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NRW-Finanzspritze für die kommunale Theaterlandschaft nur "Tropfen auf den heißen Stein"

"Es gibt keine Theaterkrise"

Düsseldorf/Hagen, 19. Januar 2011. Mit zusätzlich 4,5 Millionen Euro will Nordrhein-Westfalens Kulturministerin Ute Schäfer (SPD) die kommunale Theaterlandschaft unterstützen. Wie die Frankfurter Rundschau meldet, sagte Schäfer die Hilfen am Montagabend bei einem Treffen mit den Oberbürgermeistern und Kulturdezernenten der 21 nordrhein-westfälischen Städte mit eigenen Theatern und Orchestern zu. Wie das zusätzliche Geld verwendet wird, soll auf einer regelmäßig stattfindenden Theaterkonferenz von Vertretern des Ministeriums und der Kommunen mit den Intendanten entschieden werden.

Das sei allerdings nur ein "Tropfen auf den heißen Stein", kritisierten die NRW-Intendanten am Dienstag, wie die Emsdettener Volkszeitung berichtet. Ursprünglich hatten die Kulturdezernenten das Land aufgefordert, sich mit 20 Prozent an der Finanzierung der NRW-Theater zu beteiligen. Das wären 63 Millionen Euro (inkl. Orchester) gewesen.

Dass die einmalige Finanzspritze keine strukturellen Probleme löst, zeigt das Beispiel Hagen: Dort wurde eine Entscheidung darüber, in welcher Form es mit der Hagener Bühne weiter gehen und wie das Haus künftig (finanziell) ausgestattet sein soll, stets von der Positionierung des Landes abhängig gemacht. Die steht nun fest, schreibt das Online-Portal Der Westen: "Wir werden in Hagen jetzt zunächst die ohnehin anstehenden Themen wie die Findung einer neuen Rechtsform sowie das Ausloten von Kooperationen und sonstigen Synergien angehen“, beschreibt der Beigeordnete Herbert Bleicher das weitere Vorgehen. "Natürlich werden wir auch im kritischen Dialog mit dem Land bleiben."

Derzeit werden die kommunalen Theater vom Land mit rund zehn Millionen Euro unterstützt.
Auf der geplanten Theaterkonferenz des Landes soll neben Finanzierungsfragen auch über die Struktur der Theaterlandschaft und mögliche Kooperationen zwischen einzelnen Spielstätten beraten werden. Erste Vorschläge sollen im Herbst vorliegen. Schäfer, die sich Anfang der kommenden Woche auch noch mit Theaterintendanten treffen will, betonte: "Es gibt keine Theaterkrise. Es handelt sich um eine Krise der Kommunalfinanzen."

(FR / Emsdettener Volkszeitung / Der Westen / geka)

 

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Kommentare  
Mehr Geld für NRW-Theater: blöde Frage
Nachdem gestern das Gericht den Rot-Grünen-Haushalt in Nordrhein-Westfalen gestoppt hat, ist eh fraglich, ob es diese 4,5 Mios überhaupt noch gibt. Aber auch wenn, für was soll denn genau das Geld verwendet werden? für den vierten stellvertretende Oberchefstellwerker in der Technik?
Mehr Geld für NRW-Theater: Verantwortung für die westdeutsche Kulturlandschaft
in der tat eine sehr blöde frage. hier hat jemand den schuss nicht gehört! für viele nrw-theater geht es ums überleben - angesichts dieser situation ist ein solcher beitrag sehr unangemessen. die landesregierung nimmt ihre verantwortung für die westdeutsche kulturlandschaft im jahr 1 nach dem kulturhauptstadtjahr nicht wahr. der kollaps ist nur noch eine frage der zeit.
Mehr Geld für NRW-Theater: Man möchte verstehen
"Arrogante Dummheit", mit solchen und anderen Titeln belegt die Opposition die Lage der NRW Regierung. Ähnliches möchte man den beiden Kommentatoren entgegenrufen. Aber wozu ? Dies Art von gegenseitiger Beschimpfung ist doch nun vergeblich. Die Lage ist so außergewöhnlich. Man möchte zunächst nur eines: Verstehen.

Verstehen, was ist da eigentlich los. Die Zeitungen verraten einem auch nicht allzuviel. Welche unmittelbaren Folgen hat so ein verfassungsrechtlicher Bescheid ? Man weiß es im Moment als Bürger nicht. Und würde aber allzugern besser informiert sein.

