Sommer 14. Ein Totentanz - In der Berliner Urania inszeniert Rolf Hochhuth sich selbst
Das Theater ist verdächtig
von Dirk Pilz
Berlin, 23. August 2009. Nichts einfacher jetzt als Spott. Wie hilflos pathetisch da auf der Bühne herumgefuhrwerkt wird, wie die angeklebten Bärte beben und ordensbestückten Bäuche herausgereckt werden. Diese umständlichen Szenenumbauten, die überforderten Lichttechniker und Rolf Hochhuth als Souffleur in Reihe eins. Es wirkt alles wie eine verunglückte Schultheateraufführung. Noch nicht einmal die Blumenübergabe an die Schauspieler will gelingen – der schwerrote Vorhang schließt sich, bevor zwei Damen ihre ungelenke Lilienvergabe bewältigt haben.
Und dann dies Possenspiel im Vorfeld der Premiere von "Sommer 14", die ursprünglich im Theater am Schiffbauerdamm stattfinden sollte und über Wochen den sommerschlummrigen Theaterbetrieb mit reichlich Belustigungsstoff versorgte. Rolf Hochhuth, durch seine Ilse-Holzapfel-Stiftung Eigentümer des Theater am Schiffbauerdamm, verstritt sich mit Claus Peymann, kündigte den Vertrag mit dessen Berliner Ensemble, zog vor Gericht, unterlag, wütete gegen den Berliner Oberbürgermeister und Kultursenator Klaus Wowereit und musste am Ende in die Urania, einen Veranstaltungsort im Berliner Westen, ausweichen. Immerhin hat es Hochhuth zwischendurch geschafft, noch zum Inszenieren zu kommen – wenn man denn von Inszenieren sprechen mag.
Unter Psychose-Verdacht
Rolf Hochhuth, der Sonderling und Solitär im deutschen Theater- und Literaturbetrieb, macht es einem wahrlich nicht leicht. Es ist, als rolle er den Spottteppich mit geradezu selbstzerstörerischer Lust aus. Diese hölzern moralisierende Ästhetik seiner Stücke, und diese schulmeisterliche Wirkabsicht. Wie nahe liegend scheint es, auch diesen Abend kurzerhand mit dem wunderlichen Gebaren des Rolf H. in der Öffentlichkeit kurzzuschließen – man kommt rasch in Versuchung, den Dichter samt seines gesamten Werkes unter Psychose-Verdacht zu stellen. Es hat jedenfalls seine Gründe, dass das allgemeine Hochhuth-Bashing zu einer Art Theaterkritikerlieblingssport geworden ist.
So einfach aber ist diese Angelegenheit vielleicht doch nicht. Denn die Provokation Hochhuths ist weniger in seinem störrischen Auftreten und seiner Holzhammer-Ästhetik zu suchen, sondern in seinem unbeirrbaren Glauben an unsere Aufklärungsbedürftigkeit. Dieser Glaube speist sich aus der festen Überzeugung, dass wir allesamt blind sind, solange wir in der Geschichte, zumindest der des 20. Jahrhunderts, nach dem Guten suchen. "Geschichte ist, was jedem Volk misslang", heißt es in "Sommer 14".
Die Schuldigen haben einen Namen
Rolf Hochhuth nennt sein Stück einen "Totentanz"; es behandelt die Vorgeschichte des Ersten Weltkrieges. 1990 wurde es am Akademietheater zu Wien uraufgeführt. Glaubt man den damaligen Berichten, war es eine schreckliche Inszenierung. Jetzt hat es Hochhuth selbst auf die Bühne gehievt, und es ist wieder eine schreckliche Inszenierung geworden.
Denn Hochhuth braucht den Theaterrahmen nur, um seine These dem Publikumsvolk einzuprügeln. Sie lautet, dass dieser Krieg – wie jeder Krieg – nicht ausgebrochen ist, sondern gemacht wurde. Es gibt dafür viele Schuldige, nicht nur die deutsche Reichspolitik unter Wilhelm II. In elf Bildern treten die für Hochhuth wichtigsten auf: Winston Churchill und der deutsche Reichskanzler, Kaiser Franz Joseph und der amerikanische Waffenproduzent Henry Lewis Stimson, der deutsche Generalstabschef Helmuth von Moltke, der Giftgasentwickler Fritz Haber und die Attentäter von Sarajewo.
Das achte Bild schenkt er dem französischen Sozialisten Jean Jaurès, einem feurigen Anhänger des Pazifismus, überdeutlich das Alter Ego des Dichters. Er wird erschossen. So ordentlich sortiert ist die Hochhuth-Welt. Alles in ihr ist zweifelsfrei. Und wo bereits der Text steife Dialoge unter Scherenschnittfiguren bietet, lässt die Inszenierung unbeholfene Kostümträger auftreten – Hochhuth sucht den Bühnennaturalismus.
Sein Text spitzt immerhin polemisch zu, die Regieweise aber ebnet allen ästhetischen Mehrwert konsequent ein. Jede Szene ist auf die eine, grobe Aussage reduziert: Geschichte wird von Machthabern gemacht und von Unschuldigen erlitten. In Zwischenspielen treten Opfer als Tote auf – ihre Rampenansprachen wollen das Publikumsgewissen aufrütteln, verpuffen aber in ihrer Eindeutigkeit.
