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Luc Bondy sieht im deutschen Theater überall Trostlosigkeit
Im Vakuum
Wien, 31. Dezember 2009. Luc Bondy, Intendant der Wiener Festwochen, hat Hanns-Bruno Kammertöns und Stephan Lebert im ZEIT-Magazin ein Interview gegeben und die Chance benutzt, mit dem deutschen Gegenwartstheater abzurechnen. Bis auf wenige Ausnahmen sei das deutsche Theater "in einem furchtbaren Vakuum. Ich sehe überall Trostlosigkeit", sagte der 61-jährige Regisseur: "Es gibt eine Gruppe von Theaterleuten in Hamburg, Berlin und Frankfurt, die den Mainstream bestimmen. Was ich da sehe: viel Konservatives, viel Genormtes, wenig Fantasie." Ob er Matthias Hartmann, Intendant am Wiener Burgtheater, ebenfalls dazurechne, wollte Bondy "nicht beurteilen"
Den verstorbenen Peter Zadek vermisst Bondy "als Freund" und als "Theatermann". Zadek sei nie stehengeblieben, habe sich ständig verändert: "Seine fast rücksichtslose Art und sehr persönliche Lust, das Theater und seine Form immer wieder zu wandeln, zu erneuern, war einzigartig."
Er selbst denkt bereits an einen Abschied von der Bühne: "Manchmal spüre ich, dass meine Zeit als Regisseur allmählich zu Ende geht." Vorerst hofft er jedoch noch auf eine Zusammenarbeit mit Cate Blanchett, die ihm vor einiger Zeit in Wien ein Projekt vorgeschlagen habe. Und freut sich auf die Arbeit mit Birgit Minichmayr an der Euripides-Bearbeitung "Helena" von Peter Handke am Burgtheater.
Handke bezeichnete Bondy als "treuen Freund". Als er im vergangenen Jahr nach mehreren Operationen vier Monate nur liegen konnte, habe sich Handke als Lektor für das Roman-Manuskript Am Fenster angeboten. Und der Schriftsteller sei "wunderbar" gewesen, "der perfekte Lektor. Es war großartig, mit diesem Sprachkünstler zusammenzuarbeiten."
(dip)
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