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Intendanten solidarisieren sich mit Forderungen von "art but fair"

Einheitsfront? Gegen wen?

Heidelberg, 7. November 2013. Auf der Sitzung des Künstlerischen Auschusses des Deutschen Bühnenvereins, die am 5. und 6. November in Heidelberg stattfand, haben sich die dort anwesenden Theater-Intendanten und Funktionäre den Forderungen der Initiative art but fair zur Verbesserung von Entlohnung und Arbeitsbedingungen im Kulturbetrieb angeschlossen.

Das Theater Heidelberg schreibt in einer Presseaussendung, seit Februar 2013 bringe die Internet-Initiative "art but fair" die "teilweise entwürdigenden" Arbeitsverhältnisse im Kulturbetrieb ans Licht der Öffentlichkeit.

Betroffen seien vorrangig "unständig" beschäftigte Künstler, die also keiner (so genannten) Festanstellung in einem Ensemble unterlägen. Der Ausschuss für künstlerische Fragen des Deutschen Bühnenvereins teilt mit, dass er diese Initiative zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen im Kulturbetrieb "eindeutig mitträgt".

Ensembles würden immer mehr abgebaut, zugleich sollten die Theater immer mehr "produzieren", um "ihre Attraktivität und Vielfalt zu behalten und auszubauen". Somit seien auch Intendanten "immer mehr auf den Einsatz von Gästen für einzelne Produktionen, Projekte, Künstler mit Stückverträgen etc. angewiesen". Aber auch für diese sei "natürlich die Absicherung ihres Lebensunterhaltes notwendig". Auch freie Künstler hätten "einen Anspruch auf ein gewisses Maß an Lebensqualität". Der Ausschuss fordere "angemessene Arbeitsbedingungen und eine ausreichende Bezahlung". Es sei wichtig, an der Ensemblepolitik festzuhalten, aber auch 'Unständige' müssten "gestützt und unterstützt" werden.

Der Ausschuss für künstlerische Fragen werde sich in "aller nächster Zukunft" mit den Initiatoren von "art but fair", Intendanten, der Dramaturgischen Gesellschaft und der GDBA weiter darüber verständigen.

(Theater Heidelberg / jnm)

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Kommentare  
Intendanten-Solidarität mit art but fair: irrsinnig
Das ist doch ein irrsinnig und nichts als Öffentlichkeitsarbeit in eigener Sache. Die Intendanten haben es doch in der Hand zu entscheiden, was sie den Gästen an ihren Häusern zahlen. Sie haben es in der Hand, ob Hospitanten monatelang unbezahlt an ihren Häusern die Arbeit von Dramaturgieassistenten und Regieassistenten übernehmen, deren Stellen abgebaut wurden. Sie haben es in der Hand, Schauspielerinnen und Schauspielern, die als Gäste "unständig" an ihren Häusern arbeiten eine anständige Gage zu zahlen. Sie haben es in der Hand, dafür zu sorgen, dass junge Regisseurinnen und Regisseure von der Gage, die sie bekommen, auch leben können. Und nicht zuletzt haben sie es in der Hand selbst eine Gehalt zu verhandeln, das noch in einem verstehbaren Verhältnis zu allen anderen Gehältern an ihrem Haus steht.
Aber vielleicht ist mein Aufgebrachtsein auch ganz falsch, vielleicht sollte ich froh sein, dass jetzt sogar die Intendanten bemerken, dass sie in den vergangenen Jahren gar keine Schwierigkeiten hatten immer wieder Gagen zu verhandeln, die sittenwidrig waren.
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Nachbemerkung: Nur weil für Gäste die Mindestgage des NV nicht gilt, heißt das doch nicht, dass irgendjemand einen Intendanten davon abhalten würde, sie für Schauspielerinnen und Schauspieler, Assistentinnen und Assistenten, Dramaturginnen und Dramaturgen etc. etc. etc. trotzdem zu zahlen.
Und auch dem Zwang immer mehr zu produzieren unterwerfen sich die Intendanten selbst. Ob ein normales mittelgroßes Stadttheater nun 18, 19 oder 20 Premieren in einer Spielzeit herausbringt, wer bemerkt das schon oder wen interessiert das wirklich? Vielleicht sollten sie in Zukunft eine miserable budgetierte Studioproduktion einfach mal nicht machen - und das gesparte Geld dafür einsetzen, die andere miserabel budgetierte Studioproduktion mit so viel Geld auszustatten, dass sie sich das übliche Gejammere über die schlimme finanzielle Situation ihres Hauses beim Verhandeln der Gagen für die Gäste ersparen können.
Intendanten-Solidarität mit art but fair: nicht bezahlbar
Na, da warten wir auf Taten!
Aber ich fürchte, die Intendanten werden dann bedauernd auf ihre Geschäftsführer verweisen, die ausrechnen werden, dass das nicht bezahlbar sei.
Intendanten-Solidarität mit art but fair: Saisonerdbeerpflücker
Die Einstufung der Gäste als sogenannt "unständig" Beschäftigte ist schon allein eine krasse Benachteiligung, die jeglichen Anspruch aus der Arbeitslosenversicherung verhindert und die Künstler mit zb Saisonerdbeerpflückern gleichsetzt. Allein diese krasse Benachteiligung könnten die Intendanten aufheben, tun aber nichts dagegen!
Intendanten-Solidarität mit art but fair: Frage
Hattet ihr schon mal ein Angebot vom Theater Heidelberg? Als Gast? Oder solidarisiert sich dieser Intendant nicht mit der Initiative?
Intendanten-Solidarität mit art but fair: was für ein Hohn
Ich kann mich dem ersten Kommentar nur voll und ganz anschließen, was für ein Hohn! Da könnten mich wirklich nur Taten überraschen, aber erleben werden wir wieder ein Spektakel oder Festival nach dem nächsten, wo Kunst zum Wühl- und Grabbeltisch wird.
Intendanten-Solidarität mit art but fair: egal?
Schwaninger, sind Schauspieler wertvollere/wichtigere/ höherstehende Menschen als Saisonerdbeerpflücker??? Hauptsache die Schauspieler werden vernünftig bezahlt - bei den Saisonerdbeerpflückern ist es egal???
Intendanten-Solidarität mit art but fair: 65h-Woche
Krass wie so eine Rede und so ein Herr Diaz von allen Seiten instrumentalisiert wird...