Eine Katastrophe
Dennoch, Hochhuth erteilt uns eine Lektion in Geschichtsbewusstsein. Dagegen gibt es wenig einzuwenden: An das Kriegsleid der vielen Unbekannten zu erinnern, hat seine Berechtigung nicht verloren. Doch "Sommer 14" verengt die Vorgeschichte des Krieges auf die kriegsfördernden Motive und Fakten. Hochhuth feiert mit diesem Stück einen Geschichtsfatalismus, der keinen Widerspruch duldet – das historische Geschehen wird bei ihm wider Willen zu einer Apologie der Katastrophe des Ersten Weltkrieges.
Dass es so einfach vielleicht doch nicht ist, lässt sich in Philipp Bloms im letzten Jahr erschienenen Buch Der taumelnde Kontinent nachlesen; es erzählt eine europäische Geschichte der Jahre 1900 bis 1914, die nicht nach Schuld, sondern nach kriegsermöglichenden Strukturen und Prozessen sucht. Für Hochhuth aber ist die Verantwortung und das Versagen in der Geschichte immer namhaft zu machen. Er klagt an, entsprechend glaubt er an ein politisches Theater als Anklageanstalt.
Mit diesem Glauben ist er im Gegenwartstheater derzeit sehr allein – der Inhalt ist ihm alles, die Ästhetik ist ihm nichts. Dennoch haben seine Inhalte immer erst im Gewand der Ästhetik ihre Brisanz entwickelt. Auch die in "Sommer 14" von Hochhuth versammelten Fakten sind allesamt lange bekannt, entfalten jedoch im Kontext eines Bühnenwerkes seltsam nachhaltiges Verstörungspotenzial. Seine eigene Inszenierung wiederum lässt davon kaum etwas übrig – seine Schauspieler dürfen nur Text aufsagen und Kostüme tragen, nirgends Theater spielen. Dass es allesamt arbeitslose Schauspieler sind, spielt für Hochhuths Inszenierung keine Rolle. Denn alle Ambivalenz fürchtet er, auch weil er dem Denk- und Sehvermögen des Zuschauers nichts zutraut.
Seit Einar Schleefs Inszenierung von Hochhuths "Wessis in Weimar", 1993 am Berliner Ensemble, warten seine Stücke deshalb darauf, von ihrem Inhaltismus erlöst zu werden. Wenn die Erinnerung nicht trügt, war das damals eine inhaltlich wie formal überaus verstörende Aufführung – die Hochhuth-Dramatik macht nicht per se alle Bühnenmöglichkeiten zunichte.
Hochhuth hat die Inszenierung damals entschieden abgelehnt. Auch darin ist er sich treu geblieben: Er misstraut der Vieldeutigkeit des Bühnenspiels. Das Theaterspiel ist ihm offenbar verdächtig, weil es jene Gewissheiten aufzulösen vermag, die er – paradoxerweise – in Theaterstücken verkündet.
Sommer 14. Ein Totentanz
von Rolf Hochhuth
Regie: Rolf Hochhuth, Bühne: Clemens Leander Zessack, Kostüme: Bianca Karaula, Dramaturgie: Erik Kan. Mit: Marina Erdmann, Barbara Frey, Andrea Kurmann, Christina Mudra, Caroline Ammer, Andreas Jähnert, Jan-Andreas Kemna, Jochen Könnecke, Jan Martin Müller, Oliver Nitsche, Christoph Sommer, Claus Stahnke, Veit Stiller, Otto Strecker, Paul Weismann, Rudolf Zollner.
www.urania.de
Kritikenrundschau
Für die Sendung Fazit auf Deutschlandradio Kultur (23.8.) merkt Hartmut Krug an: "Der Moralist Hochhuth kennt auch als Dramatiker immer nur eine, seine, Wahrheit." Dem Zuschauer bleibe nichts, als einverständig zu nicken und/oder betroffen zu sein." Sie ergebe sich ein "mechanistisches Behauptungstheater". Hier, in Hochhuths eigener Inszenierung, werde ein "historisierendes Kostümtheater" geboten, "das zuweilen unfreiwillig komische Züge annimmt. Pickelhauben-, Ordens- und Sauerkraut-Backenbart-Träger stehen sich gegenüber und erklären sich in aufgesagten Texten, die wie Referate klingen". "Das Holzschnitthafte der Texte und das hölzerne Spiel der Schauspieler lassen Hochhuths Inszenierung wie engagiertes Liebhabertheater wirken. Dieses ästhetisch-theatralische Trauerspiel haben der Autor und sein Thema nicht verdient."
"Als Regisseur liest Hochhuth den eigenen Text durchaus nicht unkritisch", notiert Peter Hans Göpfert (Die Welt, 25.8.): "Manche Peinsamkeit ist gestrichen." Und im Textbuch ertränken die Dialoge "in einem Wust von Erläuterungen, Zitaten, Anweisungen und bis in die Gegenwart vorausgreifenden Kommentaren des Autors". Seltsamerweise wirkten die Szenen, "von diesem Ballast befreit", auf der Bühne aber "wie ausgetrocknet": "Es wird erst recht Papier geredet. Man hört und sieht keine lebendigen Menschen." Hochhuths "moralisch-pazifistische Lektion" werde vernommen, doch "die Inszenierung reißt weder mit, noch macht sie ärgerlich".
