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Theaterproduzent Jochen Hahn verstorben

15. Juni 2023. Der Theaterproduzent und Veranstalter Jochen Hahn ist vergangenen Samstag im Alter von 69 Jahren verstorben. Das melden verschiedene Zeitungen.

Kulturproduzent in aller Welt

1954 in Braunschweig geboren, studierte Jochen Hahn in München Theaterwissenschaft, Philosophie und Germanistik und assistierte im Theater. Ende der 70er Jahre fand er in dem Autor und Regisseur George Tabori einen ersten Förderer und begann ab den 80er Jahren selbst, Theateraufführungen zu produzieren. Für George Tabori organisierte er in den Münchner Kammerspielen und im Gasteig das Festival "Tabori Tabori". Er reiste nach New York, um Künstler*innen aus der Off-Off-Szene nach München zu bringen, und gründete im norditalienischen Cividale ein Festival.

Hahn produzierte Arbeiten von Peter Brook, Roberto Ciulli und Peter Stein, etwa Steins "Orestie" in Moskau. Er organisierte die Kulturprogramme der Expo 2000 in Hannover und später in Schanghai mit. In Kooperation mit dem Goethe-Institut förderte er Kunstkooperationen weltweit, in Amerika, Afrika und Europa, unter anderem in der Ukraine und in Georgien. Auch Spielorte tat Hahn immer wieder auf: In München betrieb er bis 2001 die ehemalige Reithalle, in Berlin bespielte er das frühere Kühlhaus nahe dem Technikmuseum, dann ein vormaliges Frauengefängnis in Lichterfelde.

Osteuropa und China als Schwerpunkte

Der Austausch mit Osteuropa war einer von Jochen Hahns beruflichen Schwerpunkten: Im Zeichen von Gorbatschows Glasnost realisierte er kurz vor der Wende Gastspiele großer Theater, brachte etwa die Berliner Schaubühne mit Peter Steins "Drei Schwestern" nach Moskau und holte Inszenierungen von Lew Dodin oder Anatolij Wassiljew nach Deutschland. 1988 organisierte er die Moskauer Theatertage in München und 1989 die Theatertage der Bundesrepublik Deutschland in Moskau, 2003/04 die Russischen Kulturtage in Deutschland. Ein Höhepunkt war der Süddeutschen Zeitung zufolge die schon genannte "Orestie" in der Regie von Peter Stein 1994 im Moskauer Armeetheater – "eine Mammut-Inszenierung mit einigen der damals bekanntesten russischen Schauspielern".

Ein weiterer Schwerpunkt in Hahns vielfältigem Gastspiel- und Austauschprogramm wurde China. 1996 wurde das von ihm geplante Festival "China heute“ mit 180 chinesischen Künstler*innen aller Sparten kurzfristig von Peking abgesagt, weil der chinesischen Regierung einige dissidente Diskussionsteilnehmer nicht passten, so die SZ. 2001 organisierte Jochen Hahn für die Asien-Pazifik-Wochen in Berlin ein zweiwöchiges "China-Fest". Die von ihm eingeladenen Künstler*innen standen für das moderne, sich verändernde China, nicht für "Staatskunst".

Noch im Herbst 2022 lud Jochen Hahn deutsche Kulturjournalisten nach Tiflis ein und konnte selbst nicht mehr mitreisen. Am vergangenen Wochenende starb er mit nur 69 Jahren in Berlin an einem Krebsleiden.

"Jochen Hahn war noch ein echter Impresario. Ein Festivalerfinder und Kunstermöglicher, ausgerüstet mit Fantasie und dem Sinn für das Machbare. Ein realistischer Träumer", schreibt Peter von Becker in seinem Nachruf im Tagesspiegel. "Vor allem aber war er ein Theaterverrückter, ein kultureller Tausendsassa und Abenteurer, immer sprühend vor Ideen", formuliert Christine Dössel in der Süddeutschen Zeitung.

(Tagesspiegel, SZ / eph)

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Kommentare  
Jochen Hahn: Bester Chef
Ich trauere um Jochen Hahn, den besten Chef, den ich jemals hatte.
Großzügig war er, charmant, inspirierend, ermutigend, motivierend, unterhaltsam.
Die Russischen Kulturtage in Deutschland 2003/2004, die Berliner Tage in Moskau 2004, das Festival russo im Auditorium in Rom. Und es wären noch viel mehr Gastspiele, Kulturaustausche und Festivals geworden, wenn nicht schon damals das deutsche Interesse an russischer Kultur allmählich den Bach hinab gegangen wäre. Jochen wäre immer dabei gewesen, egal wie riskant oder waghalsig, egal, ob die Finanzierung von Anfang an stand oder nicht.
Bei Wein und Käse (eine für Menschen aus slawischen Gefilden damals doch recht seltsame Verhandlungsmethode) brachte er Menschen zusammen.
Er ließ sich auf halsbrecherische Projekte ein und vertraute stets darauf, dass er schon irgendwie immer mit dem Arsch in die Butter fällt.
Jetzt bist du ein letztes Mal gefallen.

Пусть земля ему будет пухом.
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