In jedem Fall kann es für alle Einrichtungen denen es jetzt schon schlecht geht nichts Gutes heißen. Eine Krise läuft allmählich immer deutlicher seinen Endpunkten entgegen. Wenn es doch nur endlich schon soweit wäre, dass sie ihr wahres Gesicht zeigte. Diese verschleierten Verhältnisse sind unerträglich. Und die Theater haben wie so häufig eigentlich auch nichts hierbei zu vermelden.

Ein wahrhaftes Trauerspiel.
Mehr Geld für NRW-Theater: das Unangemessene verschwinden lassen
Warum „blöde Frage“? Nun die Kürzungen an der Theaterförderung in NRW würden mit Sicherheit zu einer Menge Applaus führen. Das muss doch dann gutes Theater sein, so richtig krasse Kultur…Kunst kann vielleicht das Unangemessene verschwinden lassen...
Mehr Geld für NRW-Theater: jenseits der polarisierenden Politskala
@4.

In erster Linie handelt es sich ja wohl um einen politischen Richtungsstreit. Sparen steht für "konservativ" und "weiter Geld ausgeben" für links. Dümmer geht es zwar kaum, aber so primitiv sieht der Dauerkampfmodus wohl für die nähere Zukunft aus. Ein Tor, wer sich in dieser simplen polarisierenden Skala freiwillig positionieren möchte.

Darüberhinaus geht es darum einen günstigen Zeitpunkt für Neuwahlen zu erzwingen. Günstig für wen ? Die FDP dürfte momentan in NRW dabei wohl um ihre Exsistenz kämpfen müssen. Es heißt, die Sozialdemokraten könnten aktuell auf eine satte Mehrheit hoffen, weshalb die CDU sich noch zurückhält.

Wahrscheinlich ist, dass die Verfassungsrichter sich noch am seriösesten verhalten, und von daher dürfte man wohl an ihrem Votum das Ausmaß der Krise einzig ermessen können.

Und da die einen Kreditstopp andeuten, dürfte dieser sich wohl auf die disponablen Größen im Haushalt, sprich Kultur und Soziales negativ auswirken. Zwar sagt man, es handele sich nicht um eine Theaterkrise, sondern um eine Krise der kommunalen Haushalte, mittlerweile wohl auch eine Krise des Landeshaushaltes, aber wenn die Theater die Krise, welche sie das Leben kosten könnte nicht künstlerisch verarbeiten können, darf man getrost auch von einer Theaterkrise sprechen.

Sich hinstellen und sagen, wenn das Geld weiter fließen würde, würden wir auch weiter gute Kunst machen, bedeutet ungefähr soviel, wie zu sagen, wenn das Öl ewig fließen würde, bräuchte man den Benzinmotor nicht modifizieren oder abzuschaffen.
Mehr Geld für NRW-Theater: Kunst durch Geld?
@123

Sind Sie sicher, dass allein durch Geld Kunst entstehen kann?
Ich wage zu bezweifeln, dass dies nur ein politischer Richtungsstreit sein soll. Vielmehr ist doch die Haushaltslage der Kommunen desaströs, egal in welche Richtung Sie laufen. Und darunter leiden schließlich nicht nur die Theater.
Mehr Geld für NRW-Theater: Geldflüsse zum Gegenstand machen
@ noiseuse.

