Display! Sortiert Euch! - Das Künstlerkollektiv Monster Truck stellt im Stuttgarter Theater Rampe Randgruppen aus und Klischees in Frage
Wider die Schubladen im Kopf
von Steffen Becker
Stuttgart, 3. Juli 2015. "Was machen die Hells Angels auf dem Marienplatz", fragt die BILD-Zeitung. Auch die Polizei schaute beim Happening des Theaters Rampe vorbei, als sich sieben Mitglieder der Rockerbande für eine Stunde auf einem Podest in der Stuttgarter City lümmelten. Ergebnislos. Die verbotenen Abzeichen der Gruppe trägt ihr Boss Lutz Schelhorn dafür auf der Bühne des Theaters. Dort steigt die Show "Display!" als Finale einer Doppelpass-Kooperation zwischen der Rampe und dem Künstlerkollektiv Monster Truck. Unter dem Motto "Sortiert euch!" waren Menschen eingeladen gewesen, sich auf einer Theatertribüne auf der Straße unter einem Label zusammenzufinden.
Peer Gynt - Christopher Rüping inszeniert Ibsen mit Edgar Selge und vielen Gegenhäutungen am Schauspiel Stuttgart
Wirf Dich in alle Häute
von Steffen Becker
Stuttgart, 20. Juni 2015. "Wer bin ich und wenn ja, wie viele", lautet eine aktuelle populärphilosophische Frage. Henrik Ibsen hat sie mit "Peer Gynt" schon vor fast 150 Jahren gestellt. Christopher Rüping beantwortet sie in seiner Inszenierung am Schauspiel Stuttgart mit "5 Frauen und ein Promi". Entgegen den Geschlechterhöflichkeiten erwähnen wir ihn zuerst. Edgar Selge spielt die Hauptfigur (die meiste Zeit zumindest) und zunächst denkt man, der Beginn der Aufführung sei der Huldigung an den Star geschuldet. Attraktive, junge Frauen hauchen ehrerbietig "Peer Gynt" ins Mikro und eine Wand nach der anderen wird beiseite geschoben. Bis schließlich ein laut Regieanweisung "kräftig gebauter Mensch von Anfang 20" die Bühne betritt.
Einige von uns - She She Pop inszenieren ein Lehrstück für Mitarbeiter und Besucher des Schauspiel Stuttgart
"Wir akzeptieren die Änderung!"
von Steffen Becker
Stuttgart, 14. Mai 2015. "Was bleibt übrig?", lesen wir Zuschauer laut von einer Leinwand ab. "Das ist die erste Produktion, in der man meinen Namen kennt", antwortet eine Mitwirkende am Ende der Performance "Einige von uns", die das Performance-Kollektiv She She Pop mit MitarbeiterInnen des Staatstheaters Stuttgart auf die Bühne gebracht hat. Im Dunkeln des Bühnenrandes kann man leider nicht erkennen, wer spricht. Aber es klingt wie die Stimme der Dramaturgin. Sie hatte zuvor offenbart, dass sie ihren Bekannten erklären müsse, wozu man eine Dramaturgin überhaupt braucht – zum Beispiel, um aus einem 800-Seiten-Roman ALLE Stellen in direkter und indirekter Rede rauszusuchen, damit daraus eine Bühnenfassung wird. In Rezensionen liest man davon nie etwas. Das ist ungerecht, denkt sich der Rezensent und schämt sich. Er wird aber im nächsten Moment schon von der Diskussion abgelenkt, ob er als Teil der "Zuschauerschaft" erschossen werden sollte.
Breaking the waves - David Bösch inszeniert Lars von Trier am Staatstheater Stuttgart
Friedhof mit Meeresblick
von Verena Großkreutz
Stuttgart, 10. Mai 2015. Wellenbrecher, grau in grau, türmen sich auf. Abweisend und militant wirken diese Tetrapoden: Betonblocksteine, die sich zum Schutz der Küste in den Sand krallen, um die Kraft der Meereswellen, die gegen das Ufer schlagen, zu entschärfen. Auf der Bühne des Staatsschauspiels Stuttgart, wo jetzt Lars von Triers preisgekrönter Film "Breaking the waves" von 1996 in einer Adaption gezeigt wird, besitzen die hässlichen Ungetüme allerdings nicht die bewährte dreiarmige Gestalt, sondern die Form von Kreuzen. Drüber wabert Nebel. Ein einfaches, wirkungsvolles Bild, bedrückend und düster, das Bühnenbildner Falko Herold und Regisseur David Bösch eingefallen ist, um darin das Drama von Bess zu implantieren, der jungen Frau, die in einer militant-religiösen, inzestuösen Gemeinde an der Küste Schottlands an ihrem Umfeld, den Ereignissen und ihrer großen Liebe zugrunde geht.
Im Stein - Sebastian Hartmann pfeift in Stuttgart auf die Jugendfreigabe und macht aus Clemens Meyers Unterwelt-Roman Theater jenseits der freiwilligen Selbstkontrolle
"Gott ist tot. Sex lebt"
von Steffen Becker
Stuttgart, 18. April 2015. Achtung: Parental Advisory! Sie wissen schon, dieser Aufkleber auf Tonträgern, wenn in einem Lied das Wort "fucking" vorkommt. Für diesen Text über Sebastian Hartmanns Stuttgarter Inszenierung des Clemens Meyer-Romans "Im Stein" gilt der Hinweis "ungeeignet für Minderjährige" in verschärftem Maße.
Regie: Nina Gühlstorff
Regie: Jan Gehler
Regie: René Pollesch
Regie: Oliver Dominique Endreß
Regie: Armin Petras
Regie: Dominic Friedel
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