Macbeth - Thorleifur Örn Arnarsson erzählt in Hannover mit Shakespeare von illegitimer Machtaneignung
An den Bluttöpfen
Hedda Gabler - Alexander Eisenach lässt das Ibsen-Personal in Hannover im Zug sitzen und Aristophanes und Nietzsche rezitieren
Mein lieber Schwan
von Frank Kurzhals
Hannover, 4. Mai 2018. Schwarze Schwäne sind selten. Wenn sie auftauchen, sind Unheil und Missverständnis nicht weit. In der Ibsen-Inszenierung von Alexander Eisenach, Hausregisseur am Schauspiel Hannover, wimmelt es nur so vor schwarzen Schwänen. Gleich zu Anfang erscheint einer, so groß, so dass Hedda Gabler auf ihm reiten kann, vor dramatisch kirschblutrotem Vorhang. Geführt wird das elegante Tier von ihrem Ehemann Jörgen Tesman, mit dem sie frisch verheiratet von einer sechsmonatigen Hochzeitsreise zurückkommt. Sie, die starke, schöne und gelangweilte Generalstochter, hat ihn geheiratet, um sich eine angemessene gesellschaftliche Stellung zu sichern, nicht aber aus Liebe. Er ist von ihr zuerst bezaubert, dann wird er sehr schnell verzaubert. Das Drama nimmt seinen Lauf. Es findet in Hannover nicht in der gerade gekauften Villa beider statt, für die sich Tesman verschuldet hat, sondern in einem ewig im Kreis fahrenden Zug mit seinen kleinen und großen Abteilen des Lebens.
Die Edda - Im Schauspiel Hannover hängt Thorleifur Örn Arnarsson eine Weltenesche auf
Erklären, Verklären
von Frank Kurzhals
Hannover, 15. März 2018. Jede Schöpfungsgeschichte erzählt von gescheiterten Hoffnungen. So auch die "Edda", die jedem Isländer von Kindheit an literarisch vertraut ist. Als heidnischer Schöpfungsmythos ist sie in Island im Alltag so gegenwärtig wie das dort um das Jahr 1000 eingeführte Christentum. Das zumindest behaupten Thorleifur Örn Arnarsson und Mikael Torfason, die jetzt ihr Verständnis von Anfang und Ende der Welt à la "Edda" in Hannover fulminant auf die Bühne gebracht haben. Ganze drei Monate probten sie, um den schier unendlich verwobenen Stoff bühnenreif werden zu lassen. Gekürzt und konzentriert auf dreieinhalb Stunden atmet die Inszenierung das wohlige Pathos des Großen und Ganzen, dekoriert mit skurrilen Petitessen.
Ruf der Wildnis - Mit Soeren Voima orchestriert Clara Weyde Jack Londons Buchklassiker in Hannover als sozialkritische Goldgräberfabel
Amboss oder Hammer sein
von Jens Fischer
Hannover, 8. Dezember 2017. Spielplatzfidel toben die Darsteller wie Kinder und Hundebabys um Klettergerüste herum. Bühne und Zuschauerraum sind gleichermaßen hell erleuchtet: Noch funktioniert die Zivilisation. Vereint Kultur und Natur – den seinen tierischen Wurzeln entfremdeten Menschen und das vermenschte Haustier. In der Jack London-Adaption am Staatsschauspiel Hannover changiert das Schauspieler-Quintett zwischen Hunde- und Menschengesten; die Grenzen zwischen den Spezies sind fließend. Unheilschrille Klangakzente bringen allerdings eine Unwucht ins ausbalancierte Spiel. Kalkulierte Zerreißungen des friedensstiftenden Firnis. Mit der Sehnsucht nach einem ursprünglicheren Dasein. Die Jack London getrieben hat ins Unbehauste. Er vernahm, erhörte, verfiel dem Ruf der Wildnis. Seinen Bestseller fröstelt Clara Weyde mit Wind-, Schnee- und Sturmlärmmaschinen nun in den Hannoveraner Ballhof.
Regie: Malte C. Lachmann
Regie: Lars-Ole Walburg
Regie: Lars-Ole Walburg
Regie: Claudia Bauer
Regie: Stefan Kaegi (Rimini Protokoll)
Regie: Olaf Arndt, Janneke Schönenbach
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