Sie haben recht, ich glaube in der Tat nicht, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen guter Kunst und dem staatlichen Geldfluss gibt. Zwar schließt das Eine das Andere nicht aus, aber der staatliche Geldfluss kann auch negative Einflüsse, ja geradezu hinderliche implizieren. Dies im erhöhten Maße, falls die Kunst ihre Geldflüsse nicht zu ihrem ureigensten Gegenstand macht und kritisch untersucht.
Mehr Geld für NRW-Theater: Probleme, die nix mit Geld zu tun haben
@ 123 und @ noiseuse - da trifft man sich doch wieder bei der "BLÖDEN FRAGE"! Es gibt in der Tat keinen "direkten Zusammenhang zwischen guter Theater-Kunst und dem staatlichen Geldfluss". Das Problem in NRW ist ein anderes. In das STADTTHEATER in seiner real existierenden Form zwischen Münster und Dortmund, Bielefeld und Essen geht vor allem die bürgerliche Mittelschicht der jeweiligen Stadt. Eine Schicht mit einem spezifischen Selbstbewusstsein, gewachsen und verankert in der jeweiligen Region. Beliebt ist alles, was man schon kennt, was lustig ist. Und diese Theater haben jetzt (nicht nur weil die Kommunen klamm sind) ein fettes Problem. Und dieses wird größer. Denn diese Theater scheinen für die Bevölkerung nicht mehr relevant zu sein. Das Publikum veraltert stark und die jungen Menschen gehen nicht hin. Diese kleineren Stadttheater stehen vor den großen Problemen der Abwanderung in die Metropolen, der Überalterung der Gesellschaft und dem Verschwinden der nachwachsenden Jugend in anderen Medien wie Video, Computer etc. Das hat alles nix mit Geld zu tun!
Mehr Geld für NRW-Theater: Welches Theater brauchen wir?
Ich würde sogar noch weiter gehen als p.z.: Ich sehe in NRW eine hohe Ansammlung von mittelmässigen Stadttheatern, die sehr viel Geld kosten, aber oft nur mässig interessante Kunst zeigen (das ist natürlich subjektiv, aber ein Indikator ist, dass die Stadttheater aus NRW in den letzten 20 Jahren international kaum Beachtung gefunden haben). Daneben gibt es nur sehr wenig Geld für andere Produktions- und Präsentationsformen, ein Kampnagel oder ein TAT oder eine Gessnerallee sucht man in NRW vergebens, die wenigen Häuser in dieser Richtung sind gnadenlos unterfinanziert. Die Frage in den einzelnen Städten sollte nicht heissen "Brauchen wir ein Theater?" sondern "Welches Theater brauchen wir?".
Mehr Geld für NRW-Theater: dafür braucht's Autoren
@9

Wir brauchen Theater, die das Verhältniss zwischen den Subventionen und der Kunst zum Gegenstand ihrer künstlerischen Arbeit machen. Theater, die sich aus der bisherigen Subventionsabhängigkeit lösen und selber neue Zuteilungsstrukturen entwerfen und für ihre Durchsetzung kämpfen. Theater, die durchlässig sind für alle Bevölkerungsschichten. Theater, die ein künstlerisches und kulturelles Selbstbewußtsein für alle sozialen Schichten erreichen wollen. Theater, die hierfür entsprechende Künstler und ihre Kunst fördern. Und hierfür braucht es gerade in NRW Autoren.
Mehr Geld für NRW-Theater: Theater als subventionierte Opposition
@456 - Stimmt! "welches Theater brauchen wir?" ist die richtige Frage! In der neuen THEATER DER ZEIT (Jan.) ist ein gutes Interview mit Roberto Ciulli, dem Chef des Mülheimer "Theater an der Ruhr". Da sagt Ciulli: "Der Druck der Ökonomisierung und der Effizienzsteigerung hat enorm zugenommen. In den achtziger Jahren wurde das Denken über Kultur noch nicht von wirtschaftlichen Überlegungnen dominiert. Heute heißt es: 'Wenn die Ökonomie stimmt, dann stimmt alles!' Früher war es möglich zu sagen: 'Theater ist subventionierte Opposition.' Wer kann sich heute leisten, so etwas zu sagen?" Und weiter zum Thema Personalstruktur: "Derjenige, der den Stuhl gebaut hat, bringt ihn bei uns auch auf die Bühne." Denn: "Meine Utopie vom Theater ist, dass alle an einem Theater engagierten Mitarbeiter Teil des künstlerischen Prozesses sind." Das geht gut in dem kleinen "Theater an der Ruhr". Doch der klassische und oft sehr unbewegliche Theaterapparat, und darüber sprechen wir, verliert an Relevanz.
Mehr Geld für NRW-Theater: innovative Modelle
Meiner Meinung nach könnte gerade hier das Land NRW eine wichtige Rolle spielen: Die Stadttheater werden in NRW traditionnel durch die Städte finanziert, im Gegensatz zu anderen Bundesländern sind die Kulturausgaben des Landes eher begrenzt (140 Mio €, glaube ich). Daher sollte das Land jetzt nicht Löcher stopfen, sondern innovative Modelle fördern, die von den Bedürfnissen der Künstler ausgehen, und nicht von denen eines viel zu schweren Apparats.
Mehr Geld für NRW-Theater: Neues Bewusstsein für ALLE
@ 123: Es kommt nicht nur auf die Autoren drauf an. Ebenso wichtig scheint mir das soziale Verantwortungsbewusstsein der Politiker und (Stadt-)Theaterintendanten zu sein, welche teilweise in eben solchen alternativen (Theater-)Strukturen begonnen haben, wie sie Ciulli beschreibt. Es geht um eine Erneuerung des Bewusstseins für den das Theater umgebenden öffentlichen (Stadt-)Raum bzw. für ALLE Bürger einer Stadt. Umgekehrt kommt es aber auch auf JEDEN EINZELNEN dieser Bürger drauf an. JEDER kann sich die vermeintlich "bildungsbürgerlichen" Stoffe aneignen und in Bezug auf die eigene Situation "umschreiben". Das heisst, es liegt nicht unbedingt allein am Apparat. Vielmehr müssen beide Seiten sich öffnen und (wieder) mehr aufeinander zugehen, um mit- und voneinander zu lernen.
Mehr Geld für NRW-Theater: strukturelle Probleme
Zusatz zu 13.: Und ALLE heisst politische GEMEINSCHAFT. Um eine Individualisierung struktureller Probleme sollte es hier nicht gehen.
Mehr Geld für NRW-Theater: Jede Schicht braucht eigene Künstler
@ 13

