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Nobel-Preisträger Imre Kertész verstorben

Gestorben, um leben zu dürfen

31. März 2016. Der ungarische Schriftsteller Imre Kertész ist nach langer Krankheit mit 86 Jahren gestorben. Das teilte sein Verlag mit, wie u.a. Spiegel Online meldet. Er gilt als einer der bedeutendsten Autoren der europäischen Nachkriegsliteratur. Für seine großenteils autobiografischen Werke erhielt Kertész im Jahr 2002 den Literatur-Nobelpreis.

Kertész wurde am 9. November 1929 in Budapest geboren. Nachdem die deutschen Truppen Ungarn besetzt hatten, wurde er im Juli 1944 in die Vernichtungslager Auschwitz, Buchenwald und Tröglitz/Rehmsdorf bei Zeitz deportiert. Seine KZ-Erfahrung wurde zum Hauptthema seines Schaffens. Sein bekanntestes Werk ist der "Roman eines Schicksallosen", in dem er seine Inhaftierung verarbeitet.

In seiner Nobelpreisrede erwähnt Kertész, dass die Häftlingsstatistik in Buchenwald "Imre Kertész" bereits als Toten aufführt, und schließt daraus für sein Schaffen: "Einmal bin ich also schon gestorben, um leben zu dürfen  und vielleicht ist dies meine wahre Geschichte. Wenn es sich so verhält, dann widme ich das aus diesem Kindertod geborene Werk den vielen Millionen Toten und allen denen, die sich heute noch dieser Toten erinnern."

Dramen spielten in Kertész' Werk keine zentrale Rolle. In den 1950er Jahren schrieb er das Stück "Csacsifogat", das nicht ins Deutsche übertragen wurde. Einige seiner Prosa-Werke wurden für die Bühne adaptiert oder sind in Textvorlagen eingegangen, etwa in Nicoleta Esinencus Clear History. Aber auch er selbst wurde zur Bühnen-Figur in Árpád Schillings A Párt.

(SPON / geka / chr)

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Kommentare  
Imre Kertész: Dankbarkeit
DANKE, Herr Kertesz, der Roman eines Schicksallosen ist für mich ein Jahrhundertroman der Erinnerung an die vielen Toten, die namenlos blieben. Gerade heute ist der Schoß aus dem das alles kroch, wieder fruchtbar. Nationalismen in unterschiedlicher Prägung machen sich breit. Erinnern und die Hoffnung auf gelernte Menschlichkeit bleiben dann, wenn der Leser ergriffen ist, wenn er Ihre Romane liest. Möge sich das, was Sie schrieben, stets aktuell in den Köpfen der Menschen spiegeln und zu humanem Handeln anregen. Das wäre sehr viel.
Die Menschen haben Ihnen viel zu danken.
Ich bin Ihnen dankbar für jedes Wort.
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