Ulrich Seidler (Berliner Zeitung, 25.8.) erinnert daran, dass Rolf Hochhuth es war, der Claus Peymann, damals noch Direktor des Wiener Burgtheaters, folgendes Anbebot unterbreitete: "Ich biete an, ein Stück zu schreiben 'Sommer 14' anlässlich des 75. Jahrestags des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs. Wahrhaft ein dramatischer Sommer, ich würde Ihnen einen 'Reißer' liefern, an dem gemessen 'Der Stellvertreter' eher episch ist." Und während man jetzt, bei dem jüngsten "Eklat-Geplänkel" zwanzig Jahre später, noch unterstellen konnte, "dass auch der Dramatiker insgeheim ein bisschen ironisch-diebische Freude an seinem Spiel mit der Öffentlichkeit hat, muss man bei seiner Inszenierung davon ausgehen, dass er es ernst meint". Hochhuth biete dabei aber einen "gebastelten Andeutungsrealismus": "Statt zu spielen werden eigentlich unauffällige, aber doch auffallend überflüssige Verrichtungen absolviert." Man hätte sich, schreibt Seidler, Hochhuth als Geschichtslehrer gewünscht, aber, und "es ist vielleicht grausam, das zu schreiben, um Hochhuths Leistungen zu würdigen, bedarf es eigentlich nicht des Theaters".
"Er ist ja eher ein Pädagoge als ein Poet", weiß Irene Bazinger (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.8.), deshalb hafte seinem Œuvre "seit jeher etwas rührend Volkshochschulhaftes an". Auch "Sommer 14" verabreiche dem Publikum wieder eine "kolossale Lektion, diesmal zum Thema korrupte Machthaber, rücksichtslose Militaristen, geldgeile Fabrikanten und armes, erniedrigtes Volk". Dass derlei Erkenntnisse längst "Allgemeingut" sind, hindere Hochhuth aber nicht daran, sie auszubreiten. Die Botschaft lautet Bazinger zufolge: "Krieg ist Käse". Von den Zuschauern in der Urania berichtet sie, "die Leute" hätten "mehr aus Solidarität mit dem unverwüstlichen alten Kämpen als aus Begeisterung" geklatscht. Und sie hat gehört, was sie sagen: "'Hast du schon jemals eine derart schlechte Inszenierung gesehen?', fragt am Buffet eine gepflegte, fast geschockt wirkende Frau in den besten Jahren ihren Begleiter, der gequält in sein Wiener Würstchen beißt." Rabiat und undiplomatisch habe Hochhuth für dieses Inszenierungsprojekt gekämpft. "'Und nun das!', mag er sich im Geheimen eingestanden haben, frustriert von seinen Bemühungen: So gut gemeint und dann so knallhart abgestürzt."
"Hochhuth macht es einem nicht leicht", schreibt Patrick Wildermann (Der Tagesspiegel, 25.8.). Nicht mit dem "Firlefanz" der vergangenen Wochen im Vorfeld der Inszenierung und nicht mit dem Stück "Sommer 14": Es "serviert trockenen Historienschinken auf rhetorischem Graubrot". Und "wer im Ränkespiel der Großmächte nicht bereits bestens bewandert ist, an dem rauschen die elf Bilder der aktuellen Fassung von Regisseur Hochhuth vorbei wie die Preußische Eisenbahn. Der muss versuchen, sich an der unfreiwilligen Komik zu erfreuen, die in den spröden Tourneetheater-Kulissen (...) ihren Lauf nimmt. Was schwer wird." Gleich das erste Bild sei so "boulevardesk und laienhaft bierernst aufgezogen", dass man sich den Blackout wünsche. "Die Schauspieler, es lässt sich nicht beschönigen, sind durchweg überfordert mit diesem bleischweren Aufsagetheater, das ihnen nichts als steifes Pathos und Dialekte zwischen Berlinern und Wienern abverlangt, die sie nicht hinbekommen."
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So bekommt er von uns "Bonus-Sympathiepunkte", auch wenn die Darstellung und Inszenierung sicher noch verbesserungswürdig ist.
Wir denken, dass Herr Hochhuth und sein Team sich erstmal einspielen müssen...
Aber Ihre Berichterstattung ist mit scharfem Dolch und spitzer Zunge angefertigt, das ist natürlich gutes journalistisches Handwerk, Herr Pilz!
Immer heraus mit der wahrgenommenen Wahrheit!
Das tut gut.
dass Sie von Hochhuth-"Bashing" sprechen, sagt einiges über Sie aus. Jedes Schulmädchen läuft einem Trend hinterher, um "in" zu sein und von ihrer peer-group akzeptiert zu werden. Und wenn alle (oder viele) Theaterkritiker sich als Lieblingssport auf jemanden eingeschossen haben, dann kann man bequem als Mitläufer mitmobben, ohne schlechtes Gewissen, denn der Mob hat immer recht.
Das hat eine Eigendynamik: der Angegriffene oder Verschmähte wird unter den hämischen Blicken und Worten und lauten Buhrufen immer unsicherer und linkischer, bis er aus seiner Versager-Rolle gar nicht mehr herausfinden KANN. Oder würden Sie das schaffen?
Was ist eigentlich eine Psychose, Herr Pilz?
Im klinischen Wörterbuch steht bei "affektiver Psychose", dass sie durch Traumata ausgelöst werden kann. ..."als Ursache werden ein komplexes Bindungsgefüge köperlicher, seelischer und sozialer Faktoren (vgl. Vulnerabilität= Verletzlichkeit) und nachteiliger äußerer Einflüsse diskutiert".
Da kann man ruhig mal draufhauen, wenn der Typ sowieso schon länger fällig war und schon immer durch eigensinnige Starrköpfigkeit und penetrantes Fingerzeig-Moralisieren genervt hat und außerdem viel älter ist als man selber, was will der überhaupt noch beweisen.
