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Berliner Grips Theater vor der Pleite?
Strukturelles Defizit
12. April 2012. Droht dem Grips Theater, der berühmten Berliner Kinder- und Jugendbühne, die Insolvenz? Das zumindest legt ein Notruf des Hauses nahe, der als Grund ein seit acht Jahren anwachsendes strukturelles Defizit benennt, das im Jahr 2012 auf einen Betrag zwischen € 150.000 und € 200.000 auflaufen werde. Das sei der Senatsverwaltung spätestens seit Herbst 2011 bekannt gewesen. Allein die jährlichen Mietkosten seien in den vergangenen acht Jahren um € 50.000 gestiegen. Aus eigener Kraft könne das Theater dieses Defizit nicht mehr ausgleichen. Doch würde bereits eine Erstattung der Mietkosten (die andere Theater, der Grips Erklärung zufolge, gar nicht tragen müssten) das Theater aus seiner Finanznot befreien.
Für einen ausgeglichenen Wirtschaftsplan 2012 müsste das Grips Theater eigenen Angaben zufolge sonst auf alle neuen Produktionen verzichten und allein die Karten-Einnahmen um € 150.000 erhöhen. "Dazu müsste es zwei Drittel seiner Schülervorstellungen streichen und durch Abendvorstellungen für Erwachsene ersetzen, womit bereits begonnen wurde, GRIPS allerdings seinen Sinn verliert," schreibt das Theater in seinem Aufruf.
Die Kosten des Theaterbetriebs seien mit denen der Erwachsenen-Theater absolut identisch, nicht aber die Einnahme-Möglichkeiten (Schüler zahlen vier bis fünf Euro Eintritt, wenn überhaupt). "Deshalb", so das Theater, "müsste GRIPS proportional höher subventioniert werden. Es passiert aber genau das Gegenteil."
Um zu überleben, braucht das Grips Theater aus seiner Sicht:
1. einen einmaligen Defizitausgleich von 65.000 Euro
2. eine dauerhafte Etaterhöhung um 185.000 Euro
3. die Ermöglichung einer Tariferhöhung. Denn als besonders perfide empfänden es die Mitarbeiter des Grips Theaters, dass ihm als einzigem der sechs staatlich subventionierten Berliner Ensemble- und Repertoire-Theater keinerlei Tariferhöhung zugebilligt werde.
(sle / Grips Theater)
Mehr zur Lage des Grips Theaters: hier.
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Zahlen nach Bernd Steets, Theateralmanach 2010/2011
GRIPS THEATER
Personal 50
Schauspieler 21 (incl. Gäste)
Musiker 7
Besucher rund 100.000 p.a.
Etat ca. 3.000.000,-
Zuschuss ca 2.500.000,-
Ihnen ist aber schon klar, dass dieser Einwand im Falle des Grips-Theaters völlig am Thema vorbei geht, oder?
da liegt ja die bornierte ahnungslosigkeit der kulturinfarkte, dass sie völlig verkennen das kleine bühnen dieses landes schon so völlig unterfinanziert sind, dass 150000 fehlende euro für die schliesung reichen.
weil haustarifvertrag, weihnachtsgeldverzicht, miniregiegagen auf hartz IV niveau längst dauerzustand sind.
der kulturinfarkt droht wirklich. weil auf dauer kunst nicht mit aufwandsentschädigung bezahlt werden kann. für kunst braucht man könner, virtuosen, phantasten.
und die brauchen eine gage die ihn wenigstens mit der des müllmanns gleichstellt.
jeder, den ich kenne, bewundert meinen job, findet theater wichtig, spannend, grossartig. aber all diese bewunderer haben am monatsende mehr geld in der tasche.
volker ludwig sagt so schön, er ertrinke förmlich in schulterklopfen und liebesbekundungen.
also macht endlich mal richtig geld locker für hart arbeitende leute, für das vergnügen und die bildung und und und ....
und hier sagt jemand mit Erfahrung in manchem großen Theater:
es gibt doch etliche Jahreseinkommen von Kaufmännischen Direktoren und Intendanten, die sich im Bereich von Frau Merkel befinden und trotz real sinkenden Subventionen gestiegen sind. (Spitzengagen bei Regisseuren ebenfalls). Und wenn die Gehaltsschere zwischen Anfängergagen (selbstverständlich auch Assistentengehälter) und der Entlohnung der Leitungsfunktionen in Kulturbetrieben, sich mit dem zu recht angeprangerten Einkommensgefälle in der Wirtschaft vergleichen lässt, so ist das durchaus bedenkenswert!! (zumal eben jene Spitzen Künstler sich gerne mit der Ungerechtigkeit der Gesellschaft auseinandersetzen). Nun wird aber das Grips-Theater nicht an diesem Gehaltsgefälle leiden; das ist mir klar!
Junge Theater, Landestheater u.ä. mit Metropolopern zu vergleichen macht, ehrlich gesagt, keinen Sinn und führt nur wieder dazu, dass mit dem Argument "der grossen" das geld denen weggenommen wird, die es nie hatten.