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Der Schauspieler Thomas Holtzmann ist tot

Die besondere Stimme

4. Januar 2013. Der Schauspieler Thomas Holtzmann ist gestorben, das meldet unter anderem die Welt. Der Münchner Theaterheroe starb in der Nacht zum heutigen Freitag mit 85 Jahren in München. Dies bestätigte der ehemalige Sprecher des Münchner Residenztheaters, Gunnar Klattenhoff, der Nachrichtenagentur dpa im Auftrag der Familie. 1977 bis 2001 war Holtzmann ein Protagonist im Ensemble der Münchner Kammerspiele und wechselte danach mit deren Intendanten und erstem Regisseur Dieter Dorn ans Staatsschauspiel.

Holtzmann wurde 1927 in München geboren und nahm neben seinem Studium der Theaterwissenschaft auch Schauspielunterricht bei Paul Wagner. Er debütierte als Jason in Anouilhs "Medea" am Ateliertheater München. Es folgten Engagements am Landestheater Schleswig, an den Städtischen Bühnen Nürnberg, am Staatstheater Saarbrücken und an den Städtischen Bühnen Köln bis zu seinem Durchbruch am Berliner Schillertheater 1961 als "Prinz Friedrich von Homburg" von Kleist in der Regie von Boleslaw Barlog. Ab 1966 Verpflichtungen an die Münchner Kammerspiele, denen er dann ab 1977 fest angehörte. Holtzmann war neben Doris Schade und Rolf Boysen, mit denen er jahrzehntelang in einem Ensemble spielte, einer der Protagonisten in den späten Inszenierungen von Fritz Kortner. Er selbst betrachtete Kortner als den Regisseur, der ihn am meisten geprägt habe. Unvergessen ist sein tragikomischer Triumph als Malvolio in Dieter Dorns Inszenierung von "Was ihr wollt" (1980) und sein Wladimir in "Warten auf Godot", das George Tabori 1984 an den Kammerspielen inszenierte. Holtzmann gastierte unter anderem bei den Salzburger Festspielen und der Berliner Schaubühne, wo er 1985 unter Luc Bondys Regie in Marivauxs "Triumph der Liebe" spielte. Im Februar 2008 erschien er noch einmal in der letzten Vorstellung von Dieter Dorns "Der Kaufmann von Venedig" auf der Bühne des Bayerischen Staatsschauspiel, dem jetzigen Residenztheater. Mit seiner prägnant knarzigen Stimme verlieh er unzählbar vielen, großen Figuren der Theaterliteratur seine Präsenz.

(Welt / Münchner Residenztheater / sik)

 

 

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Kommentare  
Thomas Holtzmann: Regisseur erinnert sich
In der Spielzeit 1982/83, seiner letzten Spielzeit als Intendant der Münchner Kammerspiele, lud Hans- Reinhard Müller mich ein, an der Maximilianstrasse JUDITH von Hebbel zu inszenieren - mit Barbara Petritsch in der Titelrolle und Thomas Holtzmann als Holofernes. In dem unerläßlichen Gespräch vor Probenbeginn bemühte ich mich, Holtzmann das Geständnis zu entlocken, dass er, der mit Kortner unterwegs gewesen war, sich für eine Arbeit mit mir unmöglich noch interessieren könne: Er, etwas überrascht, gestand. In der darauf folgenden Zusammenarbeit lernte ich einen der großartigsten deutschen Schauspieler kennen - einen Ausdrucksriesen, einen hochbewußten Menschengestalter, dessen unmittelbare Bühnenpräsenz und durchdringende Ausstrahlung jede Probe zu einer unvergeßlichen Erfahrung machten. Wir waren schließlich davon überzeugt, dass wir es weiterhin miteinander versuchen sollten. Dazu ist es nicht gekommen. Den Phantomschmerz fühle ich noch heute.
Thomas Holtzmann: Als Holofernes
@1, Ja, das hätte ich gerne gesehen: Holtzmann als Holofernes. Der Rambo, der keine größeren Probleme hat, als dass er keinen Rambo Nr. 2 findet ist, ja wohl eine der unfreiwillig komischsten Rollen der höheren Literaturgeschichte. Ich finde das Stück grandios, aber die Rolle unmöglich. Wie hat Holtzmann das hingekriegt, ohne dass daraus Nestroy wurde?

P.S.: Ich selbst sah Holtzmann 1977 als verquälten und mit sich selbst im dauernden Zwist lebenden Prospero in Hamburg. Unvergesslich. Ich werde ihn immer im Herzen behalten.
Thomas Holtzmann: eine Liga mit Orson Welles
Ja: eine durchdringende Ausstrahlung ! Leider habe ich ihn auf der Bühne selbst nicht erlebt, dafür allerdings in einigen nachgängigen Film- und Fernsehproduktionen sehen dürfen.
Kein Wunder, daß sogar ein Orson Welles ihn für seine Kafka-Verfilmung "Der Prozeß" (1962) als Jura-Studenten besetzte: und wie diese paar kleinen Szenen mit ihm wirken, hängenbleiben ! Eine Liga mit Welles: ist nicht übertrieben, denke ich. Und auch besondere Zeiten irgendwie, in denen es noch aufwendig betriebene Fernsehspiele gab wie "Fabrik der Offiziere", auch hier ist Thomas Holtzmann prägend. Wie muß das erst auf der Bühne, von der Bühne aus gewesen sein. Ich hoffe, das öffentlich-rechtliche Fernsehen, für das mittlerweile jeder berappen muß, ob er ein Fernseher hat oder nicht, wird anläßlich des Todes Thomas Holtzmanns reagieren (wenn es das nicht schon getan hat, das entzieht sich meiner Kenntnis). Eine Wiederholung zB. der "Fabrik der Offiziere" ...
Thomas Holtzmann: Hinweis
"Fabrik der Offiziere" ist übrigens -in Part- und Subparthäppchen- auf youtube in
Gänze zu würdigen !
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