Da können Sie und Ihre Journalistenkollegen stolz auf sich sein, sie tun genau das, was von ihnen erwartet wird!
Gruß H.
Was erwarten Sie sonst von einem Kritiker?
kann mir allerdings schon vorstellen, daß hochhuth kein - oder kein begnadeter - regisseur ist. wie denn auch: er ist autor. nach kenntnis seiner bisherigen stücke kann ich mir auch die trockenheit seiner dialoge ebenfalls gut vorstellen. dazu bräuchte es eben einen bewässernden, kreativen regiekopf, klar. - aber : ich denke, darauf kommt es auch hier gar nicht an. es kommt hochhuth darauf an, VORZUKOMMEN. sich lebendig fühlen zu dürfen. mitzumischen.
wieviele grauenhafte stücke gibt es von den sogenannten jungen autoren, die allesamt bei der preisvergabe nicht älter als 35 sein dürfen. die sogenannte autorenförderung ist doch meistens ein verkapptes jugendtheaterverherrlichungskonzept, da hat hochhut schon recht, mit seiner vehemenz, in der theaterlandschaft vorkommen und diskutiert werden zu dürfen.
wenn sommer14 an der burg unter peymann erstaufgeführt wurde, ist auch klar, warum jetzt angebliche bauarbeiten die aufführung in berlin verhindern sollten..das hat nichts mit psychose zu tun, sondern mit gerechter empörung über eine unterschwelliger lüge (peymann hätte auch sagen können: hey rolf, das stück war uninteressant und papieren damals, schreib es doch mal um!!) - nein, aber es geht ja anscheinend nicht um inhaltliche auseinandersetzungen.
genauso wie in ihrer kritik, herr pilz: daß lichttechniker an einem ort, wo sonst nicht unbedingt regelmäßig theater stattfindet, in einer kurzfristigen übernahme überfordert sind, hängt nicht mit dem inhalt des stückes zusammen. daß schauspieler angeblich sonst arbeitslos sind (jetzt aber gerade beim spielen nicht!), hängt nicht mit dem inhalt ihres momentanen spielens zusammen. was wollen sie uns damit sagen?
dies spricht doch genau unsere misere in der theaterlandschaft an: ein paar wenige, subventionierte theater und theatermacher dürfen sich der einrichtungen bedienen, andere (sogar wenn ihnen die einrichtung GEHÖRT!!!) bleiben draußen, haben keine chance, inhaltlich mitzumischen.vielleicht unter normalen bedingungen verrissen zu werden. klar... daß dies nicht mit dem geölten betrieb der subventionierten, von einem klüngel sich gegenseitig zugeschobenen betrieb vergleichbar ist, darf nicht übersehen werden.
ihre kritik,herr pilz, erscheint mir einseitig und ein wenig lieblos -- ja, vielleicht ist dies der punkt: es wird lieblos mit herrn hochhuth und der truppe umgegangen. das fehlen der liebe. allerdings scheint herr hochhuth in seinem kargen und verbitterten denken und verhalten auch die liebe zu vermissen. ist doch gar nicht so n schlechter ansatz..
man könnte aiuch liebevoll zerreissen und diskutieren..intelligent genug scheint herr hochhuth ja dafür..nähme man ihn ernst , würde er vielleicht sogar freiwillig in co-regie mit einem frischeren regisseur senioren- oder off-oder "arbeitslosen"-theater machen..wenn ich da an die ratten denke oder volker lösch, der sogar ans theatertreffen eingeladen wurde......---
vielen Dank für Ihre Anregungen und Einwände. Erlauben Sie mir aber den Hinweis, dass ich weder die überforderten Lichttechniker noch die Arbeitslosigkeit der Schauspieler in einen Zusammenhang mit dem Inhalt des Stückes setze. Ich denke, es ist deutlich genug, dass ich beides nicht gegen den Autor, sondern gegen den Regisseur Hochhuth einwende. Den Regisseur aber durch den Autor zu entschuldigen, wie Sie es vorschlagen, leuchtet mir nicht ein: Hochhuth wollte selbst inszenieren, weil er glaubt, seine Regie diene seinem Text am besten. Das glaube ich nicht. Ich habe versucht, dafür Gründe zu nennen. Sie berühren, meine ich, nicht Fragen der Liebe oder Lieblosigkeit, sondern der Ästhetik.
Der Gerechtigkeit halber noch dieser kleine Hinweis: Nicht Peymann hat "Sommer 14" 1990 uraufgeführt, sondern Robert David MacDonald.
Herzliche Grüße,
Dirk Pilz
Das hat mit Lieblosigkeit nichts zu tun, wenn Herr Pilz ihm da einfach mal den Spiegel vorhält: er ist alt, verstaubt und eingerostet. Bis er und seine Truppe wieder in die Gänge kommen, kann es dauern.
Für sowas haben wir keine Zeit, wieso sollte man ihm da noch eine Chance geben. Verkackt ist verkackt.
Die Zuschauer, die das auch noch sehenswert fanden, haben keinen Sinn für Ästhetik und intelligentes Theater.
Besonders der letzte Satz zeigt auf, dass auch Herr Pilz ein Verfechter der Gerechtigkeit ist, nichts weiter.
Er nennt die Dinge mit feinem Gespür beim Namen, und auch Giftpilze haben ihren Platz im Wald! Alles Gute, Karl
ich gehöre selber zur älteren Generation, der in dieser Gesellschaft kein angemessener Platz eingeräumt wird.
