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Regisseur und Schauspieler Friedo Solter gestorben

17. Februar 2023. Der Regisseur und Schauspieler Friedo Solter ist tot. Wie das ND berichtet, starb er am 14. Februar im Alter von 90 Jahren auf Usedom.

Geboren wurde Solter 1932 in Reppen, dem heutigen polnischen Rzepin. Nach dem Abitur studierte er Schauspiel in Berlin-Schöneweide und hospitierte am Berliner Ensemble. Nach ersten Engagements in Senftenberg (1955/56) und Meiningen (1956-1959) gehörte er ab 1959 über 40 Jahre dem Deutschen Theater Berlin an. Zu seinen prägenden Regisseuren dort gehörten Wolfgang Langhoff und Wolfgang Heinz. Von 1984 bis 1991 war er künstlerischer Leiter und Chefdramaturg des Hauses.

Zu seinen Rollen gehörten der erste Mackie Messer der DDR (in Meiningen), Fiesco, Claudius im "Hamlet", Luka in "Nachtasyl", Wilhelm Tell. Zwei Jahre, von 1970 bis 1972, ging er zudem zum Deutschen Fernsehfunk, für den er Büchners Danton verkörperte.

friedosolter uFriedo Solter © Gerhild ClemensZu seinen prägenden Inszenierungen – er selbst wurde  gehörten "Unterwegs" mit Hans-Dieter Mewes, der "furiose Schauspielstart für Dieter Mann und Christine Schorn", wie das ND schreibt. Legendär auch "Nathan der Weise" 1966 mit Wolfgang Heinz in der Titelrolle, der "Wallenstein" mit Eberhard Esche, aber auch "Amphitryon" (1972) von Peter Hacks, "König Lear" (1976) und "Der Sturm" (1974) von Shakespeare, "Torquato Tasso" (1975) von Goethe und "Das Leben ein Traum" von Calderón. Solter habe "politisch mutige Inszenierungen gemacht", wie Volker Brauns "Transit Europa", "das 1988 unterschwellig die Fluchtwelle kurz vor dem Zusammenbruch der DDR mit der Fluchtwelle aus Nazideutschland zusammendachte", schriebt Esther Slevogt anlässlich seines 80. Geburtstags. 

Von 1978 bis 1980 arbeitete Solter als Gast am Schauspiel Bonn ("Der Besuch der alten Dame" von Friedrich Dürrenmatt, "Elektra" von Sophokles und "Mann ist Mann" von Bertolt Brecht), 1985 in Darmstadt ("Nathan der Weise"). Regelmäßig inszenierte Solter zwischen 1994 und 1999 auch am Deutschen Theater in Göttingen. Am Stadttheater Ingolstadt inszenierte er 1995 Brechts "Der gute Mensch von Sezuan" und in der Spielzeit 2000/2001 Shakespeares "König Lear".

Ab 2001 war Solter weiterhin als Gastregisseur an verschiedenen Theatern tätig, darunter am Stadttheater Ulm ("Hamlet" 2001, "Die letzten Tage der Menschheit" 2002), am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin ("Wassa Schelesnowa" 2006) und in Meiningen ("Onkel Wanja", "Othello").

Als Schauspiellehrer und Dozent an der Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" Berlin gehörte er zu den Begründern des Instituts für Schauspielregie. Unter seinen Schüler:innen waren (sein späterer Intendant) Dieter Mann, Christine Schorn und Christian Grashof.

(ND / dtv Theaterlexikon / Wikipedia / geka)

 

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Kommentare  
Friedo Solter: Vorbildhafte Kraft
Noch vor wenigen Wochen wurde mir erzählt aus dem Umfeld, Solter habe noch immer seine Tage zwischen zahlreichen aufgeschlagenen Büchern und Textbüchern neugierig hin- und herlesend-, -denkend und manchmal auch -redend verbracht - Wie schön, dass er sich diese Vitalität und vorbildhafte Kraft der Anteilnahme an den Zeitproblemen der Gesellschaften auch aus dem Hinterland des Theaters so lange bewahren konnte! - Ihm sei die Ruhe gegönnt und seiner Familie eine gute Zeit der Trauer, die immer der Beginn der konzentrierten Ordnung von Erinnerung ist, wenn ein sehr lieber Mensch die Seiten des Daseins wechselt...
Friedo Solter: Gute Reise
Friedo Solter ist tot. Mein erster Regiemeister. Die jüngeren Theaterleute werden ihn kaum kennen, aber er hat in den 80ern/90ern das DT geprägt und war der Entdecker und Förderer von vielen Schauspieltalenten ( Ulrich Mühe, Daniel Morgenroth, Dagmar Manzel und viele mehr.) Mit blutjungen 20 Jahren durfte ich meine erste Regiehospitanz bei seinem PEER GYNT am DT machen. Er hat mich immer ernst genommen, streng gefördert mit ernstem Blick unter dicken Augenbrauen und herzlichem Händedruck. Nach einer Woche Regiehospitanz verkündete ich ihm stolz : "Ich will Regisseurin werden." Er lachte sein polterndes herzliches, lautes Lachen : " Das wird ein weiter Weg!" und brachte mir dann viel Wertvolles bei. Grundcrashkursregie ( Was ist ein Regiebuch, was mache ich mit Untertexten...) ohne den ich sicher die großartige Zeit mit Frank Castorf an der Volksbühne nicht erlebt hätte. Aber das ist eine andere Geschichte. Gute Reise und herzlichsten Dank lieber Friedo Solter.
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