Das Umschreiben der bildungsbürgerlichen Stoffen auf andere Konflikte und Schichten hat letztendlich versagt, denn es bedeutet insgeheim eine ewige Abhängigkeit zu den Stoffen und auch ein Rückfall in die Ästhetik oder abgeleitete Ästhetik der selben.

Politiker und Intendanten interessieren mich nicht mehr. Ich finde es einfach zu peinlich sich bei Politikern und Intendanten bewerben zu müssen, um Kunst produzieren zu "dürfen".

Jede einzelne Schicht braucht ihre eigenen Künstler, um zu einem emanzipierten kulturellen Selbstbewußtsein vordringen zu können. Die Autoren stehen für mich da an erster Stelle und der Apparat hat auf sie zuzugehen.

Cuilli, vor langer Zeit ein Vorbild, ist eigentlich Teil des Problems, denn es gibt nur ihn, alles dreht sich letztendlich seit Jahrzehnten um ihn. Ein um ein Ego sich drehender Apparat interessiert mich nicht.

Und der Apparat ist ab dem Moment kein Problem mehr, wo er absolut durchlässig ist. Dem steht aber zur Zeit zu vieles entgegen, in der Hauptsache aber die kuratierenden Intendanten und Dramaturgen, deren Auswahl sich an ihrem Selbsterhalt orientiert. Subventionierte Opposition war in ihrem Kern nie glaubwürdig und hat sich in sich selber aufgelöst.

Freier Zugang zu den Subventionen für alle Künstler wäre ein erster Ansatz....
Mehr Geld für NRW-Theater: keine "höhere Bildung" für "untere Schichten"?
@ 123: Okay. Und kommen Sie mit dieser Abwehr- bzw. Anspruchshaltung weiter? Für mich persönlich geht es nur gemeinsam bzw. im Austausch zwischen "großen Häusern" und freier Szene, was ja auch in vielen Fällen bereits passiert. Oder nehmen Sie das gar nicht mehr wahr, weil es nicht in ihr spaltendes "Weltbild" passt? Ich dachte mal, es ginge um Solidarität. In diesem Sinne sollten sich beide Seiten mehr für Experimente öffnen.
Ausserdem, mal ganz allgemein gefragt: Wem nützt Ihre These der schichtspezifischen Bildung? Ist es nicht problematisch, den "unteren Schichten" einen Zugang zu bzw. ein Verständnis "höherer Bildung" pauschal abzusprechen?
Mehr Geld für NRW-Theater: Wieso spaltend?
@ El. Sorry, ich schaff es nicht Ihre Vorwürfe auf mich zu beziehen, kann von daher Ihre Fragen nicht beantworten. Spaltendes Weltbild ?! Keine Ahnung was Sie damit meinen.
Mehr Geld für NRW-Theater: Apparate werden schlanker
@El-friede. Es geht nur gemeinsam, bzw. im Austausch. Die Apparate werden schlanker. Interessant in diesem Zusammenhang ein Video-Bericht aus Dresden über die "Landestheater Sachsen". Man achte hier auf die Sprache des Verwaltungsdirektors: http://www.dresdeneins.tv/nachrichten/Landesbuehnen_Sachsen_2013-701.html
Mehr Geld für NRW-Theater: eingespielt uninteressant
@ p.z.

