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Rolf Michaelis gestorben

Kritische Kapazität

5. April 2013. Wie unter anderen die Frankfurter Allgemeine Zeitung meldet, ist heute der Journalist Rolf Michaelis im Alter von 79 Jahren gestorben.

Michaelis wurde 1933 in Schwäbisch Hall geboren; seit Ende der fünfziger Jahre arbeitete er unter dem einflussreichen Feuilletonchef und Theaterkritiker Siegfried Melchinger im damals sehr angesehenen Feuilleton der Stuttgarter Zeitung (unter seinen Kollegen war auch Hellmuth Karasek). 1964 wechselte er als Literaturkritiker zur Frankfurter Allgemeinen Zeitung und 1973 zur Wochenzeitung Die Zeit nach Hamburg.

Michaelis saß viele Jahre lang in der Jury des Berliner Theatertreffens und war Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland.

(FAZ / jnm)

Kommentare  
Rolf Michaelis: Fairness der Argumentation
Dass Rolf Michaelis tot ist, macht mich wirklich traurig. Ich kannte ihn nicht persönlich (nur einmal hatte ich Briefkontakt mit ihm), aber aus seinen Texten konnte ich das Gefühl gewinnen, ihn doch ein wenig zu kennen. Was ich ungemein an ihm geschätzt habe, war die Fairness seiner Argumentation. Ich habe dies vor allem an der Art erfahren, wie er das Theater Einar Schleefs kritisch begleitet hat. Auch als Michaelis - ebenso wie alle Anderen - die ersten Produktionen Schleefs verriss, vermochte er die Dinge genau zu beschreiben und einzuordnen; er war nicht einfach hämisch, sondern er versuchte zu verstehen. Und schon früh schimmert bei ihm eine Faszination für dieses Theater durch, die er vielleicht anfangs noch nicht zulassen konnte, für die er aber schon Worte fand. Viele Jahre später hat er als Vorsitzender der Rudolf-Alexander-Schröder-Stiftung die Laudatio auf Einar Schleef gehalten, als dieser den Bremer Literaturpreis erhielt. Diese Rede ist ein Zeugnis, wie große Offenheit einen Kritiker auch dazu führen kann, seine Positionen zu revidieren. Mich hat das damals sehr bewegt. Danke, Rolf Michaelis! Zumindest ich werde Ihre Texte immer wieder lesen.
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