Rostocker Intendant Steffen Piontek gibt auf
Kulturpolitisch schädlich
2. August 2008. Nach jahrelangem Streit um den Etat seines Theaters hat der Generalintendant des Volkstheaters Rostock Steffen Piontek nun um die vorzeitige Auflösung seines noch bis 2012 laufenden Vertrages gebeten. Hintergrund sind die jüngsten Pläne des parteilosen Oberbürgermeisters Roland Methling, den Etat des Theaters von 7,8 Millionen Euro auf 4,8 Millionen Euro zu kürzen und die Sparten Musiktheater und Ballett zu schließen. Piontek hatte die Sparpläne als "kulturpolitisch schädlich" verurteilt.
Als Nachfolger Pionteks wurden verschiedenen Medienberichten zufolge der Rechtsanwalt, Kaufmann und langjährige CDU-Fraktionsführer Kay-Uwe Nissen als Verwaltungschef und der amerikanische Dirigent Peter Leonard als künstlerischer Leiter genannt, der von 2004 bis 2007 bereits Generalmusikdirektor am Volkstheater war, seinen Vertrag jedoch wegen Unstimmigkeiten mit Piontek nicht mehr verlängert hatte.
Sowohl Nissen als auch Leonhard haben sich allerdings für den Erhalt des Theaters als Vier-Sparten-Haus ausgesprochen. Leonhard hat dies in der gestrigen Ausgabe der Rostocker Norddeutsche Neueste Nachrichten vom 1. August sogar zur Bedingung für eine mögliche Amtsübernahme gemacht.
In der heutigen Ausgabe des Blatts weist OB Roland Methling alle Verantwortung von sich. Dass bisher kein unterschriftsreifer Vorschlag zur Entwicklung des Volkstheaters vorliege, liege an der Inkompetenz der jeweils zuständigen Bereiche der Stadtverwaltung. Eine "professionelle und substanzielle Untersuchung" solle nun bis Frühjahr 2009 aufzeigen, auf welchem Weg die Einsparungen zu erreichen seien.
(sle)
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Wenn die Stadt kein Geld hat, warum werden dann solchen Summen für die Abfindung des Intendanten gezahlt.
(Im Gespräch sind € 300.000. die Red.)
Schwer zu vergleichen, weil nur eine Sparte, aber: am Konstanzer Theater mit 5,7 Mill. Etat passiert in künstlerischer Hinsicht viel mehr. Das Theater bringt Leben in die Stadt, veranstaltet Theaternächte, Partys. In Rostock ist da kaum was los. Das liegt mit Sicherheit nicht nur am schwierigen Rostocker Publikum.
In der letzten Spielzeit feierte Rostock weniger Premieren als das Konstanzer Theater! Darunter etliche flache Produktionen wie Happy End. Junge Leute kommen wenig, abgeschreckt durch giftgrüne Leporellos und biederes Ambiente, das mit wenig Aufwand aufzuwerten wäre.
Ich hoffe, dass sich hier schnell etwas ändert und freue mich über die neue Schauspieldirektorin Anu Saari, die hoffentlich frischen Wind ans Theater bringt. Einfach wird sie es sicher nicht haben.
Ob so etwas in Rostock möglich ist, weiß ich nicht.