Wie autonom ist die Kunst in Zeiten von #MeToo und Sexismusdebatten? - Interview mit Schauspielerin Linda Pöppel über ihre Rolle einer Prostiuierten in "In Stanniolpapier" am Deutschen Theater Berlin
"Ich mache mich verletzlich"
Interview: Esther Slevogt
29. Juni 2018. Wie weit kann man in Zeiten von #MeToo- und Sexismus-Debatten bei der Darstellung von sexueller Gewalt auf der Bühne gehen? Darum dreht sich die Diskussion, die sich nach Sebastian Hartmanns Inszenierung In Stanniolpapier bei den Autorentheatertagen am Deutschen Theater entzündet hat. Die Inszenierung entstand auf der Basis eines Textes von Björn SC Deigner, der sich mit der Geschichte einer Frau befasst, die als Kind missbraucht wurde, später in der Prostitution landet, sich aber nicht als Opfer sieht. Während Janis El-Bira in seiner Nachtkritik faszinierende transmediale Alptraumbilder in einer Performancefolterkammer beschrieb, fanden andere Kritiker*innen, Hartmann verdrehe die Intention des Stücks in ihr Gegenteil und mache die Frau zum Objekt. Im Kommentarthread wurden Parallelen zur Metoo-Debatte gezogen, der Abend auch in der Redaktion kontrovers diskutiert. Aber wie sieht eigentlich DT-Schauspielerin Linda Pöppel die Sache, die die Figur spielt und mitgestaltet hat?
Unterwerfung - Titus Selge verfilmt Karin Beiers Houellebecq-Inszenierung für die ARD, die den Film mit einer Talkshow flankiert
Ein populistischer Hühnerhaufen
von Falk Schreiber
8. Juni 2018. Manchmal ist es gut, Gras über eine Sache wachsen zu lassen. Als im Januar 2015 Michel Houellebecqs Roman "Unterwerfung" erschien, konnte man diese Vision eines vom politischen Islam beherrschten Frankreichs als islamophobe Dystopie lesen, als feuchten (Alp-)Traum eines Rechtskonservativen, in dem der Konflikt zwischen französischem Laizismus und orientalischer Religiosität als Kampf auf Leben und Tod geschildert wurde. Und dass einen Tag nach Erscheinen des Buches in Frankreich Islamisten einen Anschlag auf die Pariser Redaktion des Satiremagazins Charlie Hebdo verübten, ließ den Autor noch ein Stück weit hellsichtiger erscheinen. Als ein Jahr später Karin Beier den Stoff am Hamburger Schauspielhaus uraufführte, war diese kulturfatalistische Deutung schon wieder überholt: Beier zeigte Houellebecqs Roman vor allem als aasige Satire auf das Duckmäusertum großstädtischer Intellektueller, mit einem beeindruckenden Edgar Selge in der Hauptrolle, der sich mit Lust an der Selbstentblößung in das Stück warf.
Interview mit dem Künstler und Choreographen Xavier Le Roy, der in Gießen die Performance-Professur antritt
Das Risiko eines anderen Zugangs
Interview: Esther Boldt
6. Juni 2018. Vögel zwitschern durch das offene Fenster, ein kurzer Schauer hat Frische gebracht. Xavier Le Roy scheint bereits angekommen zu sein in seinem Büro im Gießener Institut für Angewandte Theaterwissenschaft – das derzeit in einer alten Villa im Stadtzentrum residiert, während die Waschbetonbauten auf dem Campus saniert werden. Anfang Mai hat der französische Künstler und Choreograph hier als Nachfolger von Heiner Goebbels die Professur "mit Schwerpunkt für Praxis performative Künste" angetreten; bekannt wurde Le Roy Mitte der 1990er Jahre mit Performances, die den Körper und sein Bild fragmentierten und Wahrnehmungsgewohnheiten aufs Spiel setzten.
Der Theaterpodcast (5) - Susanne Burkhardt und Elena Philipp über die Schauspielkritik von Fabian Hinrichs und Milo Rau und über Mitarbeiterproteste in Köln und Cottbus
Service / No Service
1. Juni 2018. Mit einem Paukenschlag endete das diesjährige Berliner Theatertreffen: Fabian Hinrichs, Schauspieler und Alleinjuror des Alfred-Kerr-Darstellerpreises, rechnete in seiner Laudatio mit dem Regietheater ab. Zu viel "Servicepersonal" habe er in den Inszenierungen des Theatertreffens gesehen, kaum eigenständige Schauspiel-Künstler. Ist diese Spezies in ihrem Fortbestand bedroht? Um Hinrichs' Rede geht es in der Mai-Ausgabe von Der Theaterpodcast. Und es geht ein weiteres Mal um Machmissbrauch im Theaterbetrieb: In Köln wurden Mobbing-Vorwürfe laut, in Cottbus hat das Musiktheater-Ensemble mit seinem Protest die Absetzung der Leitungsebene erreicht.
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