen heilsamen Weg der Organisationsentwicklung auf sich nimmt - und alle Menschen dort eine würdevolle
Ent-Wicklung erfahren.
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