Schweizer Mediengruppe streicht Feuilleton
Leben als höchstes Gut
27. März 2020. Die Redaktion der Schweizer Mediengruppe Tamedia fasst mehrere Ressorts zu einem neu formierten Ressort namens "Leben" zusammen. Betroffen sind neben den Ressorts Wissen, Gesellschaft und Service auch der Kultur-Teil. Das geht aus einem Bericht des Mediums persoenlich.com hervor.
Die Redaktion Tamedia liefert den Mantelteil für die zwölf bezahlten Tages- und Sonntagszeitungen des Unternehmens, dazu gehören der Tages-Anzeiger, Der Bund und die Basler Zeitung. Die Redaktionen der einzelnen Ressorts sollen als Teams Teil der Abteilung "Leben" bleiben. Ein Personalabbau sei im Zuge der Neuordnung nicht vorgesehen, heißt es.
(persoenlich.com / miwo)
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(Mitteilung der Redaktion: Teile des Kommentars wurden gestrichen, da sie nicht der Netiquette und den Kommentarregeln von nachtkritik.de entsprachen. Bitte argumentieren Sie sachlich. Freundliche Grüsse aus der Redaktion, Esther Slevogt)
das überrascht mich. In Gesprächen mit Journalisten und während eines Panel von Medienschaffenden der Schweiz (Radio, TV und Zeitung), war die einmütige Ansicht, dass sich bspw. Zeitungen nur noch verkaufen, weil Menschen wissen wollen was in ihrem direkten Umfeld passiert. Über Weltpolitik berichten extrem viele Medien und die News gleichen sich, aber was in den Gemeinden und Städten passiert, an Politik, Gesellschaftlichen Engagement, besonderen Vorkommnissen, darüber berichtet nur die Lokalzeitung, -radio, -fernsehsender. Und ich habe den Eindruck, dass gerade JETZT alle die Regionalzeitung lesen, in einem föderalen Staat wie der Schweiz genauso wie in Deutschland. Kultur ist regional organisiert, eine zentrale Redaktion würde das nicht so abbilden können, wie verschiedene Lokalredaktionen. Diese Entwicklung von Tamedia lese ich als Zeichen gegen das Lokale, die lokale Kultur, als Vorstufe zum Stellenabbau. Aber ich lasse mich gerne eines Besseren belehren, die Zeit wird es zeigen.
Sie haben recht, Regional-Zeitungen verkaufen sich nur noch (insbesondere bei großen Ereignissen wie dieser verrückten Seuche), weil Menschen wissen wollen, was in ihrem direkten Umfeld passiert. Das wollte ich auch gar nicht bestreiten mit meinem Einwand. Mir ging‘s bei den Regional-Zeitungen um die Seiten, die „Kultur“ oder noch old-fashioned „Feuilleton“ genannt werden. Diese fristen ein trauriges Dasein. Und da bedarf es eines Umdenkens: wie kann man im Jahr 2020 Kunst- und Kultur-Themen vor Ort besser an den Leser bringen? Sicherlich nicht durch eine redaktionelle, genauer: Ressort-Trennung, wie sie landauf, landab immer noch stattfindet. Wir haben in der Tat viel zu viel Meinungsjournalismus, und viel zu wenige Fakten aus erster Hand. Warum nutzt man die Rundfunkgebühren nicht zum Aufbau eines dichten Netzes an Lokalreportern? Angesichts der weltweit angewachsenen Nachrichtenflut stehen die vergleichsweise wenigen Zentralstudios unter permanentem Zeitdruck, um mit dem Tempo der Berichterstattung im Internet halbwegs mithalten zu können. Kein Wunder, dass sich ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen häufig nur aus ebenjenem Internet informieren können statt durch eigene Recherche. Vielleicht sollte wir auch darüber nachdenken, neben dem „Öffentlich-rechtlichen Rundfunk“ auch „Öffentlich-rechtliche Zeitungen“ zu installieren. Gut finanzierte Lokalreporter und Lokal-„Kritiker“ bräuchten nicht mehr so stereotyp und oberflächlich zu klingen. Würden die öffentlich-rechtlichen Anstalten hier personell kräftig aufstocken, gewännen ihre Beiträge eine ganz andere Authentizität. Und würden sie sich dann auch noch auf die Vermittlung einer weltanschaulich nicht vorsortierten Faktizität konzentrieren, könnten sie ein Referenzmedium für alle werden, eine verlässliche Diskussionsgrundlage. Nichtsdestotrotz gehören die klassischen Kulturseiten in den kleinen Blättern abgeschafft und - neu aufgearbeitet - in die Blätter integriert. Sei es durch das Ressort LEBEN.