In Griechenland sitzen die ganz Alten präsent und erkennbar zur Gemeinschaft gehörend auf den Plätzen, in Cafés, sie sitzen überall am Rand, und spielen Karten, sprechen miteinander, passen auf Kinder auf, putzen Gemüse, singen oder beobachten mit faltigen Gesichtern, was so auf der Straße passiert.
Sie haben eine Ausstrahlung, sie schauen einen mit wissenden Augen an. Gut, ich neige gerade zur Verklärung. Sie können auch unfreundlich und faul sein.
In Deutschland haben wir einige Vorzeige-Alte wie Jopi Hesters (lebt er noch?), Peter Handke, und Frank Elstnser, der seit 100 Jahren TV-Shows moderiert und mit seinem Wiedererkennungswert ganze Wohnzimmerwelten aufrecht erhält.
Inge Meysel war auch ganz brauchbar.
Ansonsten droht uns Alten bestenfalls ein einsames Dahinvegetieren mit Haustier in der eigenen Wohnung oder schlimmstenfalls eine Betreuung im Seniorenheim, auch hier kann man sich eine bessere und luxoriöse Ausstattung mit viel Geld kaufen, aber am Leben teilhaben kann man nur noch mit Gleichaltrigen.
Zu recht stellen Sie die Frage:
warum eigentlich?
Diese Aussonderung der Alten ist künstlich geschaffen, und in der Geschichte der Soziologie erst mit Beginn der Moderne bekannt.
Okay, Indianer gehen zum Sterben weg, in die Berge oder den Wald, um in Ruhe zu sterben und ihren Leuten nicht zur Last zu fallen, aber bis dahin leben sie in der Dorfgemeinschaft und haben wichtige Aufgaben.
Auch Herr Hochhuth hat eine wichtige Aufgabe, denn er zeigt uns, was man auf die Beine stellen kann, obwohl man auf dem Abstellgleis verrotten sollte.
Er ist mit seinem Zug in die Urania gefahren und tritt - in welcher Form auch immer - auf.
Er hatte eigentlich Stubenarrest und ist mit einem Bettlaken aus dem Fenster im dritten Stock geklettert, um sein Stück auf die Bühne zu bringen.
Ein Lausbuben-Streich, eine gelungene Überraschung!
Wer von uns traut sich das schon?
Ich hoffe, ich konnte jetzt etwas deutlicher machen, wie ich - trotz aller Ironie @6 - darüber denke!
Alles Gute, Karl
Lieber Karl L.,
auch ich gehöre zu den Älteren, zwar noch zu den jungen Älteren, aber doch.
Ich glaube, dass Sie einerseits vollkommen Recht haben, dass man sich in seiner Jugend-Kultur sehr wohl fühlt, diese vertraut und verständlich ist. Über die bewährten - für sich selbst ausgeloteten - Formen, ob in Musik oder Text, sensibler und interessierter reagiert als wenn man erst durch ästhetisches Neuland zu den Inhalten vorstoßen muss. (Versuchen sollte es man allerdings trotzdem).
Ebenso unterstütze ich, dass man auch wirklich dafür kämpfen sollte, die Epigonen unserer Jugendkultur (ob sie jetzt Peymann oder Stein, Handke oder Hochhuth, die Beatles oder Udo Jürgens heißen) nicht verboten, verspottet, "runter gemacht" zu bekommen. Die freie Kunst- und Philosophiewahl sollte doch ein Grundwert der europäischen Kultur bleiben.
Andererseits meine ich natürlich auch, dass gerade für dieses Gedankengut der Aktionismus Hochhuths, das Negieren von Sachzwängen, Vermittlungsversuchen etc. nicht hilfreich war. Auch zielführende, seriöse Kritik bzw. Distanz sollte nicht überbewertet werden. Ein Sezessionismus stellt dann nämlich ältere Generationen in ein Eck, in das Sie, ich und viele andere nicht hinwollen.
insofern stimme ich Ihnen zu, als Herr Hochhuth sich mit seinem unkooperativen Verhalten im Vorfeld keinen Gefallen getan hat. Er hat sich, nach allem was man hört, wohl uneinsichtig und stur verhalten.
Das könnte dazu führen, dass die ältere Generation tatsächlich pauschal "in ein Eck" gestellt wird, oder sich womöglich noch selber da hinstellt, in die viele nicht wollen, wie sie schreiben.
Aber wer sagt, dass alte Leute unbedingt kompromissbereit, kooperativ und einsichtig sein sollten?
Darf es nicht sowohl junge wie auch ältere oder alte Quer- und Starrköpfe geben?
Sollte man im Alter naturgegeben weise, milde und friedlich sein?
Herr Hochhuth scheint ja aus dem verbissenen Kleinkrieg, dem Ärger, dem Streit auf irgendeine Weise Energie zu beziehen, also ist das womöglich für ihn anregend. Was für einen anderen nur peinlich, anstrengend und überflüssig wäre.
Dann kann und braucht man ihm wirklich nicht helfen...
Alles Gute, Karl
Ich bewundere Herrn H. jedenfalls nicht, und obwohl ich weiter oben sein "Lausbubenstück" rühmte, heißt das nicht, dass ich ihn auf einen Sockel stellen möchte, nein, ich gönne ihm nur seine Abenteuer und Eskapaden, auch wenn ich seinen Stil nicht mag. Jeder kann doch nach Lust und Laune herummeckern, sich mit seinen Nachbarn anlegen oder bei jeder Gelegenheit Streit wittern oder vom Zaun brechen, oder nicht?
