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Gericht beruft Suhrkamp-Geschäftsführerin Ulla Unseld-Berkéwicz ab

Droht das Ende der Brillanz?

Berlin, 10. Februar 2012. Im gerichtlichen Streit um den Suhrkamp-Verlag hat das Berliner Landgericht die Geschäftsführerin des Verlags Ulla Unseld-Berkéwicz abberufen. Das meldet Spiegel Online. Das Gericht gab damit dem Antrag des Minderheitsgesellschafters Hans Barlach statt. Das Urteil sei allerdings noch nicht rechtskräftig, sodass sich, laut Aussage von Suhrkamp-Anwalt Peter Raue, an der derzeitigen Geschäftsführung nichts ändere. Raue "gehe davon aus, dass die Verlagsspitze gegen die Entscheidung in Berufung gehen werde".

Ulla Unseld-Berkéwicz halte über eine Familienstiftung 61 Prozent der Anteile am Suhrkamp-Verlag, Hans Barlach sei mit 39 Prozent beteiligt. Für Spiegel Online kommentiert Sebastian Hammelehle die möglichen Konsequenzen des Urteils zugunsten von Barlach, der sich in seiner bisherigen verlegerischen Tätigkeit "nicht gerade den Ruf eines publizistischen Visionärs erworben" habe: "Es könnte, so steht zu befürchten, schlecht ausgehen. Mit Suhrkamp ginge der wichtigste konzernunabhängige Verlag Deutschlands verloren, der letzte größere Verlag, der sich konsequent, mit Brillanz und Hartnäckigkeit, gegen Marktschnittigkeit und Inhaltsleere sperrt, ein Verlag, für den Bücher mehr sind als Pralinenschachteln zum Umblättern."

(Spiegel online / chr)

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Kommentare  
Suhrkamp-Urteil: wäre ein Super-GAU
Das wäre allerdings eine Katastrophe allergrößten Ausmaßes - vergleichbar mit einem Untergang der Deutschen Grammophon. Es würde in die gesellschaftliche Landschaft passen, wenn der Suhrkamp Verlag untergeht, aber es wäre ein SUPERGAU in der sogenannten Kulturlandschaft, die ganz offenbar gar keine mehr sein darf - unfassbar. Der Suhrkamp Verlag hat den Deutschen wahnwitzig viel geschenkt: von Peter Weiss über Martin Walser über Peter Weiss bis Rainald Goetz und vielen anderen, von Sloterdijks "Kritik der zynischen Vernunft" bis zum "Verlag der Weltreligionen" etc. pp - eine schier unendliche Reihe von verlegerischen Großtaten. Man muß Artenschutz für Suhrkamp fordern!

Joachim Lux
Suhrkamp-Urteil: Reihe der Autoren
"von Peter Weiss über Marin Walser über Peter Weiss bis Rainald Goetz und vielen anderen,"
Ich finde, man darf auch Peter Weiss nicht unerwähnt lassen. Und neben Marin Walser ist doch auch Rober Walser bei Suhrkamp verlegt!
Suhrkamp-Urteil: ins Schwarze getroffen
Lieber Serge, ich finde es nicht witzig, dass Sie sich hier offensichtlich über Jochim Lux lustig machen! Es geht doch um den Inhalt! Und inhaltlich hat Jochim Lux doch unbestritten mal wieder ins Schwarze getroffen!
Suhrkamp-Urteil: und dann Abstimmungen
@ Joachim Lux
Genau! Demnächst lässt Suhrkamp dann über sein Verlagsprogramm ABSTIMMEN. Dann verlegen die nur noch "Shades of Grey". Und "Die Erbsenfrau".
Suhrkamp-Urteil: das Schwarze
@ inga: Ins Schwarze? Der schwarze Monolith aus Stanley Kubricks "2001"? Und wir rätselten, was der uns solle. Es hieß, es ginge um das Geistig-Sinnliche in der Kunst und zwischen den Menschen. Es ginge um den Glauben. Aber nicht als Herrschaftsinstrument.

(Sehr geehrte Inga, die Asssoziationskraft in allen Ehren, aber geht hier nicht um die konkrete Frage nach der Arbeit des Suhrkamp-Verlags? Wie ist Ihr Kommentar darauf bezogen? Mit freundlichen Grüßen, Christian Rakow / Redaktion)
Suhrkamp-Urteil: das Unwiederbringliche
Sehr geehrter Christian Rakow, na, ganz einfach und frei nach Dietmar Daths Roman "Die Abschaffung der Arten" (übrigens auch bei Suhrkamp erschienen). Bevor man die Ordnung der Langeweile, also u.a. auch das Lesen von alten (Suhrkamp-)Büchern, möglicherweise ganz abschafft, sollte man sich darüber im Klaren sein, dass das unwiederbringlich ist.