Ich betrachte bei dem Bericht in der Hauptsache die eingespielten Bühnenereignisse, die mich alle durch die Bank nicht interessieren. Und ich schmunzeln, weil es sich um die Bühne handelt, an der ich als Erste nach der Wende im Osten arbeitete. Intendant wie Ästhetik haben sich in der ganzen Zeit nicht geändert. Ein an einem Konsenspublikum interessierter Apparat mit einem außerordentlich symphatischen Intendanten, mit dem ich trotzdem wenig gemeinsam habe. Schade, dass er mich nie mehr zu der angestrebten Faßbinder Arbeit einlud. Aber was soll´s. Wahrscheinlich zu harter Stoff für eine solche Bühne.
Mehr Geld für NRW-Theater: alle Schichten fürs Theater interessieren
@ 123: Nun ja, ist es nicht pauschal spaltend, wenn Sie sagen, dass Politiker und Intendanten (für Sie offenbar alles durch die Bank weg Repräsentanten allein der bürgerlichen Mittelschichten) Sie nicht mehr interessieren? Ganz so pessimistisch wäre ich nicht. Vielmehr gilt: Wer nicht alle Schichten - und da vor allem auch die nachwachsende Generation - nicht mehr für das Theater interessieren kann und will, wer nicht auch die Theater-Bildung als Investition in die gesellschaftliche Zukunft betrachtet, der schneidet sich am Ende ins eigene Fleisch.
Mehr Geld für NRW-Theater: Landes- anders als Stadttheater
@123 - schöne Geschichte. Dann sind Ihnen ja die Strukturen sehr gut bekannt. Ein Landestheater, das reist und sich zu verkaufen hat, funktioniert allerdings anders als ein Stadt- oder auch Metropolentheater. Hier in unserem Fall geht es um die wackligen Stadttheater.
Mehr Geld für NRW-THeater: Definitionsfrage
@El.

Ach, ich bin ganz optimistisch, dass die Intendanten mit dem politischen Nachwendesystem und ihren Politikern, die sie erst hochspülten auch wieder untergehen werden.

@p.z.

Es muss zwanzig Jahre her sein, da stand ich in Meißen vor einem kleinen Theater, so ein "Abstecherort", und ich dachte nur so bei mir, warum sollte hier nicht absolut innovatives Theater gezeigt werden. Landestheater !? Auch nur eine Definitionsfrage.
Mehr Geld für NRW-Theater: mehr als Strukturdebatten
nein, hier geht es auch um die förderung der landestheater und der sog. "freien" szene! der versuch, eine frontstellung zwischen den "flexiblen kreativen freien" und den "starren strukturen" herzustellen, führt zu nichts. das sind die argumente von vorgestern: die "freien" sind ohne die stadttheater heute gar nicht überlebensfähig - und umgekehrt! verstehen sie bitte, dass es um mehr geht, als strukturdebatten. hier geht es darum, ob in zukunft eine ganze region kulturell ausgeblutet wird. und ob dagen etwas unternommen werden kann.
Mehr Geld für NRW: einer politischen Kultur angedient
@ Liebe Sabine, falls Sie mich mit dem "Nein" meinten, ich weiß es nicht so genau, aber ich denke, dass auch an Landesbühnen vieles an Geschmack "bedient" werden kann, es muss nicht diese strenge Auslegung eines Konsensgeschmackes sein, wie man es in Radebeul betreibt.

Und natürlich geht es nicht nur um eine Strukturdebatte, aber eben auch, wenn es die Struktur ist, die einen, neben der kommunalen Finanzkrise, ebenfalls mit auffrißt.

Aber richtig tragisch ist doch, dass die Theater sich so sehr einer politischen Kultur angedient haben, dass sie nun drohen bar jeder Souveränität mit ihr unterzugehen.
Mehr Geld für NRW: welches Theater wurde denn dicht gemacht?
@123 - vor zwanzig Jahren, 1991! Wow - welche eine Zeit. Zwei Jahre nach 1989. Tja - da wäre wohl alles möglich gewesen. In jedem Kaff im Osten. Tempus fugit. Trotzdem schön, mal wieder in Erinnerungen spazieren zu gehen.