Das heißt nicht, dass ich das per se gutheiße. Nur: wer frei davon ist, der werfe bitte das erste faule Ei!
Alles Gute, Karl
Ich würde noch hinzusetzen: solange das niemandem schadet...! Solange man niemandem Schaden zufügt, dürfte das wohl in Ordnung sein.
Alles Gute, Karl
Wer beurteilt das, wer kann das objektiv wirklich wissen, ob ich jemandem womöglich schade, oder es ihm im Endeffekt nutzt, was geschieht?
"What you don´t want ist what you need!"
Vaya con dios,
Carlos
Eine ins Abstruse führende Diskussion entspinnt sich hier, die der Sache dieses Forums nun überhaupt nicht dient, sondern eher noch die Sommerloch-Berichterstattung weiterführt und ebenso ins Boulevardeske abrutschen läßt.
Herr Pilz hat deutlich objektiv eine Kritik zum Stück und zur Inszenierung abgegeben. Ich stimme ihm in allen Punkten zu und finde den Großteil der Kommentare dazu irrelevant und - trotz des angeblichen Alters der Schreiber - kindisch.
Lassen Sie uns doch wenigstens hier beim Thema bleiben!
Es grüßt
ein Kind der Bühne
Leider oder Gott sei Dank habe ich die Vorgaben versäumt:
Was ist die exakte "Sache" dieses Forums?
Warum müssen Schreiber dieser Sache "dienen"?
Warum muss ich selbst bemüht objektiven Kritken zustimmen oder diese kommentarlos konsumieren?
Warum gelte ich gleich bei zu wider handeln als kindisch/infantil?
Mit freundlichen Grüßen aus dem sichtlich undisziplinierten (?) Wien.
und was mitunter bei den "Kindern der Bühne" los ist (siehe Hochhut/ Peymann) ,ist dann wohl nicht kindisch?
Benachteiligung alter Menschen auf der Bühne oder sonstwo, das passt durchaus zum thema! was soll daran irrelevant oder kindisch sein?
pilz kann ja mit seiner objektiven und begründeten kritik am hochhuth-stück recht haben oder nicht -
aus meiner sicht sind kinder die besseren menschen!
Dirk Pilz schreibt themenbezogen und argumentativ nachvollziehbar über die offenbar gescheiterte Inszenierung von Hochhuths Sommer 14. Sexistisch verdrehte Altmännerfantasien dagegen gehören hier wohl eher nicht hin.
Und wer sich wirklich mit Kindern auskennt, der weiss übrigens, dass Kinder mitnichten die "besseren Menschen" sind. Das ist reine Projektion und entspricht meines Erachtens dem Wunschdenken erwachsener Menschen, welche möglicherweise von der gescheiterten sozialistischen Utopie enttäuscht sind und diese in und durch ihre/n Kinder/n verwirklicht sehen wollen. Aber vergesst nicht, "Eure Kinder sind nicht eure Kinder. / Es sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht / des Lebens nach sich selbst."
karl und carlos haben wahrscheinlich einfach ihren hausgemachten senf zur kritik von pilz am hochhuth-stück dazugegeben.
rampenferkels persönliches niveau wurde durch diese albernen kommentare unterschritten, so dass er auch was zu quieken hat. cool, das schweinchen, ich mags.
mich hast du souverän ignoriert in deiner frage @20, aber immerhin war ja der spruch ´kinder sind die besseren menschen´von mir.
also versuch ichs dir in einem diskurs darzulegen.
den letzten spruch ´eure kinder sind nicht...´ von rumi oder kabir hat meine ma immer am kühlschrank hängen gehabt, ich weiss aber nicht, ob das was gebracht hat.
ist doch klar wie kloßbrühe, dass ich nicht wortwörtlich die kids damit meine, sondern eher leute, die sich das ´kind im manne´bewahrt haben!!!
hab allerdings auch festgestellt, dass das bei euch frauen wohl nicht so klappt, denn ihr seid uns männern im erwachsensein meilenweit voraus. Lol
ich hab den kleinen hosenscheisser in mir drin behalten können, und wann immer er mit mir spricht, gibt es was zu lachen. er ist sogar schon stubenrein!!!
windeln braucht er nur, wenn er zuviel bölkstoff intus hat.
das ist natürlich echt schade, jeanne, dass du das kind im mann in dir selber nicht kennst. Lol
und was brauchst du denn, was du nicht willst? wie ich sehe sind andere genauso irritiert!
"was du, in mir, dir selbst getan, wird dir
bei mir, dem, was ich ewig bin, nicht schaden."
wie findest du das? habe ich kürzlich gelesen.
Ich habe viel überlegt, ob selbst die besten Absichten, die man hat und die Sachen, die man daraufhin tut, dennoch jemandem anderen schaden.
Also ob ich selber womöglich die meiste Zeit Mist baue, und das gar nicht merke.
Weil mir die anderen aber auch nichts in der Richtung sagen, sie geben mir keine Rückmeldung, ob ich etwas "falsch" oder "daneben" gemacht habe, maldita séa!
Wie solle ich das dann wissen und merken und verstehen? Yo no comprendo !
Aber du, dulce, du sagst mir was du auf dem Herzen hast und was du denkst, das ist maravilloso und ich danke dir dafür, gracias.