Und so kontraproduktiv die Erbstreitigkeiten in der Unseld-Familie auch waren und sind, ob die Auswahl der Suhrkamp-Literatur durch einen Holding-Gesellschafter so beibehalten werden wird wie bisher, wage ich zu bezweifeln.

(Sehr geehrte Inga, jetzt verstehe ich's besser. Mit besten Grüßen, Christian Rakow)
Suhrkamp-Urteil: Fenster der Ungenannten
Schwer nachvollziehbar, was Herrn Lux dort umtreibt.

Bei Super-Gau denke ich an Japan...nicht aber an Suhrkamp. Einige Intendanten scheinen sich zu echten Hysterikern zu entwickeln.

Ersteinmal geschieht ja gar nichts. Es wird dem Urteil widersprochen, denke ich, und die Sache liegt bei Raue in guten Händen.

Die Nennung dieser Autoren von Lux, in der Form, ist schon peinlich, und kein Anlass zu Späßen.

Man stelle sich vor, ich nannte jetzt hier unzählige Male Achternbusch. Dies wäre auch deplaziert. - Wieviele Autoren Lux nicht nennt, das scheint mir entscheidend.

Elie Wiesel viele mir ein, warum nicht; aber dann öffnet sich doch ein riesiges Fenster der Ungenannten. - Bezeichnend scheint mir das wenige Vertrauen, das Lux diesen Künstlern entgegen bringt. Sie hätten sich auch ohne suhrkamp durchsetzen können. Aber mit war es natürlich schöner. Handke, tja...man kann sie nicht alle aufzählen. Noch glaube ich keinesfalls an das Ende dieses Verlages.

Aber es brachen schon vor einigen Jahren ganz neue Zeiten an. Wenn Suhrkamp diesen zum Opfer fällt, sei´s drum. Es werden sich neue Wege finden, ohne Hysterie. Und dies ist kein Zweckoptimismus, sondern der Glaube an die Kraft von Künstlern, denen die Herren Lux wohl nur im Zusammenhang mit einer Institution vertrauen mögen.
Suhrkamp-Urteil: so sieht's aus
"die kraft von künstlern" ist die pure illusion. theater lesen texte nicht wenn sie nicht von bekannten leuten oder institutionen empfohlen werden. selbst dann oft nicht. ohne suhrkamp oder andere große verlage, die fitte und aufmerksame lektoren haben, hätten viele autoren nicht den hauch einer chance. so siehts aus.
Suhrkamp-Urteil: in eigener Villa ausgerechnet
Auf Seite Drei zeigt sich Lothar Müller in einem Abriss über die Entwicklungen im Suhrkamp-Prozess fassungslos über Peter Raue, den prominenten Anwalt der bisherigen, von diesem Posten gerade gerichtlich enthobenen Geschäftsführung: "Ulla Unseld-Berkéwicz war juristisch sehr schlecht beraten, als sie ihr legitimes Anliegen, dem Verlag einen glänzenden literarischen Salon zu verschaffen, ausgerechnet durch die Vermietung der eigenen Villa verwirklichen wollte. Denn der Konflikt mit dem Minderheitsgesellschafter Hans Barlach besteht schon seit seinem Eintritt in die Gesellschaft, und Sonderklauseln für Kultur gibt es im Gesellschaftsrecht nicht." (SZ, 12.12.2012)
Suhrkamp-Urteil: Frage der Sorgfalt
@3: Na und? Mein Posting bezog sich ja grade nicht auf den Inhalt sondern auf die Form. Und der sollte man meiner Meinung nach etwas sorgfältiger Genüge tun, wenn man Intendant eines bedeutenden Theaters ist und sich öffentlich zu Wort meldet. Und: Ja, Sie haben recht - darüber mache ich mich lustig! (So wie Sie, die Sie den Mann hartnäckig "Jochim Lux" nennen...)

