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Nachfolge für Shermin Langhoff am Berliner Ballhaus Naunynstraße

Doppelspitze

Berlin, 15. April 2012. Offenbar steht fest, wer die künstlerische Leitung des Ballhaus Naunynstraße (zu überregionalem Ruhm gelangt mit Verrücktes Blut) übernehmen wird, wenn seine Gründerin und derzeitige künstlerische Leiterin Shermin Langhoff zu den Wiener Festwochen wechselt.

In einem Interview, das der Berliner Tagesspiegel heute veröffentlicht, wird Langhoff von Stefanie Flamm gefragt: "Wagner Carvalho und Tunçay Kulaoglu übernehmen als Nachfolger die künstlerische Leitung. Wie ändert sich die Lage nach Ihrem Weggang?" und antwortet, ohne die behauptete Nachfolgeregelung zu dementieren: "Ich prophezeie nichts. Das Ballhaus ist ein erfolgreiches Theater mit großer Zuschauerbindung und einem weit über Berlin hinausreichenden Interesse – mit Gastspielen von New York bis Istanbul. Es ist ein kulturpolitischer Erfolg. Wir werden gemeinsam eine Lösung zur Fortschreibung suchen."

Bereits am 12. April meldeten die Potsdamer Neuesten Nachrichten: "Der Verein 'Kultursprünge e.V.' wird als Träger des Kreuzberger Kiez-Theaters eine Doppelspitze aus Wagner Carvalho und Tunçay Kulaoglu vorschlagen." Und wie man höre, "sollen die zuständigen Kulturpolitiker, Staatssekretär André Schmitz und Bezirksstadträtin Monika Herrmann, der Idee sehr wohlwollend gegenüberstehen".

Den brasilianischen Choreografen Wagner Carvalho kennt Berlin als Gründer und Kurator des Tanzfestivals "Move Berlim" am HAU. Am Ballhaus Naunynstraße hat er bisher fünf Mal inszeniert oder gastiert. Tunçay Kulaoglu ist Filmemacher und Dramaturg und arbeitet u.a. mit Neko Çelik und Nurkan Erpulat zusammen. Er ist dem Ballhaus Naunynstraße seit Anbeginn verbunden.

Ab 2014 haben die Wiener Festwochen Shermin Langhoff verpflichtet – in anderthalb Jahren also könnte die erkorene Doppelspitze Carvalho/Kulaoglu ihre Arbeit am Ballhaus Naunynstraße antreten; wenn es das Ballhaus dann noch gibt.

Erst im vergangenen Herbst hatte Langhoff u.a. in einem Artikel für den Tagesspiegel darauf hingewiesen, dass ihr Haus in seiner Existenz bedroht sei, nachdem zehn geförderte Teilzeitstellen weggefallen waren. Sieben dieser Stellen hätten aus der Konzeptförderung kompensiert werden können, gibt Langhoff nun im Tagesspiegel-Interview zu Protokoll. Es gehe aber momentan nach wie vor darum, "den Erhalt des Ballhauses über diese Spielzeit hinaus zu gewährleisten".

(Tagesspiegel / Potsdamer Neueste Nachrichten / sd)

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