Die Worte "was du, in mir, dir selbst getan, wird dir bei bei mir, dem, was ich ewig bin, nicht schaden" sind balsamico für die Seele, und geben mir paz del alma.
Heute fühl ich mich, ich denke, pienso qué idiota soy,
ich Dummkopf.
Amigos, gracias
Carlos
in diesem forum geht es um das stück von rolf hochhuth, in dem er kriegs- oder nachkriegserlebnisse verarbeitet.
es geht doch gar nicht um dich, oder frauen und männer, jeanne.
hier geht es nur darum, ob man den nötigen humor aufbringt, sich die gesammelte kritische ausgabe der kommentatoren reinzuziehen.
das ist alles nur ein gigantischer joke, hier.
meine meinung.
joe
Dementsprechend bleibt auch das naiv privatistische Gesäusel von Carlos und sugar genau dort, in der privaten Langeweile, stecken und öffnet sich nicht ins Politische. An Hochhuths Text und Inszenierung kann sich wohl kein Diskurs entzünden, weil er stattdessen "ewige Wahrheiten verkünden" will.
Trotzdem, wer, wenn nicht du, hat angefangen von "euch frauen" und "uns männern" zu schreiben (@ 21.)?
"Hey Joe I heard you shot your woman down shot her down now / hey Joe I heard you shot your old lady down shot her down to the ground" (Jimmie Hendrix)
und selbst wenn ich angefangen habe, - hab ich vielleicht auch eva aus der rippe geschnitzt? - musst du ja nicht zwangsläufig gleich auf das thema anspringen.
du bist ja sofort hochgegangen, als hätte ich dich angegriffen. dabei fand ich nur deine humorlosigkeit so öde.
und hey joe von hendrix ist ein sahnestück, aber mit dem besungenen typen, der seine frau abmurkst, bin ich weder verwandt noch verschwägert.
kann mir aber vorstellen, dass seine olle ihn wahrscheinlich tierisch genervt hat. und er sich nicht anders zu helfen wusste.
mit sommer 14 hat das hier nur noch insofern zu tun, als die leute sich hier fragen, ob der regisseur und autor-fuzzi mit seinem theater irgendjemandem freude oder neue gedankenblitze gebracht hat.
schaden hat er ja wohl nicht direkt angerichtet, wenn ich die herren karl und los richtig verstehe?
oder was ist hier sache?
joe
aber das freut mich sehr, das dir die worte paz del alma gegeben haben, jedes deiner worte ist ja auch das selbe für mich!
aber leider sehen das die amigos hier nicht so, und dafür habe ich auch größtes verständnis. deshalb werde ich mich diesbezüglich nur noch melden wenn es dringend erforderlich ist, damit wir uns nicht zu weit vom thema entfernen und so. also vorerst nicht mehr. versprochen.
carlos -mi corazon esta cerca de ti!
viele gute nacht grüße von sugar
Und zum Schluss noch einer für dich: Du bist also der, der nicht weiss, was hier Sache ist, aber trotzdem so tut, als ob er einen Plan hätte.
"You know I caught her messin' 'round with another man / Yeah, I'm goin' down to shoot my ol' lady / You know I caught her messin' 'round with another man / Huh! And that ain't too cool [...] / You know I caught my old lady messin' 'round town / And gave her the gun / And I shot her". Das wirft einerseits ein tragisches Licht auf die Liebe, andererseits und darüber hinaus müssten aber eigentlich die herrschenden Geschlechterbeziehungen hinterfragt werden, wonach die Frau im Besitz des Mannes sei und nur noch erschossen werden könne, sobald sie sich diesem entziehe. Joe handelt nach der alten, machistischen Western-Cowboymanier, nach welcher man sich seiner Frau erst im Tod wirklich sicher sein könne. Hey, keep cool man, nobody's perfect. Treat your woman like your mama, boy.
ich brauch keine mama.
joe
Und zu den Frauen, welche ihre Männer bzw. Kinder umbringen, kann ich nur das Beispiel "Medea" anführen. Innerhalb einer korrupten und patriarchalisch strukturierten Männerwelt kann eine Frau möglicherweise nicht anders, als tragisch zu handeln. Gunnar Decker schreibt dazu in "Theater der Zeit": "Angesichts der Ohnmacht des Menschen vor der Geschichte lügt jedes Wort, das Hoffnung verspricht. Allein der elementare Laut vermag hier noch zu trösten. Medea, eine geschundene Frau, von Männern geschändet, kann nur in der Rache noch Frieden finden. Ein Archetypus, dem es mit unserer kleinformatigen Art, die Dinge auf Gut und Böse abzuklopfen, kaum mehr gelingt, beizukommen." Es kommt drauf an weiterzudenken. Die Zukunft ist offen.
aber wisst ihr was leute ihr seid echt penetrant. insbesondere dieses möchtegern ugly kid. ich weiß nicht was dieser "austausch" soll. ugly kid kann seine gestellt kindisches getue auch woanders loswerden. wen interessiert denn das. und jeanne, ich weiß nicht weshalb du auf so einen mist so anspringst?!
@33 falls du es noch nicht mitbekommen hast, die sommerpause ist vorbei. ich hoffe du gehst bald mal ins theater und schreibst deinen selbstgefälligen quatsch über das, was du da gesehen hast.
und nimm dein möchtegern rampenferkel mal mit.
Die feministischen Rituale mit Hinweis auf Medea sollten überwunden sein, oder ?
