Schlechte Partie – Im Wiener Burgtheater inszeniert Alvis Hermanis in bekannter Retro-Opulenz und mit den Stars des Hauses das Drama von Alexander Ostrowski
Gierige Männer im Rock
Ein Sommernachtstraum - von Leander Haußmann am Burgtheater Wien, mit Wunderwald
Der Boden ist los
von Gabi Hift
Wien, 10. September 2017. Nach vier Tagen Aufschub (die Premiere sollte usprünglich am 6. September stattfinden) geht der Lappen doch noch hoch – und wir sehen "Pyramus und Thisbe". Leander Haußmann hat die Szene zu einem hochkomischen, tieftraurigen Juwel gemacht. Jeder kennt die Geschichte: Eine Laientheatertruppe bestehend aus reifen Herren probt im Wald ein Stück für eine Hochzeit – mit Liebe, Tod, Mond und einem Löwen. Mitten im Dialog wird Zettel, der Hauptdarsteller, von einem Waldgeist entführt, in einen Esel verwandelt und beglückt die Elfenkönigin mit seinem Eselsschlong. Am nächsten Morgen hält er's für den seltsamsten Traum seit Menschengedenken.
Liebesgeschichten und Heiratssachen - Nestroy as Nestroy can mit Georg Schmiedleitner und den All-Stars des Burgtheaters Wien
Die Falschen und die Richtigen
von Martin Pesl
Wien, 13. April 2017. Alle paar Spielzeiten muss ein Nestroy her, in jedem großen Sprechtheater in Österreich. Schließlich will man Publikum, und fürs heimische Publikum en gros sind die Possen aus der Zeit des Vormärz das Non plus ultra: weise und witzig, ohne in die Tiefe zu gehen, immer jugendfrei und mit diesem Tonfall zwischen "tiafem" Slang und poliertem Bühnendeutsch. Österreichische Schauspieler (kaum *innen), die in Nestroy-Hauptrollen glänzen, verteidigen so das Terrain gegen die Deutschen, derer es ja im Theater eh viel zu viele gebe. Die Plots, in denen gierige wie gütige Menschen ihr Lebensglück suchen, halten jedem Regiekonzept stand – zumindest will das Wiener Publikum das gewusst haben. Wehe, jemand lässt sich zu viel einfallen! Als der deutsche Regisseur David Bösch textliche Eingriffe in den "Talisman" des großen Johann Nepomuk wagte, jagte ihn der Großteil der Kritik, wie man in Wien sagt, mit einem nassen Fetzen davon.
Die Orestie – Antú Romero Nunes' soghaft körperliche Aischylos-Inszenierung am Wiener Burgtheater
Der Rechtsstaat als Zombiefilm
von Leopold Lippert
Wien, 18. März 2017. Eine amorphe Masse schiebt sich langsam an die schummrig beleuchtete Rampe des Burgtheaters. Sieben Schauspielerinnen, in fahle Stofffetzen gezwängt, blass geschminkt mit blutroten Lippen und aschblonden Haarresten (Kostüme: Victoria Behr), erzählen mit einer – soghaften – Stimme vom Trojanischen Krieg. Sieben Frauen berichten von der geopferten Tochter: Iphigenie, die von Agamemnon "wie eine Ziege" am Blutstein getötet wird, für gute Winde. In Antú Romero Nunes' Orestie ist der Erinnyenchor ein untoter Zombiehaufen, der je nach Lichteinfall gespenstisch, gar furchterregend, oder eben ganz schön trashig wirkt.
Drei sind wir - Valerie Voigt-Firon zeigt Wolfram Hölls preisgekröntes Stück über ein Jahr Leben mit einem Trisomie-Kind im Wiener Burgtheater-Vestibül
Für später, wenn du tot bist
von Leopold Lippert
Wien, 19. Februar 2017. "Trisomie heißt eins zuviel", erklärt der Arzt den Eltern, und im konkreten Fall heißt es auch: ein Jahr, das dem Neugeborenen gegeben ist. Ein Jahr Leben, nicht mehr. Das ist die melancholische Ausgangsituation in Wolfram Hölls "Drei sind wir", für das der Autor den Mülheimer Dramatikerpreis 2016 gewann. Ein Jahr vorgezogene Trauerarbeit, ein Jahr, in dem der Tod ein steter Begleiter ist. Eine herzzerreißende Mär, in der Höll versucht, die Sprachlosigkeit der Eltern in Worte zu fassen, oder in Wortschleifen zu umkreisen. Als die Eltern beschließen, das Jahr in Kanada zu verbringen, sagen sie: "Wir setzen über. Wir übersetzen ihn. Wir üben ersetzen ihn."
Regie: Barabara Frey
Regie: Árpád Schilling
Regie: Claus Peymann
Regie: Antú Romero Nunes
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