(Sehr geehrter Serge, das Forum von nachtkritik.de hat den Vorzug, dass man sich hier beteiligen kann, ohne dass es gleich das Gewicht der x-fach redigierten Presseerklärung hat. Das hat Joachim Lux getan, mit doppelter Nennung von Peter Weiss (besser zu viel als zu wenig!) und einem weggerutschten "t" bei Martin Walser, so what. Das schwächt beileibe nicht seine Aussage zur Causa Suhrkamp. Mit freundlichen Grüßen, Christian Rakow/Redaktion)
Suhrkamp-Urteil: die Kraft der Künstler
@8

Wer nicht an die Kraft von Künstler glaubt und sie für pure Illusion hält, ist verloren und hat auf dem Kulturmarkt nichts zu suchen.
Suhrkamp-Urteil: Untertanengeist
Schon peinlich, solche Poster wie Serge, die ihren Untertanengeist mal so richtig fett im Verborgenen ausleben und sich offenbar groß fühlen, wenn sie aus dem Gebüsch mal auf echte Promis feuern können. Ich gratuliere zu solcher Charakterstärke!
Suhrkamp-Urteil: einmischen
Ich denke, da werden sich dann wohl noch mehr Menschen einmischen. So einfach geht so ein Verlag nicht zu Grunde.

http://www.zeit.de/kultur/literatur/2012-12/suhrkamp-verlag-enzensberger
Suhrkamp-Urteil: Wege zum Glück
@martin baucks: stimmt. verloren. mein leben hat keinen sinn, danke für die harten, aber ehrlichen und notwendigen worte.
und wer nicht an wege zum glück glaubt und telenovelas für pure illusion hält, ist verloren und hat im fernsehen nichts zu suchen.

im ernst: freuen sie sich über ihre illusionen, über ihren offenbar leichten weg und ihr glück: sie sind extrem privilegiert. ich kenne viele die es einfach nicht geschafft haben.
Suhrkamp-Urteil: Warum?
@ belsatzar: Und warum schaffen es manche nicht? Aus welchen Gründen? Was ist passiert.
Suhrkamp-Urteil: Altlasten im Elternhaus
@inga: darüber kann man viel spekulieren; vielleicht ist die spezifische kunst zu sperrig, vielleicht ist der spezifische mensch zu sperrig, vielleicht ist die zeit falsch, vielleicht der ort, vielleicht ist nicht genug von dem da was man "talent" nennt, von dem was man "disziplin" nennt, vielleicht gibts altlasten im elternhaus, vielleicht gibts nicht das notwendige finanzielle polster um die durststrecken auszuhalten... so sachen halt. ist wie so oft zum großen teil einfach eine frage von glück und pech, und manchmal ists wirklich knapp. (bei mir selber hats mit dem allerletzten versuch geklappt.)
Suhrkamp-Urteil: schön spekuliert
@ belsatzar: Schön spekuliert. Aber eines verstehe ich (immer noch) nicht so ganz: Warum sollten "Altlasten im Elternhaus" Sie am Einschlagen des künstlerischen Wegs hindern? Und vor allem, was genau verstehen Sie unter diesem Begriff der "Altlasten"?
Suhrkamp-Urteil: Baucks interessiert sich für sich
@14

Könnten sie mir bitte einmal meine extremen Privilegien näher beschreiben ? Mir muss da irgendwie etwas entgangen sein oder sie wissen mehr über mich als ich über mich selbst.
Suhrkamp-Urteil: zurück zum Thema
Kein Geld, kein Rückhalt, kein Urvertrauen, sonstige obligationen... Ist das jetzt so weit hergeholt, so absurd, dass ich das wirklich aufschreiben muss? Wir entfernen uns ziemlich weit vom Thema. Meine These: ohne einen engagierten Verlag wie suhrkamp haben es dramatiker extrem schwer.
Suhrkamp-Urteil: Geschichts-ver-gessen-heit
@19

Eine solche Hörigkeit gegenüber großen Verlagen erlebt man doch selten. - Haben sie sich schon mal mit der Geschichte des "Verlags der Autoren" auseinandergesetzt? Würde ichg dringend empfehlen. Dann sieht man auch suhrkamp aus einem etwas anderen Winkel.
Suhrkamp-Urteil: Steckel postet Werner Fritsch
Eine Zuschrift von Werner Fritsch:


Flüchtige Notiz zu Suhrkamp

Der Suhrkamp Verlag ist ja immer noch ein Kristall, Gedanken zu bündeln und zum Leuchten zu bringen, die seit Jahrzehnten die geistige Landschaft - im Sinne der Sonne als Symbol der Aufklärung - erhellen und der deutschen Kultur insgesamt wieder Geist und Gedächtnis zurückgeben...
Allein all den vorher Vertriebenen ein Asyl gegeben zu haben, all den Totgeschwiegenen, zuletzt im Jüdischen Verlag, Stimme verliehen zu haben, trotz Auschwitz das Prinzip Hoffnung wieder am Horizont zu sehen, das Prinzip Dialog versus Totschweigen, ist ein ungeheures Verdienst - jenseits allen Verdiensts.