Oder tatsächlich zeigt diese Debatte von der ewigen Wiederkehr des Ewiggleichen?
Mir ging es um die Medeainterpreationsgeschichte in der Dramatik als ewiges Bild der Unterdrückung der Frau. In diesem Zusammenhang würde ich nicht von Frau Mann reden, sondern nur vom Mensch.
Frauen sind inzwischen in die Täterposition aufgerückt: Siehe Thatcher oder Merkel.
Es ist nicht gesagt, wenn Frauen aufsteigen, dass sie sich von der Täter Opfer Konstellation im Geschick des Seiendes befreien. Leider gibt es auch Frauen, die Macht ausüben und benutzen, um andere zu unterdrücken. Es ist also nicht gesagt, wenn mehr Frauen aufsteigen, dass sich etwas ändert, denn u.a.
ist Frau Merkel nicht als Friedensengel bisher aufgetreten, im Gegenteil sie ist für den Einsatz in Afghanistan. Im Gefängnis Bagram in Afghanistan waren Frauen unter den folternden GI's. Ich denke, dass man nicht sagen kann, dass Frauen die besseren Wesen sind.
Die Debatte muss sich zunächst mit der Konstruktion befassen, in der sich der Mensch bewegt und dem Geschick und Möglichkeiten ausgeliefert ist. Hier könnte eine Koalition zwischen Mann Frau enstehen, aber nur, wenn man ohne Eigenstigmatisierung debattiert und den Feminismus von Dogmen befreit.
Natürlich könnte David Bowie ein geeigneter Darsteller der Medea sein. Oder eine Frau, die sich als Mann verkleidet, um den Göttern genehm zu sein.
So gesehen, wir sind im Werden. Nach dem Denken kommt das Handeln.
ich wäre weiterhin dafür sich jetzt wieder mehr zu den jeweiligen inszenierungen und kritiken zu äußern.
Auch Frau Merkel befindet sich in diesem Raum des Möglichen im Zusammenhang auf Kriegseinsätze der BW. Es kann sein, dass sie zum Ja gezwungen wird, aber das geht Obama auch so. Der US Präsident unterliegt dem Einfluss von CIA und Pentagon. Aber alle diese flirrende Linien innerhalb des Seienden, ändert nichts an der Frage, dass du dich entscheiden musst und du dich damit in eine Grauzone begibst. Es steht fest, dass sich der Afghanistan vietnamisiert. Es gibt Opfer, es gibt Täter, es gibt Handelnde, Entscheider, Mitläufer etc. Als man L. England anklagte, hätte man auch Bush anklagen müssen. Dieser oben erläuterte Zwiespalt ergibt sich für jeden von uns, sofern wir an der Gesellschaft teilhaben wollen bzw. dazu gezwungen sind. Deswegen entwickelten gewisse Gruppierungen Alternativen zur Gesellschaft, weil sie die Teilhabe als für gefährlich ansahen, hier z. B. die Hippiebewegung. Jede Teilhabe zwingt den Einzelnen zu Entscheidungen, Entscheidungen innerhalb des Möglichen. Für mich sucht Medea ihre oder eine Heimat. Sie hat nur diese Heimat Denken und Sprache. Es geht hier um Menschwerdung innerhalb der Existenz, wo wir uns in einem Konstrukt befinden, was sie Jeanne instrumentelle Vernunft und Zweckrationalität nennen, leider ist es viel mehr. Ich denke, hier geht es um einen riesigen Primärtumor, an dem wir ständig herumoperieren, aber die Metastasen sind unterwegs als giftige Geschosse.
Ihre Ausführungen klingen übrigens sehr nach Heiner Müller, bei welchem der Krebstumor immer auch als Metapher für die Zersetzung einer Gesellschaft von innen heraus gelesen werden kann - wie schnell sich abstrakte Ideologien in menschenfeindliche Bürokratien verwandeln können. Wie schnell Opfer zu Tätern werden und Täter zu Opfern.
Bloß, was meinen Sie mit "natürlich ist da alles virtuell"? Den Einbruch des Unvorhersehbaren in die symbolische Realitätskonstruktion?
Und schließlich, auch die alternative Hippiebewegung war nicht frei von Ausschließungsmechanismen. Im Nachhinein wird da vieles verklärt, aber zum Zweck der Hervorhebung des utopischen Gegenentwurfs zum globalen Finanzkapitalismus ist das auch gut so. All men are created equal.
Vor allem auch im Zusammenhang mit den Äußerungen von carlos und sugar. Brauchen, was man nicht wolle? Bitte?! Klingt mir zu sehr nach den Rolling Stones oder Pollesch' blödem Gequatsche von wegen den Kapitalismus exorzieren usw. Die Zeugen Jehovas sind schon echte Idioten, sorry. In keinem Schaden, den man anrichtet, steckt etwas Gutes (siehe sugar #30). Oder wie ist das bitte gemeint?! Hoffentlich nicht so, dass Menschen(seelen) Schaden nehmen. Das erinnert mich übrigens wieder an diesen blöden Zettel in der tik-Garderobe beim Stück "Lovely Rita": "Theater gefährdet ihre leibliche und seelische Gesundheit". Oder so ähnlich. Na, hoffentlich nur Theater. Und nicht in der Realität.
Und damit zusammenhängend, wie war das noch, Maik, du kennst doch sicher diese battle-Autoren, oder? Wie hieß noch dieser Typ, der da immer so nervig für alle sprechen wollte? Irgendwas mit Wahl (Nachname), oder?