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Schriftsteller Erich Loest ist tot

Chronist der DDR-Diktatur

13. September 2013. Der Schriftsteller Erich Loest ist im Alter von 87 Jahren verstorben. Wie u.a. Spiegel online meldet, sei Loest am frühen Abend des 12. September 2013 aus dem zweiten Stock der Leipziger Universitätsklinik gestürzt; die Polizei gehe von Selbstmord aus.

erich loest 220 punctum peter frankeSchriftsteller Erich Loest
© Punctum/Peter Franke
Loest, geboren 1926 im sächsischen Mittweida, zählt zu den herausragenden Chronisten der DDR-Zeit. Mit Werken wie dem Roman "Nikolaikirche", der auch als Drehbuch eingerichtet und von Frank Beyer 1995 mit Ulrich Matthes in einer der Hauptrollen verfilmt wurde, arbeitete er die ostdeutsche Diktatur auf.

Über die Nachwendejahre verfasste Loest das Theaterstück "Ratzel hat ein Ziel vor den Augen", das in der Inszenierung des freien Regisseurs Volker Dirkes 2009 im Kulturzentrum Volkspark in Halle uraufgeführt wurde. Darin werde thematisiert, "wie die alten Kader der SED sich heute freuen und jubeln, wie sie über die Zeit gekommen und in der Linkspartei wieder auferstanden sind", sagte Loest seinerzeit der Deutschen Presse Agentur, wie auf dem Onlineportal des Märkischen Zeitungsverlags die-mark-online.de nachzulesen ist. In seiner Heimatstadt Leipzig wollte das Stück "niemand aufführen", so Loest damals.

Loest war in jungen Jahren SED-Mitlied und begann seine Karriere als Journalist bei der Leipziger Volkszeitung. Seit seinem Romandebüt 1950 arbeitete er als freier Schriftsteller und studierte Mitte der fünfziger Jahre am Leipziger "Literaturinstitut Johannes R. Becher". 1957 wurde Loest wegen angeblicher "konterrevolutionärer" Aktivitäten verurteilt und für siebeneinhalb Jahre im Zuchthaus Bautzen inhaftiert. Nach seiner Freilassung 1964 blieb er im Visier der Staatssicherheit. Mehrere seiner Werke mussten unter Pseudonym erscheinen. Aus Protest gegen die Zensur seines Romans "Es geht seinen Gang oder Mühen in unserer Ebene" (1978) trat Loest aus dem Schriftstellerverband der DDR aus. 1981 siedelte er in die Bundesrepublik über und kehrte erst nach dem Mauerfall nach Leipzig zurück, wo er 1996 zum Ehrenbürger ernannt wurde.

(chr)

 

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Kommentare  
Erich Loest: wiederlesen
Erich Loest hat gute Bücher geschrieben, die ich als "Wessi" - zeitverzögert - gerne gelesen habe. Ich finde, man sollte einige mal wieder lesen.
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