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Ernst Schumacher gestorben

Professor, Theaterkritiker und Brechtologe

Berlin, 8. Juni 2012. Wie die Berliner Zeitung meldet, ist der Brecht-Forscher und Theaterkritiker Ernst Schumacher am Donnerstag im Alter von 90 Jahren nach langer Krankheit zu Hause gestorben. Die Berliner Zeitung bezieht sich bei ihren Angaben auf die Witwe Renate Schumacher.

Ernst Schumacher kam am 2. September 1921 im bayrischen Urspring in einem katholisch-bäuerlichen Elternhaus zur Welt. Als Soldat marschierte er in die Sowjetunion ein, wurde nach einer schweren Verwundung ausgemustert und studierte noch während des Krieges in München. 1953 promovierte er in Leipzig bei Hans Mayer und Ernst Bloch über die frühen Stücke Brechts, mit dem er seit 1949 persönlich bekannt gewesen war.

Der Kommunist Schumacher, der 1953 als Aktivist in München verhaftet, aber nicht verurteilt worden war, zog nach dem Mauerbau in die DDR, habilitierte sich in Leipzig und lehrte von 1969 bis 1986 Theorie der darstellenden Künste an der Humboldt-Universität in (Ost-)Berlin. 1986 erhielt er den Nationalpreis der DDR, III. Klasse. Vier Jahrzehnte lang schrieb Schumacher Theaterkritiken für die Berliner Zeitung, bis 1989 das Blatt der Berliner SED. Außerdem veröffentlichte er eine Anzahl Bücher, die meisten davon über Brecht.

(Berliner Zeitung / jnm)

 

Am 2. September 2011 feierte Schumacher seinen 90. Geburtstag. nachtkitik.de gratulierte.

Kommentare  
Ernst Schumacher: Korrektur
Liebe Redaktion,

ich denke das Geburstdaum 1912 ist gemeint und nicht 2012.

(Liebe KommentatorInnen, die Sie alle diesen Fehler angemerkt habe: vielen Dank für die raschen Hinweise. Inzwischen habe ich es auch gesehen und verbessert.
jnm)
Ernst Schumacher: immer von vorgestern und immer im Recht
noch keine 50 habe ich den jetzt 90jährigen Schumacher immer bewundert. Er schien immer so von vorgestern in seiner Kritik. Und hatte immer recht. 'Auf dass ihm nun ein guter Theaterplatz da oben gegönnt sei!
Ernst Schumacher: er wird fehlen
sehr, sehr schade. ernst schumacher wird fehlen. nicht nur in der berliner zeitung, in der er schon in den letzten jahren leider immer seltener zu lesen war, sondern überhaupt.
danke für die neugierige, pointierte und gesellschaftlich relevante( brecht)brille die er uns zuschauern und lesern aufgesetzt hat.
Ernst Schumacher: mit viel Grundlage
Ich habe ab 1990 bei der Berliner Zeitung von Ernst Schumacher ebenso wie von Detlef Friedrich Entscheidendes gelernt. Dabei war gar nicht ausschlaggebend, ob ich einer Meinung mit dem einen oder dem anderen war, oder dass die beiden zumeist nicht einer Meinung waren. Es ging eben nicht darum, sich gut zu verstehen, sondern um das Verstehen an sich, um die Kriterien, die Haltung, ein Gespräch auf der Grundlage von Analyse. Das erzeugte Respekt. Und diese Form von Kommunikation über Theater war für mich, mit zwanzig, aus dem Westen kommend, damals sehr besonders und auffregend. Ich empfand das als sehr viel "freier" als alles, was ich bis dato aus der BRD kannte, als bewusster, mit viel mehr Grundlage. Tja, those days are gone... Sorry wenn das für andere, manche Ostddeutsche vielleicht, absurd klingen mag, meine Postostalgie. Für mich war es eine riesige Entdeckung. Dafür jedenfalls war und bin ich neben anderen vor allem auch Ernst Schuhmacher dankbar. Und dass er mir das Lesen der Brecht-Gedichte aufgab.
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