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Berner Intendant Marc Adam wird teilentmachtet

Intransparentes Sparprogramm

Bern, 12. Mai 2010. Wie schon vor einigen Tagen im Zürcher Tages-Anzeiger (6.5.2010) zu lesen war, wird der Intendant des Stadttheaters Bern, Marc Adam, vom Verwaltungsrat des Theaters teilentmachtet. So wird die dreiköpfige Geschäftsleitung aus Technischem Direktor (Gino Fornasa), Kaufmännischem Direktor (Anton Stocker) und Intendant (Marc Adam) Entscheidungen künftig nach dem Mehrheitsprinzip treffen. Bisher hatte Adam allein die Verfügungsgewalt. Hintergrund dieser Änderung ist ein Konflikt, über den u.a. die Berner Zeitung Der Bund (4.5.2010) berichtete. Bereits am 29.4. hatte Schauspiel-Leiter Erich Sidler seinen Rücktritt für 2011 bekannt gegeben und seinem Intendanten und Opernsparten-Leiter Marc Adam "Intransparenz" bei der Zuteilung der Gelder vorwarf. Die Schauspieler des Berner Ensembles solidarisierten sich mit ihrem Schauspielleiter und drohten vereinzelt sogar mit Streik.

Zum Eklat kam es durch eine offenbar ungerechte Verteilung von Sparlast. Das Schauspiel unter Sidler sollte 100.000 Franken einsparen, während Adams ihm zusicherte, in seiner Sparte, der Oper, seinerseits 200.000 Franken zu sparen. Wovon er später allerdings nichts mehr wissen wollte und somit der Schauspielsparte die ganze Sparlast aufbürdete. Obwohl das Schauspiel, dem Berner Bund zufolge, erfolgreicher arbeitet als die Oper und einen Publikumszuwachs verzeichnet.

Der Verwaltungsrat, das Aufsichtsgremium des Theater, gab Adams Budget den Segen und steht jetzt unter Druck. Eine nahezu identische Situation hatte sich bereits vor einem Jahr ergeben. Damals hatte Sidler Alarm geschlagen und der Verwaltungsrat eingegriffen. Er korrigierte das von Adam vorgelegte Budget und verschob 100.000 Franken von der Oper ins Schauspiel. "Hätte nach diesem Vorfall der Verwaltungsrat diesmal nicht besser hinschauen müssen?", fragt der Bund. "Was hat der Verwaltungsrat gewusst, geahnt, übersehen, unterlassen? Und was tut er jetzt, um glaubwürdig zu bleiben?"

Verwaltungsrats-Präsident Henri Huber hatte das unterlassene Einschreiten damit erklärt, dass Sidler auf der betreffenden Budgetsitzung diesmal kein Wort darüber hatte verlauten lassen, dass es zwischen ihm und Marc Adam einen "Ressourcenkonflikt" gebe. Sidler wiederum gab an, von der tatsächlich geplanten Budgetierung erst in der jüngsten Sitzung erfahren zu haben. "Erst da wurde mir klar, dass er sich nicht an sein Versprechen hält, auch in der Oper zu sparen", wird Sidler von der Zeitung zitiert.

Den Brief, den Sidler daraufhin an Adam schrieb und in dem er sich weigert, dessen Budgetmanöver länger hinzunehmen, schickte er auch an Huber. Dieser wies Adams daraufhin zwar an, "die Sache in Ordnung zu bringen", gehandelt hat der Intendant jedoch nicht. Adam wird intern schon lange kritisiert, weil er seine Aufgaben als Leiter des Theaters vernachlässige und kaum präsent sei. Marc Adam bekundete, seine Budgetentscheide nach bestem Wissen und Gewissen zu treffen. Er müsse als Intendant "im Interesse des ganzen Hauses handeln".

Im Berner Bund (12.5.2010) resümiert Brigitta Niederhauser das Amtswalten Marc Adams und beklagt, dass seine Teilentmachtung zu spät komme.

(Tages-Anzeiger / Der Bund / ape)

 

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