Jürgen Flimm wird als Intendant der Berliner Staatsoper abgelöst
Mozart-Spezialist und Konzertmanager
Berlin, 17. Juni 2015. Jürgen Flimm, seit 2010 Intendant der Berliner Staatsoper, wird früher abgelöst als vorgesehen. Das berichteten bereits im Vorfeld der offiziellen Pressekonferenz verschiedene Medien. Nachfolger von Flimm wird Matthias Schulz, zurzeit künstlerischer und kaufmännischer Geschäftsführer des Salzburger Mozarteums. Berlins Bürgermeister und Kultursenator Michael Müller und Daniel Barenboim, Generalmusikdirektor seit 1992 mit verlängertem Vertrag bis 2022, haben die Benennung von Schulz auf einer Pressekonferenz am Mittwochmittag bekannt gegeben.
Matthias Schulz ist 1977 geboren, studierte Klavier in Salzburg und Volkswirtschaft in München und arbeitete vor seiner Berufung ans Mozarteum 2012 u.a. für die Salzburger Festspiele als Konzertreferent und Leiter der Konzertplanung – unter deren damaligem Intendanten Jürgen Flimm. Er ist gut mit Daniel Barenboim bekannt, hat u.a. Auftritte für dessen West-Eastern Divan Orchestra organisiert. Laut Tagesspiegel gilt er als "ausgewiesener Mozart-Spezialist und erfahrener Konzertmanager", wobei Oper in seiner bisherigen Biographie "weniger eine Rolle" gespielt habe. "Erstmals wird an der Staatsoper damit kein Regie- oder Dramaturgie-Intendant berufen", schreibt die Berliner Morgenpost. Dafür habe Schulz "Managerqualitäten", habe sich am Mozarteum "neue Kundenbindungs- und Fundraising" profiliert und auch inhaltlich Ungewöhnliches gewagt, öffnete die Institution für Neue Musik und ließ etwa Jazzmusiker Brahms und Schubert spielen.
Der vorzeitig scheidende Flimm hatte bekundet, noch mit der Staatsoper von der Interimsspielstätte Schiller Theater wieder ins sanierte Haus Unter den Linden ziehen zu wollen, die Intendanz danach aber abgeben zu wollen; der Umzug ist nach momentanem Planungsstand für Herbst 2017 anvisiert. Flimm seit einem Schlaganfall 2013 als "gesundheitlich angegriffen", die Stimmung im Schiller Theater sei "zuletzt angespannt" gewesen, so der Tagesspiegel, der "die Frage der Harmonie mit Daniel Barenboim" hinsichtlich der jetzigen Neubesetzung für entscheidend hält.
Laut Informationen der Welt, deren Kritiker Manuel Brug mit dem Noch-Intendanten telefoniert hat, wirkte Flimm an der Nachfolge-Entscheidung allerdings selbst mit und wählte den Kandidaten gemeinsam mit Barenboim aus einer Liste von über zwanzig möglichen Namen aus.
Spiegel Online berichtet von der Pressekonferenz, dass Matthias Schulz bereits Anfang 2016 an die Staatsoper kommen soll, um dann bis zum ersten Quartal 2018 mit Flimm zusammenzuarbeiten. Gemeinsam wollen sie den Umzug der Staatsoper vom Schiller Theater in das umgebaute Stammhaus Unter den Linden organisieren.
(Tagesspiegel / Welt / Berliner Morgenpost / ape)
2017 stehen in Berlin bereits zwei weitere Intendanzwechsel an: Der Frankfurter Schauspiel-Chef Oliver Reese löst Claus Peymann am Berliner Ensemble ab und Tate-Modern-Leiter Chris Dercon folgt auf Frank Castorf an der Volksbühne.
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