@sabine - welches Theater in NRW ist denn dicht gemacht worden? Arbeiten doch alle noch.
Mehr Geld für NRW: Auffassung von Stadt
Warum sich die "bildungsbürgerlichen Stoffe" überhaupt aneignen? Was heißt "kulturell ausbluten" eigentlich im Ruhrgebiet? Gerade im Kulturhauptstadtjahr ging es ja eigentlich nicht um das Bildungsbürgertum und deren Auffassung von Stadt, sondern vielmehr um die Veränderungen alter Industriestädte. Anstatt also ewig die Leute zu belehren, sollten Sie dann schon mal diese Kultur als gleichberechtigt ansehen. (Aber das wird mancher hier wahrscheinlich schwer fallen...)
Mehr Geld für NRW-Theater: Bilden kann sich jeder
@ noiseuse: Der Begriff "bildungsbürgerlich" ist mit Vorurteilen behaftet. Aber: Jeder ist ein Bürger dieser Gesellschaft. Und jeder kann sich Bildung aneignen, um gesellschaftliche Macht (Wissen ist Macht im positiven Sinne) zu erlangen. Es geht dabei eben gerade nicht um "Belehrung", sondern darum, dass jeder sich von sich aus mit den vermeintlich bloß den bürgerlichen Mittelschichten vorbehaltenen Stoffen auseinandersetzen kann. Jeder kann denken. Oder etwa nicht? In den 70ern gab es zu diesem Zweck sogenannte "Arbeiterbildungsvereine". Es geht um die Bewusstseins-Bildung, um sich aus der abhängigen und entfremdeten Lage des klassischen Arbeiters (und/oder der heutigen Äquivalente, Stichwort: Dienstleistungsgesellschaft) befreien zu können.
Mehr Geld für NRW-Theater: nur der klassische Arbeiter?
@El-friede

Und Sie meinen also, dass nur der klassische Arbeiter sich in einer abhängigen und entfremdeten Lage befindet? Und dass jeder denken kann ist wohl wahr, alles andere ist dann eh der Hirntod, aber warum ist das Nachdenken an die Stoffe der bürgerlichen Mittelschicht gebunden?
Mehr Geld für NRW-Theater: gegen die Denkmuster
@ noiseuse: Haben Sie den Zusatz in der Klammer nicht gelesen? Der moderne Dienstleister kann natürlich ebenfalls unter Entfremdung leiden. Und ebenso Menschen, welche sich unter der Maske der "Selbstverwirklichung" (siehe Castingshows usw.) von der medialen Maschinerie zum kurzfistig hochkatapultierten Star verwursten lassen.
Kehren Sie Ihr Denken doch mal gegen Ihre eigenen Denkmuster. Sie wenden sich von manchen literarischen Stoffen also ab, weil Sie diese als der bürgerlichen Mittelschicht zugehörig wahrnehmen. Stimmt denn das? Könnten Sie sich diese Stoffe nicht auch aneignen, um sie aus Ihrer Perspektive neu zu lesen und in eine andere Form zu bringen? Beispiel: Ist Hamlets "Sein oder Nicht-Sein"-Monolog tatsächlich nur idealistisch oder nicht ebenso gut materialistisch zu lesen? Okay, vielleicht passt Büchner hier doch besser, aber ist Büchner nicht mittlerweile auch ein "klassischer Stoff" geworden? Zitat:
"Gegen das Schweigen der Natur / stelle ich eine Tätigkeit / In der großen Gleichgültigkeit / erfinde ich einen Sinn / Anstatt reglos zuzusehn / greife ich ein / und ernenne gewisse Dinge für falsch / und arbeite daran sie zu verändern und zu verbessern / Es kommt drauf an / sich am eigenen Haar in die Höhe zu ziehn / sich selbst von innen nach aussen zu stülpen / und alles mit neuen Augen zu sehn"
Sie schreiben sich immer in einen Geschichtszusammenhang ein, wonach die Tradition Ihr Geworden-Sein geprägt hat, während der zeitgenössische Künstler die Wahrnehmung der nachfolgenden Generation prägt.
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