Ich arbeite ca. 65 h in der Woche für ein deutsches Stadttheater. Ich bin kein Schauspieler. Ich decke zweieinhalb Jobs ab - der halbe ist im Marketing, damit man da da tatsächliche Stellen spart müssen da ja bundesweit immermehr die Dramaturgen mit ran. Ich verdiene mehr als die Mindestgage, aber nicht viel mehr. Dank der wundervollen Abzüge kann ich mir von dem was bleibt in der unsäglich teuren Stadt in der ich lebe eigentlich keine eigene Wohnung leisten. Im nächsten Jahr wird es ein ganz bisschen mehr - aber auf Kosten des Budgets meiner eigenen Sparte - eine Verhandlung über eine Gehaltserhöhung bekommt also den Beigeschmack, dass man der eigenen Abteilung schadet mit dem Ansinnen, am Ende des Monats keine Miesen auf dem Konto produziert haben zu wollen.

Ja, ich bekomme jeden Monat ein Gehalt auf mein Konto überwiesen. Das ist geil. Ja, ich mag meine Kollegen und meinen Beruf. Das ist noch geiler. Aber manchmal frag ich mich, wie lange ich das so mitmachen will.
Intendanten-Solidarität mit art but fair: nicht wie Saisonarbeitskraft
ach, Birte!
Schwaninger meint wohl eher, dass Schauspieler meistens ein lange erlernter Beruf mit viel Erfahrung ist - und deshalb nicht wie eine Saisonarbeitskraft behandelt werden kann.
Intendanten-Solidarität mit art but fair: Fragerei
@ Franzi: Die Fragerei geht weiter. Was versteht Schwaninger unter "Saisonarbeitskraft"? Ist das sowas wie die metaphorische und/oder reale Hure des Kapitals? Man sollte schon Klartext sprechen, ob nun Schwaninger oder Sie. Ich empfinde Birtes Frage als gar nicht so daneben.
Intendanten-Solidarität mit art but fair: Wortklauberei
@birte und @inga - man glaubt es nicht! Schwaninger meint einfach nur: ein studierter Beruf sollte anders bezahlt werden als ein ungelernter! Könntet Ihr mal mit diesen Wortklaubereien aufhören?
nvö unüberprüfbare Tatsachenbehauptung (wb)
und das im hause des preisdrückers schlechthin in der deutschen theaterlandschaft.
hoffentlich ist das kein schlechtes zeichen.
Intendanten-Soli mit "art but fair": Zukunft 2020
Theater 2020 - eine Zukunftsvision: Innovative Projekte, weltbewegende Inszenierungen und klug kuratierte Festivals werden auf perfekt gestalteten Webseiten und in attraktiven Pressemitteilungen angekündigt. Ob sie wirklich stattfinden, wird keinen mehr interessieren. Das Theater muss dann keinen Wirklichkeitsbeweis mehr antreten.

Ein paar Hochglanzbroschüren werden den Subventionsgebern als Beleg für die widmungsgemässe Verwendung der öffentlichen Gelder reichen, die gehen sowieso schon lange nicht mehr ins Theater.

Das Umsetzen von Ideen ist halt so anstrengend, riskant und teuer.
Intendanten-Soli mit "art but fair": Kampf muss weitergehen
und Frauen werden auch immer noch selbst mit Erfahrung , schlechter bezahlt als die Herren Kollegen!!! 25 Prozent weniger im Schnitt!! Und immer gilt noch: man redet nicht übers Gehalt!! -- haha.. ich habe es getan und haarsträubende Ungerechtigkeiten zwischen Männlein und Weiblein Schauspieler bzw Regisseure entdeckt!! - und: die Besetzungscouch IST Realität!!!! Ob offen: auch das habe ich erlebt..oder verdeckt ("meine Freundin wird mitengagiert oder spielt die Hauptrolle in meinem Stück"..und nicht die eigentlich qualifiziertere weibliche Person)....!! -- Ja: UNGERECHT!!! VETTERNWIRTSCHAFT!! KEINE GLEICHBERECHTIGUNG!! Wir müssen leider immer noch weiterkämpfen....- und auch Intendanten sind nicht in sicheren Jobs, sondern jederzeit auf der Abschußliste....nur mit "etwas" höherem Gehalt...jaja...
Intendanten-Soli mit "art but fair": Wer sind diese?
Wer sind diese solidarischen Intendanten und Funktionäre? Ich kann es in der von Ihnen zitierten Pressemeldung nicht ersehen.
Intendanten-Soli mit "art but fair": weniger Selbsterhaltung!
Ich kann mich dem ersten Kommentar nur anschließen. Welch ein Hohn dieses Ausschusses!!! Die Intendanten sollten sich erstmal an der eigenen Nase kratzen, und v.a. weniger Geldmassen für Selbsterhaltung ausgeben!!
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