Jenseits allen Verdienstes - und darum am verdienstvollsten - ist auch der Mut, wider den herrschenden Zeit=Ungeist, jenseits der Informationsflut die Quellen eines denk-baren interkulturellen Dialogs freizulegen: im VERLAG DER WELTRELIGIONEN.
Statt Waffen zu liefern, bringt diese Edition - einer nota bene Privat-Unternehmerin, deren kühnes Unterfangen aber einem demokratischen Staat zur Ehre gereichte - das Wasser der Mnemosyne, welches Erinnerung stiftet an das uns allen Gemeinsame und Kostbare, zum Fließen...
Wo bliebe eine verantwortungsvolle Kritik und Politik - ohne die Kraft, Brücken zu schlagen - und Feinde in einen friedlichen Dialog zu bringen...
Wo bliebe unsere Kultur - ohne ihr Gedächtnis?
Auf der Strecke - kopflos im zynischen Zirkus der Zerstreuung...

Es bleibt die Frage: Warum sehen so wenige Geister das Große dieses Verlages, warum sehen so viele Geister nur das Kleine?
Trifft das Kleine überhaupt zu?
Das Große jedenfalls trifft zu!
& ein Vergeltsgott dem Suhrkamp Verlag zuguterletzt für all die durch ihn vermittelte Welt-Literatur: ein für mehrere Lese-Leben sprudelnder Quell schöpferischer Sprache von schöpferischen Geistern, die die Welt - statt sich- bereichern...
Für all die Bücher von Autoren, die mein Leben seit fast vierzig Jahren erhellen und erhalten: Hesse Huchel Eich Weiss WalserR Celan Artmann Bernhard Broch Fleißer Horvath Faßbinder Johnson Meier Wolf Becker Beckett Joyce Proust Stein Lima Rulfo Onetti Paz Cortazar Hedayat & Elytis Seferis Ungaretti Eliot Pound Williams Saint-John Perse & Enzensbergers Museum der Poesie Valery Leiris Breton Robbe-Grillet & die Duras &&& Wittgenstein Bloch Benjamin Adorno Kracauer Marcuse Habermas Szondi Levi-Strauss Eliade Whitehead Duerr Feyerabend Foucault Deleuze Derrida et alii...
Und ein Vergeltsgott für die, die ich - durch Suhrkamp - kannte: Hrabal, Koeppen, Schleef, Müller, Brasch, Kling...
Und eines für die, die ich durch Suhrkamp kenne, manche unter ihnen Freundinnen und Freunde nenne: Achternbusch, Mayröcker, Handke, Kluge, Nooteboom, Nizon, Baselitz, Läderach, Kühn, Braun, Goetz, Winkler, Häny, Treichel, Rothmann, Schindel, Dischereit, Meinecke, Maier, Roth, Kraus, Köhler, Beyer, Neumeister, Grünbein, Egger, Ostermaier, Nußbaumeder, Erasmy, Heckmanns, Bierbichler, Poschmann, Peukert && & Steiner Sloterdijk...
Wenn ich diese Namen überfliege, werde ich wieder ruhiger:
Der Schnee fällt. Kristalle aus Stille...

Werner Fritsch (Kinopremiere von Werner Fritsch: FAUST SONNENGESANG in Anwesenheit des Regisseurs am 16.12.2012 um 19.00 Uhr im Babylon, Berlin-Mitte, Rosa Luxemburg Platz.)
Suhrkamp-Urteil: Beschwören von Größe
@21

Genau an solcher Größe ist schon manch einer zu Grunde gegangen. -

Aber in dem Konflikt geht es doch auch darum, das man Verlegerschaft nicht ererben kann. Und es geht um rote Zahlen.

Zudem haben Autoren wie Muschg Suhrkamp doch schon längst verlassen. Also mir ist dieses beschwören von Größe unangenehm und unheimlich. Und ich finde es gar nicht notwendig. Es ist doch bekannt, was dort zerschlagen werden könnte.

Größe kann auch in kleinen Teilen weiterleben.
Suhrkamp-Urteil: Link und Aufruf
Klingt irgendwie nach Rettungsroutine.

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/im-namen-der-freiheit-suhrkamp-21-11993617.html

Lasst Suhrkamp untergehen!
Suhrkamp-Urteil: lesen!
Das muss man gelesen haben.


http://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article112136929/Wie-Suhrkamp-den-Wolf-in-sich-entdeckt.html
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